Anzeige

„Es läuft genau so, wie ich es mir erhofft habe“

Constantin Heider ist von RB Leipzig an die St. Louis University gewechselt

Conni im Dress der "Kobolde".

Conni in der Startelf der St. Louis Billikens. (Fotos: Saint Louis Athletics)

Eines seiner Highlights bisher in den Staaten war der Besuch eines NHL-Spiels der St. Louis Blues gegen die Detroit Red Wings.

Im September 2015 haben wir schon einmal über den Niederbrechener Constantin Heider im Nachwuchsleistungszentrum von RB Leipzig berichtet (Link). Seitdem hat sich Einiges getan bei Constantin. Erst entschloss er sich dazu, RB Leipzig zu verlassen, dann bekam er das Angebot, im Rahmen eines Stipendiums in den USA gleichzeitig zu studieren und auf professioneller Ebene Fußball zu spielen. Warum er RB Leipzig verlassen hat und wie es ihm in den USA gefällt, erzählt er im Interview mit der flw24-Redaktion.

flw24: Constantin, mittlerweile bist du seit drei Monaten in den USA. An welcher Uni studierst du dort und was studierst du?

Constantin: Ich studiere International Business an der St. Louis University – und spiele im Fußballteam der Uni, den St. Louis Billikens, was übersetzt Kobolde heißt. 

flw24: Wie läuft es bisher sportlich gesehen? Spielst du regelmäßig und wenn ja, auf welcher Position? Schon Tore gemacht?

Constantin: Sportlich gesehen läuft es für mich persönlich bisher genau so, wie ich es mir vorgestellt beziehungsweise erhofft habe. Ich habe mit Ausnahme von drei Spielen in allen Spielen von Beginn an als Rechtsverteidiger gespielt, und in lediglich einem Spiel bin ich gar nicht zum Einsatz gekommen. Zwei Tore und zwei Assists konnte ich dabei schon verbuchen. Wobei beide Tore mehr oder weniger kurios waren, da das erste eine direkt verwandelte Ecke war und das zweite ein direkt verwandelter Freistoß nahe der Eckfahne. Fotos all unserer Heimspiele kann man übrigens im Internet finden (Link). 

„Da habe ich nicht lang gezögert…“

flw24: Als wir uns das letzte Mal unterhalten haben, warst du noch in der U23 von RB Leipzig aktiv. Wie kam es zu dem Entschluss, RB zu verlassen und in die USA zu gehen?

Constantin: Ursprünglich wollte ich schon im Sommer 2015 zu Darmstadt 98 wechseln, das hat aber so kurz vorm Abi mit der Schule nicht geklappt. In Leipzig kam ich in der U23 einfach nicht auf die Spielzeiten, die nötig gewesen wären, um mich weiter zu entwickeln. Es ist natürlich schwierig, wenn jedes Wochenende fünf, sechs oder sieben Profis runterkommen, die logischerweise zuerst spielen sollen. Ich hatte zwar noch die Option, in Leipzig um ein Jahr zu verlängern, hatte mich aber entsprechend früh dazu entschieden, den Verein zu verlassen. Ich wurde dann von einer Agentur kontaktiert und gefragt, ob ich mich für ein Stipendium in den USA bewerben möchte. Da habe ich nicht lang gezögert…

flw24: Wurde St. Louis gleich auf dich aufmerksam?

Constantin: Zu Beginn kamen Anfragen kleinerer Colleges, die auch schon sehr interessant waren. Dann meldete sich aber St. Louis, dort war ein Rechtsverteidiger abgesprungen. Das war meine Chance auf ein Vollstipendium, bei dem die Uni beinahe alle Kosten übernimmt. Zudem ist die St. Louis University eine große Uni mit circa 15.000 Studenten – und die Fußballmannschaft hat in den letzten Jahren immer gut mitgespielt.

flw24: Wie lange geht das Studium nun? Und hast du einen Vertrag über die komplette Dauer des Studiums?

Constantin: Das Studium dauert vier Jahre. Ich habe für die vollen vier Jahre einen Vertrag, kann aber selbst nach jedem vollendeten Jahr abbrechen, falls es mir nicht mehr gefallen sollte.

„Meine deutschen Mitspieler kommen auch aus Nachwuchsleistungszentren größerer Vereine.“ 

flw24: Aber bislang kommst du gut klar, oder? Du erwähntest schon bei unserem damaligen Gespräch, dass es noch weitere Deutsche im Team gibt: Woher kommen denn die anderen Deutschen und haben sie einen ähnlichen Hintergrund, sprich kommen sie auch aus Nachwuchsleistungszentren großer Vereine?

Constantin: Mit meinen Teamkollegen komme ich super klar. Da man hier nicht nur zusammen Fußball spielt, sondern auch zusammen lebt und studiert, sind das Zusammenleben und auch die freundschaftlichen Beziehungen natürlich viel enger. Meine deutschen Mitspieler haben wie ich in Nachwuchsleistungszentren gespielt. Zwei kamen vom Nachwuchsleistungszentrum des VfL Osnabrück und wohnen auch in der Nähe von Osnabrück und einer hat die Schuhe für den HSV und Greuther Fürth geschnürt und kommt aus Hamburg.

„Ich bekomme wöchentlich Feedback von einem unserer Coaches, mit Videoanalyse“

flw24: Und wie kommst du mit deinem Coach klar? Bekommst du gutes/konstruktives Feedback?

Constantin: Mit meinem Coach komme ich gut klar. Wir haben zwar manchmal unterschiedliche Ansichten, was das Fußballerische angeht, aber menschlich ist er super. Feedback bekommen wir immer in unseren wöchentlichen Meetings mit einem unserer Coaches. In meinem Fall, als Freshman (Neuling, Anm. der Redaktion), ist es ein Meeting mit einem unserer Co-Trainer, bei dem wir uns meine Szenen vom letzten Spiel anschauen und diese analysieren.

flw24: Wie sind deine Noten an der Uni? Kannst du Fußball und Lernen gut kombinieren?

Constantin: Mit meinen Noten bin ich super zufrieden. In meinen Midterms, den Zwischennoten, hatte ich bis auf einen Kurs nur „A“s, sprich das Bestmögliche. Es ist zwar teilweise schwer, wenn man viel Unterricht verpasst aufgrund der Reisen, aber da die Professoren das wissen, nehmen die meisten ein wenig Rücksicht auf uns Athleten. Aber trotzdem vergisst man durchs Reisen schon eher mal die eine oder andere Hausaufgabe. 

„…weil 3000 bis 4000 Zuschauer da waren.“

flw24: Was waren deine Highlights bislang? Positiv wie negativ?

Constantin: Als sportliches Highlight würde ich bisher mein erstes Tor bezeichnen. Zum Einen, weil es einfach mein erstes Tor war für St. Louis und zum Anderen, weil bei diesem Spiel 3000 bis 4000 Zuschauer da waren. Ein weiteres Highlight war mein erstes NHL-Spiel der St. Louis Blues gegen die Detroit Red Wings. Auch wenn ich keine Ahnung von Eishockey habe, war es einfach cool, dabei zu sein und den Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Sportevents zu sehen.

Ein besonderer Moment, „besonders“ aber eher im Sinne von „augenöffnend“, war auf jeden Fall die Busfahrt zu einem Spiel durch ein Ghetto in Philadelphia. Da sieht man einerseits einen starken Unterschied zu deutschen „Ghettos“, und zum anderen sieht man einfach das krasse Gefälle zwischen den Klassen in Amerika.

flw24: Wie ist das Partyleben? Oder kommt das erst in der Fußballpause?

Constantin: Das Partyleben, so wie ich es bisher erlebt habe, ist auf jeden Fall anders als in Deutschland. Allein schon, weil man in Deutschland mit 16 oder 18 trinken darf und mit 18 in Clubs reinkommt. Das ist hier alles erst ab 21 erlaubt. Von daher finden hier oft Hausparties statt. Aber bislang bleibt sowieso kaum Zeit zum Feiern, da unser Spielplan sehr eng ist. Das kommt dann demnächst. (lacht)

flw24: Gut, Conni, vielen Dank für das Interview und erstmal weiterhin viel sportlichen Erfolg. Wir freuen uns drauf, wenn du im Dezember mal wieder vorbeischaust in der Heimat.

Constantin: Danke und bis bald.

Conni und seine direkt verwandelte Ecke, kann man mal so machen ;-)

 

<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/k8hed52nbaU" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>