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„Dicke Titten, Kartoffelsalat“

flw24 meets Ikke Hüftgold

Ein Interview mal anders ;-)

Ikke stellt sich allen Fragen.

Auf dem Weg vom Bierkönig zum Oberbayern bentötigt das Trio gefühlte drei Stunden.

Nachts gegen 03:00 Uhr bringt der Eschhöfer das Oberbayern zum Beben.

Es ist Mittwochnacht 0:00h – eine angemessene Zeit um sich mit dem neuen König von Mallorca für ein Interview im legendären Bierkönig zu treffen. Ikke Hüftgold, der vom Eingang des Party-Bunkers bis zum Treffpunkt am DJ-Pult eine geschlagene halbe Stunde braucht, weil er seinen Fans jeden Selfie-Wunsch mit einer (Bier-)Ruhe erfüllt und nahezu jeden Gast per Handschlag begrüßt, freut sich auf das Treffen mit den „Jungs aus der Heimat“ und gibt uns erstmal selbstredend einen aus. Cheers!

Matthias Distel, wie „Ikke“ mit bürgerlichem Namen heißt, hat es an die Spitze der Partyschlager-Szene geschafft und das nicht nur mit seiner eigenen Kunstfigur Ikke Hüftgold. Nein, der Eschhöfer ist Produzent, Musiker, Autor und Manager in einem. Rund Zweidrittel der Partysongs am Ballermann stammen aus seiner Feder, gesungen von Künstlern wie Mia Julia, Lorenz Büffel, Honk, DJ Düse, uvm. – allesamt bei Matthias und seinem Geschäftspartner Dominik de Leon unter Vertrag. 

Alles begann mit einer Wette

„Eigentlich wollte ich schon längst aufhören. Die Auftritte hier in Mallorca gehen schon ganz schön auf die Pumpe, aber so einfach ist das nicht, schließlich habe ich gerade hier auf Malle den Durchbruch geschafft“, erklärt er uns. In Arenal hat er eine Künstlerwohnung und weiter außerhalb noch eine Finca, wo er Kraft tanken und mit seiner Familie zusammen sein kann. Bis Mitte September geht für ihn die Saison, danach muss er wieder „20 neue Songs für das kommende Jahr schreiben“. Seine Künstler und das Partyvolk müssen ja versorgt werden.

Dass es mal soweit kommen würde und der Vollblut-Rockmusiker Matthias Distel einmal den Ballermann erobern würde, hätte vor zehn Jahren noch niemand gedacht. Vor allem Matthias selbst nicht. Das ganze Ikke-Imperium – nennen wir es mal so – ist nämlich aus einer Wette entstanden:

„Du benutzt kein Deodorant, das hab ich gleich am Geruch erkannt“

„Dieser ganze Wahnsinn ist aus einer Wette heraus im Jahr 2008 entstanden. Ich habe damals ein Kinderhörspiel produziert als mein Freund Kai Sommerfeld in das Tonstudio kam und meinte, `mach doch nicht so einen Kinderquatsch, mach doch mal was anderes, was richtig Asoziales, mach doch mal ein Ballermann-Lied`. Da habe ich gesagt: `Du kannst mich mal am Arsch lecken. Niemals! Das ist doch das ALLERLETZTE. Ich bin Rockmusiker vom Herzen und deshalb wird es so ein Lied nie aus meiner Feder geben`. Darauf erwiderte Kai: `Ja, weil Du es nicht kannst`. Wenn das jemand zu mir sagt, dann kommt von mir meistens der Satz: `Geh zwei Kisten Bier holen und ich zeig Dir, dass ich es kann.  Der Verlierer zahlt`. Kai ist an die Aral gefahren und hat Bier geholt, währenddessen habe ich den ersten Satz geschrieben, der da hieß: `Du benutzt kein Deodorant, das hab ich gleich am Geruch erkannt`. Das war der erste Satz von Ikke Hüftgold und danach kam es zu einer Kettenreaktion in meinem Kopf und ich hatte jeden Tag eine Scheiß-Idee. Schließlich blieb uns nix anderes übrig als nach einem halben Jahr eine Firma daraus zu gründen, die dann nach meinem Kumpel Kai Sommerfeld benannt wurde, nämlich Summerfield Music“.

Der Durchbruch am Ballermann gelang Ikke im Jahr 2013 mit seiner bislang erfolgreichsten Scheiß-Idee, nämlich mit dem Hit „Dicke Titten, Kartoffelsalat“. Mittlerweile sowas wie die inoffizielle Hymne vieler Party-Reisender und Fußballvereine. Auch an der Playa in Palma stimmt tagtäglich eine kleine Blas-Kapelle die gängige Melodie des Gassenhauers an.

Streit mit der BILD

Die Rolle des „Ikke Hüftgold“ lebt Matthias auf der Party-Meile Mallorcas und auf von ihm selbst ins Leben gerufenen Mallorca-Partys in Deutschland aus. Dort hat er zuletzt in Dortmund und Oberhausen jeweils vor über 30.000 Leuten performt. „Das ist einfach nur Wahnsinn, da kriegste echt Gänsehaut“, sagt er. In Mallorca tritt er dreimal die Woche auf - momentan nur noch im Oberbayern, weil die mallorquinischen Behörden seine Auftritte im Bierkönig torpediert haben. Nicht unschuldig ist dabei die einseitige und verunglimpfende Berichterstattung der BILD-Zeitung bzw. eines speziellen BILD-Redakteurs, der auf der Balearen-Insel Stimmung gegen Ikke macht und ihn, den Mallorca-Party-König, als Auslöser von Ausschreitungen der letzten Wochen sieht. Dem Reporter wird er aber noch „ordentlich ans Bein pissen“, verspricht Ikke. Der habe es auf ihn abgesehen, warum auch immer. Neid? Dass die Anschuldigungen völliger Quatsch sind, wird bei Ikkes Auftritt zwei Stunden später im Oberbayern deutlich –  wir machen uns davon selbst ein Bild. Ikke Hüftgold macht fette Party, singt seine Mitgröll-Songs und lässt die Meute toben – im positiven Sinne. Es ist für viele Partygänger der absolute Höhepunkt des Abends.

„Modeste, Modeste - Anthony Modeste“ (feat. VfL Eschhofen)

Natürlich läuft auf der Partymeile der Balearen auch überall der Anthony Modeste-Song, den Ikke zusammen mit seinem Heimatverein VfL Eschhofen aufgenommen hat und der auch der eigentliche Grund unserer Anreise ist. „Das ist schon eine super Nummer von den Eschhöfer Jungs gewesen – ausgerechnet von meinem Heimatverein. Echt Geil. Da musste ich schnell reagieren und den Song gemeinsam mit den VfL-Spielern und der Kreisligalegende produzieren. Mit Eurem Post auf flw24 habt ihr ja auch ordentlich zur Verbreitung beigetragen, Prost!“. Das Balkon-Video der über den Ex-Kölner singenden Eschhöfer Jungs wurde zum viralen Online-Hit – selbst meine zweieinhalbjährige Tochter trällert den Ohrwurm stets mit. Der Modeste-Song ist bei den Itunes-Partycharts in diesem Sommer auf Platz 2 – nur geschlagen vom Song „Johnny Däpp“ von Lorenz Büffel – natürlich ebenfalls von Ikke bzw. Matthias Distel geschrieben und produziert.

„Fünfmal in der Hessen-Auswahl gespielt“

Bleiben wir aber beim Thema Fußball. Matthias hat auch selbst mal gekickt und das gar nicht mal so schlecht. Mit der Aussage, dass er in der Jugend sogar fünfmal Hessen-Auswahl gespielt hat, bleibt uns doch glatt der Strohhalm aus dem Wodka-Lemon im Hals stecken. Ehrlich? „Ich habe bei meinem Heimatverein VfL Eschhofen angefangen und dort bis zur C-Jugend gespielt. Danach bin ich zur TSG Oberbrechen gewechselt, die damals im Jugendbereich sehr erfolgreich war. Dort spielte ich zwei Jahre mit Kollegen wie Peter Steinebach und Torben Hecker unter dem legendären Trainer Hansi Steinebach zusammen. Dann wurde ich vom RSV Würges abgeworben, der im A-Jugendbereich damals die Nr. 1 im Landkreis war. Dort habe ich es dann auch in den Stammkader der A-Jugend-Bezirksauswahl geschafft und durfte auf einem Turnier fünf Spiele für die Hessen-Auswahl machen.“

Die Liaison mit der Trainer-Frau

Seine Karriere endete bei den Würgesern dann aber vorzeitig - nennen wir es mal Ikke-like: „Beim RSV Würges habe ich Ärger bekommen, weil ich eine Liaison mit der Frau meines Trainers angefangen habe und so bin ich dort unehrenhaft entlassen worden. Aber ich hätte ohnehin aufgehört, weil ich damals eher Rock-Musik und Frauen im Kopf hatte als Fußball“. Später ging er dann aber doch nochmal als Tormann, „weil man da nicht so viel laufen musste und ich es irgendwie gut konnte“,  zurück aufs Feld und hütete noch drei Jahre das Tor der ersten Mannschaft des VfL Eschhofen in der Bezirksliga. „Irgendwann hatte ich dann keine Zeit mehr dafür, weil ich mich mit meiner Gartenbau-Firma selbständig gemacht hatte und ich eine Familie gegründet habe. Vom Herzen her bin ich aber nach wie vor bei meinem VfL“.

Promi-Kick mit Poldi und Loddar

Der zudem bekennende Eintracht-Fan verfolgt die Ergebnisse seiner Eschhöfer „natürlich über flw24“, sagt er grinsend und stößt mit uns an. Skol! Ein ganz besonderes Fußball-Erlebnis hatte Ikke übrigens im vergangenen Januar bei einem Benefiz-Promi-Turnier, zu dem er von Lukas Podolski eingeladen wurde und mit bzw. gegen Größen wie Lothar Matthäus, Ulf Kirsten oder Tim Wiese gespielt hat. „Da standen 800 Länderspiele auf dem Platz und ich war mittendrin. Das war schon mega.“

Der Poldi, mit dessen Familie Ikke „ziemlich dicke“ ist, hatte ihn übrigens auch damals bei der Veröffentlichung des kontroversen  „Urensohn“-Songs über „Imo Erner“ angerufen und gesagt, dass das doch scheiße sei für einen jungen Spieler. Aber für Ikke ist der Song reine Satire und soll niemanden verunglimpfen. „Der Text ist ja auch ein anderer als er oft gesungen wird. Ich bin ein großer Fan von Timo Werner. Der ist ein super Fußballer und schießt uns hoffentlich nächstes Jahr zum WM-Titel“. Live spielt Ikke den polarisierenden Song übrigens nicht. Wenn die „Urensohn“-Sprechchöre aufkommen reagiert er schnell und singt auf die eingängige Melodie meist „Donald Trump ist ein H....sohn“ oder „Ikke Hüftgold ist ein Sexsymbol“. Er hat seine Party-Meute eben voll im Griff und die lieben ihn dafür, dass er so ist wie er ist – eine verdammt coole Socke eben!

Als Star sieht er sich übrigens nicht: „Mich kennen vielleicht 1 Million Menschen in Deutschland, das ist ja bei 80 Millionen Einwohnern relativ wenig.  Gut, in Mallorca ist die Relation etwas anders, da kennt mich fast jeder, aber als Star fühle ich mich trotzdem nicht.“ Und das sieht man auch. Auf dem Weg zu seinem Auftritt im Oberbayern nimmt sich Ikke Zeit für jeden Fan, spricht mit jedem Türsteher, Kassierer oder sonst wem und gibt sich als offener Kumpeltyp von nebenan.

Das „Summerfield –Imperium“

„Meine Töchter sind jetzt 11 und 14 Jahre alt und gehen auf die Marienschule. Denen ist die ganze Ikke Hüftgold-Geschichte natürlich auch manchmal etwas peinlich, aber es ist eben eine Rolle, die ich hier spiele“, gesteht Matthias. Mit dieser Rolle und dem Drumherum hat sich der ehemalige Unter- und Mittelstufensprecher der Tilemannschule ein kleines Imperium mit insgesamt fünf eigenen Firmen aufgebaut:

„Aus der einstigen Wette ist ein mehrschichtiges Unternehmen gewachsen, dass sich in vier Spaten aufteilt: Summerfield Music, unsere Produktionsfirma - da geht es rein um Kreativarbeit im Bereich Pop-Schlager. Wir produzieren hier für einen Großteil der Partyschlager-Szene. Daneben gibt es Summerfield Booking, unsere Booking-Agentur mit vielen Exklusivkünstlern. Unter dem Deckmantel Mallorca-Partys Deutschland organisieren wir hier ca. 20 eigene Events in ganz Deutschland – im August sind wir damit auch in Limburg. Dann gibt es Summerfield Records, unsere eigene Plattenfirma, mit der wir unsere Musik komplett selbst vermarkten und über unsere Kanäle veröffentlichen. Zudem habe ich noch Summerfield Medien ins Leben gerufen, wo ich das Medienmanagement für Künstler übernehme und beispielsweise Werbeverträge für diese aushandle. Zu guter Letzt gibt es natürlich noch meine großartige Gartenbaufirma Sommerfeld Grünanlagen, die nichts mit dem Musik-Business zu tun hat und die ich schon vor dem Ikke-Dasein hatte  - so schließt sich der Kreis“. Ein wahrlich beachtlicher Kreis. Respekt!

Danke IKKE

Wir durften uns in Malle ein Bild von Ikke Hüftgold machen und den Eschhöfer Kult-Sänger einen Abend lang begleiten. Er ist zweifelsohne derzeit der angesagteste Party-Sänger (der er nie sein wollte) der Insel und das liegt nicht nur an seinen – nennen wir sie mal dem Ort und den Zuschauer entsprechend – „genialen Mitgröll-Gassenhauern“, sondern auch an seiner offenen Art, die nicht nur Ikke, sondern vielmehr Matthias Distel charakterisiert. Wir wünschen Matthias weiterhin viel Erfolg und freuen uns ihn weiter als flw-Leser begrüßen zu dürfen. Danke für den starken Abend. Bis demnächst in Limburg*. Gude und Prost!

*Am 18. August findet IKKEs Mallorca-Party-Heimspiel in der Limburger Markthalle statt. Rumkommen und feiern!

Text und Interview von Timm Henecker.