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Interview mit Jürgen Menger

Claus Coester führte dieses Interview am 04.11.2002

Foto © privat

Zur Person:
Jürgen "Schorsch" Menger, Trainer des Landesligisten RSV Würges. Der Name "Schorsch" wurde ihm bei Mainz 05 verpasst. Korrekt: Heinz-Jürgen Menger

Kurze Angaben zu Alter und Laufbahn als aktiver Spieler und Trainertätigkeit:

- 41 Jahre verheirat 3 Söhne (16, 12 u. 5) die ebenfalls Fußball spielen 
- Beruf: Bankkaufmann

sportliche Laufbahn: 
- 4 Jahre Mainz 05 (Südwestmeister, Südwest-Pokalsieger, Deutscher Amateumeister 1982, Auswahlspieler des Südwest-Verbandes)
- 3 Jahre SC Freiburg in der 2. Bundesliga (ca. 80 Zweitligaspiele)
- 2 Jahre SV Wiesbaden in der Oberliga Hessen , anschl. 12 Jahre SV Wehen (5 Jahre Spieler 1. Mannschaft Oberliga Hessen) anschl. Trainer:
- 3 Jahre B-Jugend (2x Meisterschaft)
- 4 Jahre A-Jugend (Aufstieg in die Hessenliga anschl. Aufstieg in die Regionalliga Süd)
- 2 Jahre Trainer der Landesliga-Mannschaft des SVW II. (Platzierung 3 sowie Platz 2 im Vorjahr und Teilnehmer Relegationsrunde zum Aufstieg in die Oberliga Hessen)


flw24 = Redaktion
JM = Jürgen Menger


flw24: Herr Menger, Sie sind jetzt gut 4 Monate beim RSV Würges verantwortlicher Trainer. Welche erste Zwischenbilanz zu Verein und Umfeld können Sie nach dieser Phase ziehen?

JM: Bisher ein sehr positives Fazit. Sicherlich nicht nur geprägt durch die momentanen Erfolge. Im sportlichen Bereich kann ich, wie man so schön sagt, "schalten und walten" ohne "Fremdeinwirkung". Sponsoren und Vereinsoffizielle konzentrieren sich auf Ihre Aufgaben im Verein. Eben diese Faktoren im Vorfeld waren ausschlaggebend, einen Wechsel zum RSV Würges vorzunehmen.
Die Begeisterung des Publikums/Fans in und um Würges ein anderer Faktor. Diese Erwartungen sind bisher absolut erfüllt bzw. zum Teil sogar übertroffen worden. 

flw24: Nach einigen mageren Jahren scheinen nun wieder fette Jahre im Bad Camberger Vorort anzubrechen. Welchen Stellenwert hat nun, da Ihre Mannschaft die Tabellenspitze der Landesliga Mitte ziert, die Vokabel "Aufstieg" und welche Konkurrenten sehen Sie im Mai 2003 im Spitzentrio?

JM: Die Vokabel "Aufstieg" und "Fette Jahre" nach 13 Spielen (!!!) zum Thema werden zu lassen, halte ich für absolut verfrüht. Meine junge Mannschaft (Durchschnittsalter 23) sollte sich in diesem Jahr erstmal wieder in der erweiterten Landesligaspitze etablieren. Ein weiteres Saisonziel war es, das Würgeser Publikum mit attraktivem Fusßball zu begeistern. Dass man zum jetzigen Zeitpunkt so gut in der Tabelle platziert ist, war sicherlich nicht zu erwarten. Dennoch sollten Fans und Umfeld dieser jungen Mannschaft auch schwächere Saisonphasen verzeihen. Sie wird es sicherlich "danken". Dennoch sei dem Fan unseres RSV aber auch mal erlaubt zu träumen.
Ein absolutes Topteam und Favoriten sehe ich in dieser Saison nicht. Braunfels, Ederbergland und Wetzlar gehören sicherlich zu den Titelaspiranten.

flw24: Wenn Sie den Kader, der Ihnen zur Verfügung steht, charakterisieren: 
Welche Stärken, welche Schwächen weist er auf?


JM: Die Stärken dieser Mannschaft sind sicherlich das "kameradschaftliche Miteinander" (Teamgeist) sowie eine gewisse "Spielstärke". Ferner wurde diese intakte Mannschaft aus dem Vorjahr auf Schlüsselpositionen gezielt ergänzt mit fußballerisch gut ausgebildeten Spielern.
Schwächen hat natürlich jede Mannschaft (auch der RSV Würges).
Diese zu veröffentlichen, würde die Konkurrenz erfreuen. Von daher halte ich mich diesbezüglich bedeckt und spreche diese im Kreise der Mannschaft an.

flw24: Herr Menger, Sie sind unter den sportlichen Fachleuten bekannt als ein konsequenter Trainer, der das Wort Disziplin nicht nur wegen der Rechtschreibung groß schreibt. Beleg dafür war kürzlich Ihre Maßnahme in Aßlar, Alaji King, ihren Kapitän, sowie Daniel Löbelt und Yousseff Achhoud wegen verspäteten Eintreffens auf der Bank schmoren zu lassen. 
Wie reagieren die Betroffenen auf so etwas, abgesehen davon, dass sie es ja akzeptieren müssen? Fahren Sie mit diesem Konzept gut?


JM: In einem Mannschaftssport gibt es gewisse Regeln, die Beachtung finden müssen bzw. einzuhalten sind. Auf diese habe ich im Vorfeld eindringlich hingewiesen. Konsequenzen wie am Beispiel "Wetzlar" sind auch zukünftig nie auszuschliessen. Dennoch bin ich in keinster Weise nachtragend und verzeihe "fast" jeden "Fehltritt". Dennoch kann ich Ihnen versichern, dass diese für manchen Außenstehenden harte Linie bei den aktuellen, aber auch vergangenen Spielern immer akzeptiert wurde. Sie kennen meine Einstellung zum Fussball !

flw24: Welche Bedeutung messen Sie der Reservemannschaft des RSV zu und welche Chancen geben Sie Spielern der 2. Mannschaft, sich für die erste Garnitur zu qualifizieren?

JM: Da ich beim SV Wehen eine sogenannte Reserve trainiert habe, kenne ich deren "Probleme" sehr genau. Ich denke, die Akzeptanz dieser Mannschaft ist mehr gegeben als in meinem alten Verein.
Der Verein wie auch meine Person sehen diese Mannschaft nicht nur als "Unterbau" der ersten Mannschaft. Nachwuchsleute (eigene Jugend) sowie interessierte Spieler aus der Region können sich über diese Mannschaft empfehlen. Beispiele für meine Aussage sind Alexander Baum (eigene Jugend) sowie Agnello De Crescenzo (Region), die schon Einsätze in der Landesliga hatten sowie in den Trainingsprozess der ersten Mannschaft integriert wurden.
Anmerkung: Mir persönlich wurde als Spieler aus unteren Spielklassen einmal eine Chance gegeben. Dies versuche ich nun zurückzugeben.

flw24: Gestatten Sie abschließend noch einen kleinen Schwenker zu Ihrem alten Verein, dem SV Wehen. Wo sehen Sie beide Seniorenteams am Ende der Saison und halten Sie den allseits bekannten Wunsch des Präsidenten, dereinst einmal in der 2. Bundesliga zu spielen, für sinnvoll und realistisch?

JM: Für die erste Mannschaft hoffe ich natürlich aufgrund des bisherigen Saisonverlaufs auf den Verbleib in der Regionalliga. Thema 2. Bundesliga: Ziele muss man sich natürlich setzen. Diese zu verwirklichen, sind eine andere Sache. Man sollte erstmal über Jahre sich in der Regionalligaspitze etablieren. Dann wird ein "Aufstieg" irgendwann mal ein Thema sein.
Die 2. Mannschaft des SV Wehen liegt mir nach wie vor am "Herzen". Meiner "alten Truppe" wünsche ich eine gute Platzierung - natürlich hinter dem RSV.

flw24: Herr Menger, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen sportlich den Erfolg, den Sie anstreben, und privat alles Gute.

Foto: RSV Würges