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„Immer die PECH-Regel anwenden“

flw24-Interview mit Dr. Ralph-Ingo Kern – Limburger Orthopäde und Mannschaftsarzt der TSG 1899 Hoffenheim

Dr. Ralph-Ingo Kern im Trainingslager der TSG Hoffenheim. Foto: DG Kommunikation

Unser heutiger Interviewpartner ist der Sportarzt Dr. Ralph-Ingo Kern, der in Limburg-Blumenrod eine orthopädische Praxis betreibt und zudem der Mannschaftsarzt des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim ist. Der heute 50-Jährige, der auch schon im flw-Land ein Team in der Hessenliga medizinisch betreute, ist verheiratet und hat drei Kinder. Selbst war Ralph-Ingo Kern ebenfalls im Leistungssport tätig und gehörte acht Jahre lang zur deutschen Kunstturn-Nationalmannschaft. Der in Leingarten bei Heilbronn aufgewachsene Orthopäde zählt „Boot fahren“, „Fußball spielen“ und  „Fitness“ zu seinen Hobbies und nennt „natürlich“ die TSG 1899 Hoffenheim als seinen Lieblingsverein im Profifußball.

flw24: Sehr geehrter Herr Dr. Kern, uns interessiert zunächst einmal wie ein Limburger Orthopäde Teamarzt des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim wird?

Dr. Ralph-Ingo Kern:
Der Kontakt kam vor zwei Jahren über den in der Ethianum Klinik in Heidelberg tätigen Kollegen Dr. Lehmann zu Stande. Mit ihm zusammen habe ich vor Jahren schon die Basketballer der damaligen „Opel Skyliners“ in Frankfurt betreut. So kam dann eines zum anderen.

flw24: Sie haben selbst Leistungssport betrieben. Was waren Ihre größten Erfolge als Kunstturner?

Dr. Ralph-Ingo Kern: Ich bin 16-facher deutscher Meister im Kunstturnen und habe an den Olympischen Spielen 1988 in Seoul teilgenommen. Darüber hinaus habe ich an drei Weltmeisterschaften und insgesamt vier Europameisterschaften im Kunstturnen teilgenommen. Der 3. Platz mit der Mannschaft bei der Weltmeisterschaft 1991 in Indianapolis gehört dabei sicherlich  zu meinen größten Erfolgen.

„Die Betreuung beschränkt sich nicht nur auf die Spieltage“

flw24: Wie können wir uns ihren Job in Hoffenheim vorstellen? Einmal die Woche Sprechstunde (schließlich haben Sie ja auch noch Ihre Praxis in Limburg-Blumenrod) und am Wochenende Bereitschaft auf der Ersatzbank im Stadion?

Dr. Ralph-Ingo Kern: Ich teile mir die Betreuung der Jungs in Hoffenheim mit einem Kollegen, so dass ich tatsächlich einmal in der Woche im Trainingszentrum bin. Auch die Arbeit an den Wochenenden teilen wir uns für gewöhnlich. Die Betreuung beschränkt sich am Wochenende aber natürlich nicht nur auf die Spieltage, sondern ich bin am Tag vor dem Spiel,  am Spieltag selbst und auch am Tag danach zur Versorgung der verletzten Spieler vor Ort.

flw24: Mit welchen Verletzungen haben die Bundesliga-Spieler am meisten zu kämpfen?

Dr. Ralph-Ingo Kern: Am meisten verletzen sich die Spieler natürlich an den unteren Extremitäten. Hier kommt es zu  Prellungen, Zerrungen, Distorsionen und Muskel-Sehnen-Verletzungen. Auch Kopfverletzungen kommen öfter vor.

„Natürlich begleite ich die Spieler auch in der Rehabilitation“

flw24: Betreuen Sie die Spieler auch in der Reha?

Dr. Ralph-Ingo Kern: Natürlich begleite ich die Spieler auch in der Rehabilitation nach Verletzungen. Hier leisten jedoch die Physiotherapeuten und unsere Athletiktrainer die Hauptarbeit. Wichtig ist vor allem die Zusammenarbeit von Arzt, Physiotherapeut und Athletiktrainer. Das passt bei uns in Hoffenheim super zusammen, denn alle ziehen hier an einem Strang. Deshalb, so glaube ich, sind wir auch ein so starkes und gutes Team.

„Traurig war für mich der Abstieg des RSV Würges“

flw24: An welche aufregenden/spannenden Momente erinnern Sie sich als Arzt im Leistungssport gerne oder nicht so gerne zurück?

Dr. Ralph-Ingo Kern: Als sehr traurig empfand ich damals den Abstieg des RSV Würges aus der Hessenliga, den ich zu jener Zeit als Team-Arzt betreute.

Am aufregendsten war der Verlauf der letzten Saison bei der TSG Hoffenheim mit dem letztendlichen „Nichtabstieg“ und der Sieg in dieser Saison zu Hause gegen den FC Bayern.

flw24: Welche Erfahrungen haben Sie in Würges gemacht? Haben Sie noch weitere Vereine aus der Region unterstützt oder einen speziellen Bezug zu bestimmten Teams?

Dr. Ralph-Ingo Kern: Wie zuvor schon erwähnt, war der Abstieg des RSV für mich ein nicht so schönes Erlebnis. Ich hatte ein super Verhältnis zu allen im Verein. Auch heute habe ich dadurch noch einen sehr guten Kontakt zu Dirk Krämer  (Benefit AG und ehemaliger Spieler des RSV Würges) und Thorsten Wörsdörfer, den damaligen Trainer. Sie sind beide zu sehr guten Freunden geworden und erinnern mich oft an die Zeit in Würges.  Da „Wörsi“ als Trainer in Dietkirchen tätig ist und wir weiterhin gut befreundet sind, sehe und behandle ich logischerweise auch einige der Spieler aus Dietkirchen. Aber auch die Spieler aus Würges sind bei mir noch öfter anzutreffen.

flw24: Zu den gängigsten Verletzungen im Amateur-Fußball gehören sicherlich  Dehnungen, Zerrungen oder Muskelfaserrisse – welche Behandlungsformen raten Sie betroffenen Amateurfußballern bei diesen Verletzungen?

Dr. Ralph-Ingo Kern: Akut ist immer erst mal die „PECH-Regel“ anzuwenden.

Pause – Eis – Compression – Hochlagen 

Die gute Erstversorgung ist die halbe Miete. Danach muss man sehen wie es geht und je nach Einzelfall entscheiden, wie die Behandlung fortzuführen ist.

flw24: Wie und wo kann man sich in Ihre orthopädischen Hände begeben, wenn Sie nicht in den Fußball-Stadien der Republik unterwegs sind?

Dr. Ralph-Ingo Kern: Zum einen können Termine in meiner orthopädischen Praxis in Limburg-Blumenrod vereinbart werden:

Orthopädische Praxis Dr. Kern; Zeppelinstraße 3; 65549 Limburg; Tel.: 06431/41044; www.drralphkern.de

Zum anderen betreibe ich noch eine private sportorthopädische Sprechstunde im „Ethianum Klinikum“ in Heidelberg.

Ethianum Klink Heidelberg; Voßstraße 6; 69115 Heidelberg; Tel: 06221/8723448; www.ethianum.de und  Sportorthopädie

„Auch nächste Saison in Hoffenheim“

flw24: Zum Abschluss noch eine Frage zu Ihrer persönlichen Zukunft - werden Sie auch in der kommenden Saison bei Spielen auf der „Hoffenheimer Bank“ sitzen?

Dr. Ralph Kern: Das Geschäft im Fußball ist natürlich schnelllebig. Aber ich gehe davon aus, dass ich nächste Saison weiterhin auf der Bank bei der TSG sitzen werde.

flw24: Dr. Kern, besten Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Timm Henecker.