Unser heutiger Experten-Tipper ist der 37-jährige André Höhnel aus Hirschhausen, der dort mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn lebt. Aktuell ist er (Spieler-)Trainer der SG Hirschhausen/Bermbach, wird aber ab Sommer die SG Niedertiefenbach/Dehrn mit seinem Trainerkollegen übernehmen und dort für frischen Wind sorgen. Wir durften einen Einblick in seine Fußballer-Laufbahn nehmen, und André berichtete uns von seinen Erfahrungen und spannenden Einblicken rund um den Amateurfußball und anderen interessanten Themen.
Hier wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen und einen tollen Start in den Donnerstag!
Euer FLW24-Team
Der erste Kontakt mit dem Ball
Noch bevor André Höhnel laufen konnte, hatte er bereits Kontakt mit dem Fußball – wortwörtlich. "Ich stand auf den Füßen meiner Mutter, und sie hat mein linkes Bein genommen und gegen den Ball getreten", erinnert er sich schmunzelnd. Da sie selbst Linksfuß war, übertrug sich diese Eigenschaft auf ihren Sohn, der seitdem den rechten Fuß nur noch zum Stehen nutzte. Mit vier bis fünf Jahren begann er dann offiziell mit dem Fußballspielen im Verein.
Der Weg durch die Jugendmannschaften
Seine fußballerische Laufbahn begann bei der JSG Kubach/Edelsberg. Doch bevor er dort unter Anleitung trainierte, prägten ihn die unzähligen Stunden auf dem Bolzplatz. "Der Parkplatz des Dorfgemeinschaftshauses in Edelsberg war unser Zuhause. Wir haben ihn mit Toren und Netzen ausgestattet – da ging kein Weg dran vorbei!" erzählt er. Später kickten sie sogar auf der Wiese des heutigen Kinderspielplatzes. "Eigentlich überall, wo Platz war, wurde gegen den Ball getreten."
In den ersten Jahren wechselten die Trainer regelmäßig mit den Jahrgängen. Einer der bekanntesten war Reiner Unterieser, unter dem André Höhnel zeitweise trainierte. Ein Vereinswechsel kam für ihn in der Jugend nie infrage. "Die JSG wurde später um Weinbachtal erweitert, was die spielerische Qualität enorm gesteigert hat – dann kamen die Erfolge fast von selbst."
In der Jugend gab es einige Mannschaften, die als nahezu unschlagbar galten. Besonders in Erinnerung geblieben sind die Duelle mit Brechen/Weyer und Waldbrunn. "Es war immer ein harter Kampf, aber meistens hatten wir das bessere Ende für uns", erinnert sich André.
Ein Höhepunkt seiner Jugendzeit war ein Probetraining bei Eintracht Frankfurt. "Das Talent wurde mir dort bescheinigt", erzählt er nicht ohne Stolz. "Aber ich war schon zu alt, um dort eine richtige Torhüterausbildung zu starten." Da seine eigene Mannschaft bereits in der C-Jugend in der höchsten Spielklasse spielte, blieben weitere Anfragen aus höheren Ligen aus.
Besondere Erlebnisse und prägende Einflüsse
Unvergessen bleiben für ihn die Trainingslager in Bermbach, "wo wir einfach auf dem Platz gezeltet haben". Meisterschaften und Pokalsiege prägten seine Jugendzeit ebenso wie ein internationales Turnier in Österreich. "Daran denke ich immer gerne zurück – auch wenn ich den entscheidenden Elfmeter im Finale in Uli-Hoeneß-Manier in die Wolken gejagt habe!" sagt er heute lachend.
Ein direktes Idol hatte er nicht, doch sein entfernter Verwandter Oliver Reck war allgegenwärtig. Besonders beeindruckt war er von Torhütern wie Uwe Kamps, Iker Casillas und Jens Lehmann.
Seine Eltern standen immer hinter ihm. "Meine Mutter hat meinen linken Fuß geformt, mein Vater musste kurz vor einem Sportplatzverbot gerettet werden, weil er mich verteidigen wollte!" erzählt er mit einem Augenzwinkern. Noch heute fiebern beide mit, wenn er als Trainer an der Seitenlinie steht.
Neben dem Fußball zeigte er auch Talent im Tischtennis. "Ich war da gar nicht schlecht", gibt er zu. “Aber Fußball war einfach immer meine Nummer eins.”
Von jungen Talenten und ersten Herausforderungen – Der Einstieg in den Seniorenbereich
Der Sprung von der Jugend in den Seniorenbereich war auch für unseren Experten-Tipper mit einigen Herausforderungen verbunden. Vor der entscheidenden Wahl stehend, ob er sich der SG Kubach/Edelsberg oder der SG Weinbachtal anschließen sollte, entschied er sich dank seines langjährigen Trainers Bernd Schröder für Kubach/Edelsberg. "Bernd teilte die Zimmer im ersten Trainingslager ein – zwei Erfahrene mit zwei Jungspunden. Die Integration ins Team war nach einem Wochenende geschafft", erinnert sich André. Körperlich konnte er bereits gut mithalten, doch die Wucht und Härte der Schüsse, insbesondere von Olli Hamm, waren eine Umstellung.
Die ersten Jahre waren geprägt von stetiger Entwicklung. Anfangs spielte er überwiegend in der zweiten Mannschaft, wo er mit dem Team den Klassenerhalt in der zusammengelegten B-Liga feierte. Bereits ein Jahr später gelang ihm der Sprung in die erste Mannschaft, mit der er den Aufstieg vor dem TuS Dietkirchen in die Gruppenliga perfekt machte. "Somit durfte ich bereits im dritten Jahr überregional Fußball spielen und habe enorm viel gelernt", blickt er mit Stolz zurück.
Triumphe und bittere Niederlagen – Erfolge und Rückschläge
Über die Jahre sammelte unser Experten-Tipper zahlreiche Erfolge. Die Meisterschaft mit der SG Kubach/Edelsberg und das darauffolgende Jahr in der Gruppenliga gehörten ebenso dazu wie die Spielzeit in der Gruppenliga mit der SG Weinbachtal und die Teilnahme an der Aufstiegsrelegation. Auch mit der SG Hirschhausen/Bermbach durfte er einen Meistertitel feiern. Doch ein ganz besonderes Highlight bleibt sein spektakuläres Tor gegen Frickhofen. "Mein Abschlag segelte nach dreifachem Rückstand über den ehemaligen Zweitligatorhüter Ignjac Kresic hinweg direkt ins Tor. Das war ein unglaubliches Gefühl."
Doch nicht immer lief alles nach Plan. Der Abstieg mit der SG Weinbachtal in seiner letzten Saison schmerzt noch heute. Besonders tragisch war auch die verpasste Chance auf einen Platz im Hessenligakader des FSV Braunfels, die durch einen Kreuzbandriss in der Sommerpause zunichtegemacht wurde. "Das anschließende Comeback war mental die größte Herausforderung meiner Karriere", gibt er offen zu.
Unvergessliche Momente und Freundschaften fürs Leben
Zu den schönsten Erinnerungen gehören für André nicht nur sportliche Erfolge, sondern auch kuriose Geschichten. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein Spiel gegen den FC Schlossborn, als deren Busfahrer irrtümlich auf dem Sportplatz parkte und gebeten werden musste, Platz zu machen. "In Edelsberg sind generell einige Geschichten für die Nachwelt entstanden – von Flutlichtausfällen über Wasserschlachten bis hin zu legendären dritten Halbzeiten."
Ein unvergesslicher Moment war die gewonnene Meisterschaft mit anschließender Traktorfahrt und dem Besuch beim schwer erkrankten Torwarttrainer Walter Dannewitz. "Dreißig gestandene Männer mit Tränen in den Augen bei 'You’ll never walk alone' – das werde ich nie vergessen." Ebenso prägend sind die vielen Freundschaften, die über die Jahre entstanden sind. Ob Torhüterkollegen wie Marvin Kaune und Daniel Melchert oder langjährige Weggefährten wie Tim Unterieser und Sebastian Caspari – die Verbindung bleibt bestehen. "Durch den Fußball sind viele meiner wichtigsten Freundschaften entstanden und wurden intensiviert", erzählt er mit einem Lächeln.
Der Weg zum Trainerposten und erste Erfolge
„Eigentlich wollte ich meine aktive Karriere beenden“, gesteht er mit einem Lächeln. Doch als sein Freund Tim Unterieser ihn um Rat fragte, wo er als (Co-)Spielertrainer hingehen sollte, ergab sich eine neue Möglichkeit. „Da kam das Angebot aus Hirschhausen, die einen Trainer suchten – und plötzlich war ich mittendrin.“ Gemeinsam stürzten sie sich in dieses neue Abenteuer. Schnell folgte die C-Lizenz sowie die Qualifikation zum Torwarttrainer. Der Einstieg als Trainer begann also eher unerwartet, entwickelte sich aber schnell zu einer echten Leidenschaft -die bis heute besteht.
Seine Trainerlaufbahn startete er bei der SG Hirschhausen/Bermbach, wo er gleich in seinem ersten Jahr mit dem Team ungeschlagen den Aufstieg feiern konnte. „Es war ein unglaubliches Gefühl, gleich in der ersten Saison einen solchen Erfolg zu verbuchen“, sagt er stolz. Ab Sommer 2025 übernimmt er - gemeinsam mit seinem Freund und Trainerkollegen Tim Unterieser - die SG Niedertiefenbach/Dehrn und freut sich auf die neuen Herausforderungen. Die Mischung aus Erfahrung als Spieler und das wachsende Wissen als Trainer bilden eine vielversprechende Grundlage für die kommenden Jahre.
Der Wandel im Amateurfußball
Wenn ich den regionalen Fußball früher mit heute vergleiche, sehe ich gravierende Unterschiede. "Früher gab es noch viele eigenständige Mannschaften, Stadtmeisterschaften mit mehreren Teams – heute sind große Spielgemeinschaften unumgänglich", erkläre ich. Neben dem demografischen Wandel ist es auch das veränderte Freizeitverhalten der Jugend, das sich auf den Fußball auswirkt. Die zahlreichen Alternativen, von anderen Sportarten bis hin zur digitalen Unterhaltung, haben den Fußball als Volkssport herausgefordert. Auch die Prioritäten im Teamsport haben sich gewandelt. "Wir Trainer müssen uns anpassen und lernen, mit neuen Erwartungen umzugehen."
Zukunftsperspektiven
Damit der Amateurfußball eine Zukunft hat, ist eine starke Jugendarbeit unverzichtbar. "Die Eltern, die sich als Trainer engagieren, leisten Großartiges, aber ohne fundierte Ausbildung ist es schwer, den Nachwuchs gezielt zu fördern." Hier sehe ich die Vereine und Verbände in der Pflicht, mehr in die Qualifikation der Trainer zu investieren. Denn ohne eine starke Basis kann auch der Seniorenbereich langfristig nicht bestehen.
Ratschläge für junge Spieler
Den jungen Spielern von heute würde ich vor allem eines mit auf den Weg geben: "Weniger reden, mehr machen!" Die richtige Einstellung ist entscheidend, und dabei geht es nicht nur um das eigene Talent, sondern auch um den Teamgeist. "Fußball ist ein Mannschaftssport – es geht nicht um Einzelne, sondern um das Kollektiv." Ein Spruch, der mir immer im Kopf bleibt, lautet: "Frag nicht, was der Verein für dich tun kann, sondern was du für den Verein tun kannst." Genau dieser Zusammenhalt macht das Vereinsleben aus und sollte bewahrt werden.
Leidenschaft auf und neben dem Platz
Auch privat spielt der Fußball eine große Rolle. Mein Sohn wurde noch im Kreißsaal als Mitglied von Borussia Mönchengladbach angemeldet und hat mittlerweile sein erstes Bundesliga-Spiel live erlebt. "Ich hoffe, dass ich ihn genauso für den Sport begeistern kann, wie mein Vater es bei mir geschafft hat. Neben dem Fußball ist der Besuch von Konzerten mein größtes Hobby – oft eine genauso große körperliche Herausforderung wie ein intensives Training", berichtet uns André mit einem Lächeln.
Ein Leben für den Teamsport
Am Ende bleibt für mich eine zentrale Erkenntnis: "Eine Teamsportart kann ich jedem nur ans Herz legen. Die Erfahrungen auf und neben dem Platz prägen nicht nur das sportliche, sondern auch das persönliche Leben. Viele meiner engsten Freundschaften sind durch den Fußball entstanden. Und genau das ist es, was diesen Sport so besonders macht."
Wir bedanken uns herzlich bei André für die spannenden und aufschlussreichen Einblicke in seine Fußballlaufbahn. Wir wünschen ihm und seiner Familie alles Gute für die Zukunft – vor allem Gesundheit, Glück und viele schöne Momente, sei es auf oder neben dem Platz. Wir wünschen ihm, dass er auch bei seiner neuen Trainerstation genauso viel Erfolg und Freude hat und seine Leidenschaft für den Fußball weiterhin mit voller Energie lebt.
Alles Gute, André – auf viele weitere erfolgreiche und glückliche Jahre!
Wenn Du 3 Wünsche hättest, welche wären das?
- Ein Titel für die Borussia aus Mönchengladbach
- Gesundheit
- Eine Welt frei von jeglichem Rassismus
Nachfolgende Begegnungen wurden von André Höhnel und FLW24 getippt:
Heimmannschaft | Auswärtsmannschaft | Experten-Tipper | FLW24 | |||
Verbandsliga | FV Biebrich 02 | FC Waldbrunn | 1:2 | 2:3 | ||
Gruppenliga | VfR 07 Limburg | FC Eddersheim II | 3:1 | 2:0 | ||
Kreisoberliga | SC Offheim | SG Heringen/Mensfelden | 2:0 | 2:1 | ||
Kreisliga A | FSG Wirbelau/Schupbach/Heckholzhausen | SG Niedertiefenbach/Dehrn | 1:2 | 2:2 | ||
Kreisliga B | SC Offheim II | SG Hirschhausen/Bermbach | 1:2 | 2:2 | ||
Kreisliga C I | SG Steinbach/Obertiefenbach II | TSV Steeden | 2:2 | 3:3 | ||
Kreisliga C II | TuS Frickhofen II | SG Nord II | 3:2 | 4:2 | ||
Kreisliga C III | SG Weilmünster/Laubuseschbach II | SV Anadolu Limburg II | 3:1 | 4:1 | ||
Kreisliga B/C Reserve | SG Lindenholzhausen/Eschhofen III | TuS Linter III | 1:1 | 2:2 | ||
3. Liga | Hannover 96 II | SV Wehen Wiesbaden | 0:2 | 1:2 | ||
Spiel des Liebslingsvereins | SV Werder Bremen | Borussia Mönchengladbach | 2:2 | 1:1 |