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Interview mit Johann Mattersberger

Claus Coester führte dieses Interview am 14.01.2003

Foto © Claus Coester

Angaben zur Person: 

Johann Mattersberger , geb. 15.04.63 in Matrei in Österreich/Osttirol
verheiratet, 2 Kinder (Tim 8 Jahre und Isabell 4 Jahre)
Beruf: Forstwirt

Angaben zur Spieler-Trainerlaufbahn

Als Spieler :
- Union Raika Matrei (Jugend u. Senioren)
- TuS Löhnberg (2 Jahre)
- FSV Braunfels (1 Jahr)
- TuS Laubuseschbach (1 Jahr) 

Als Spielertrainer:
- RSV Dauborn (3 Jahre - davon 2 Jahre Co-Trainer; 1 Jahr Spielertrainer)
- TuS Waldernbach (3 Jahre)
- TuS Elkerhausen (2 Jahre)
- SV Villmar (z.Zt. im dritten Jahr)


flw24 = Redaktion
HM = Hans Mattersberger


flw24: Herr Mattersberger , Ihre Mannschaft belegt zu Beginn der Winterpause Rang 1 der Bezirksliga. Überraschung oder insgeheim erhofft nach dem Abstieg?

flw24: Wir waren in der glücklichen Lage, dass fast alle Spieler (außer Torwart Ingo Schranz für den wir mit Thomas Quell einen gleichwertigen Ersatz fanden) sich bereit erklärten weiterhin für den SV Villmar zu spielen.
Als Absteiger muss man sich immer mit Problemen auseinandersetzen, die andere Teams in der gleichen Klasse nicht haben (Motivation gegen vermeintlich schwächere Gegner ? dann die vielen Derbys ? sehr hohe Erwartungshaltung der Zuschauer). Für die meisten Vereine sind die Spiele gegen den Absteiger auch gleichzeitig die Höhepunkte des Jahres.
Bisher ist es uns aber gelungen, diese kleinen Hürden zu nehmen, da ich auch weiß, zu was meine Spieler in der Lage sind. Wenn jeder seine Möglichkeiten voll ausschöpft, ist der erste Rang in der Bezirksliga für mich keine Überraschung.

flw24: Machen sich Trainer und Verantwortliche des SV Villmar jetzt ernsthaft Gedanken um einen möglichen Aufstieg?

HM: Bis zum Aufstieg ist es noch ein weiter und steiniger Weg. Selbst wenn es so kommen sollte, wird es keine großen Veränderungen geben, denn Villmar ist ja bekannt dafür, dass fast ausschließlich eigene Spieler im Kader stehen, und daran wird auch ein möglicher Aufstieg in die BOL Wiesbaden nichts ändern.

flw24: Wie schätzen Sie die Spielstärke des eigenen Teams im Vergleich zur Abstiegsmann-schaft ein? Wen sehen Sie als ärgste Konkurrenten im Rennen um den Aufstieg? Brauchen Sie im Fall eines Aufstiegs einige personelle Nachbesserungen oder halten Sie Ihren Kader für ausreichend stark?

HM: Personell hat sich die Mannschaft nicht verändert. Dafür aber die Taktik: von Konter-fußball in der Bezirksoberliga, auf Angriffspressing in der Bezirksliga.
Spielerisch sah es in der BOL meistens besser aus, denn jetzt sind doch viele Gegner nur darauf bedacht, unser Spiel zu zerstören. Als ärgste Konkurrenten um den Aufstieg sehe ich Niederbrechen und Kubach/Edelsberg. Wobei die Kubacher uns nur dann gefährlich werden, wenn sie Mitte Februar bei uns gewinnen. Etwas anders sieht es bei Niederbrechen aus, eine solide Aufbauarbeit über mehrere Jahre mit eigenen Spielern, Defensivprobleme wurden vor der Runde durch gezielte Verstärkungen ausgeräumt, dazu haben sie mit ?Bernhard Krämer? den erfahrensten und wohl besten Trainer im Kreis, der es verstehen wird bis zum Runden-ende die Spannung hochzuhalten. Um von Anfang an Konkurrenzfähig zu sein wäre es im Falle eines Aufstiegs sinnvoll sich zu verstärken. Da die Personalpolitik bei uns etwas anders aussieht (eigenen jungen Talenten eine Chance geben ? was für uns auch der richtige Weg ist) muss man das Risiko einkalkulieren am Ende der Saison wieder bei den Absteigern dabei zu sein.

flw24: Wann beginnen Sie mit der Vorbereitung für die Fortsetzung der Runde und worauf werden Sie besonders Augenmerk dabei legen?

HM: Wir beginnen am 14. Januar mit der Vorbereitung auf die Rückrunde und werden großen Wert auf die Fitness legen, da die Witterung und die damit verbundenen Platzverhältnisse nicht immer ein Training mit Ball zulassen, dass auch der Förderung des Zusammenspiels dient.

flw24: Sehen Sie zwischen den Spitzenteams der Bezirksliga und dem unteren Drittel der BZOL einen deutlichen Unterschied und wenn ja welchen?

HM: Der Unterschied merkt man erst wenn man selbst in beiden Klassen gespielt hat. Um in der BOL gegen einen schwächeren Gegner zu gewinnen, müssen alle Spieler ?Top-Leistung? bringen. In der Bezirksliga reicht manchmal eine durchschnittliche Leistung um gegen ein Spitzenteam klar zu gewinnen.

flw24: Mit welchen Argumenten würden Sie einen neuen Spieler motivieren, sich dem SV Villmar anzuschließen?

HM: Eine der wenigen Mannschaften im Kreis, die mit eigen Spieler auskommt. Wir zählen selbst nach dem Abstieg immer noch zu den Spitzenteams im Raum Limburg-Weilburg. Und nirgendwo ist es für einen Spieler einfacher zu den ersten Elf zu gehören, und auf einem so hohen Niveau zu spielen.

flw24: Sie sind ein Kenner der Fußballszene in unserem Kreis. Ist nach Ihrer Einschätzung das Niveau in der Bezirksliga durch die Zusammenlegung von Limburg und Oberlahn gestiegen?

HM: Eine Erkenntnis hat die Zusammenlegung gebracht, dass die Oberlahnvereine eine viel bessere Rolle spielen als das von vielen ?Experten? vermutet wurde. 
Das Niveau hat sich schon letztes Jahr verschlechtert, da zwei Kreisvertreter in die BOLW aufgestiegen sind. Sollte es in diesem Jahr wieder zwei Aufsteiger in die BOLW geben, und kein Kreisvertreter absteigen, würde die Bezirksliga weiter an Attraktivität verlieren.

flw24: Zum Schluss: Sie dürften für eine Woche bei einem Trainer Ihrer Wahl in die Lehre gehen. Wen würden Sie aussuchen und warum gerade diesen?

HM: Ein echtes Vorbild gibt es nicht. Vielleicht Christoph Daum: Er versucht im täglichen Training immer neue Wege zu gehen, ist ein absoluter Fachmann, und ist eben etwas anders als die meisten seiner Kollegen.

flw24: Herr Mattersberger, ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Ihnen für Ihre berufliche und private Zukunft alles Gute.

Foto: SV Villmar