flw24 Experten-Tipp

Der flw24 Experten-Tipp mit Oliver "Olli" Keul

Unser heutiger "Experten-Tipper" ist der 43-Jährige Oliver "Olli" Keul. (Foto: privat)

Der Radsport hat es Oliver Keul nach seiner aktiven Zeit als Fußballer sehr angetan. (Foto: privat)

Das Fahrrad ist sein ständiger Begleiter. (Foto: privat)

Ein weiteres Hobby und schöner Ausgleich ist das Skifahren. (Foto: privat)

Unser heutige Experten-Tipper ist der 43-Jährige Oliver „Olli“ Keul aus Niedertiefenbach. Oliver lebt dort in seinem eigenen Haus mit Freundin und Hund. Oliver gibt uns in einem Interview für den Experten-Tipp sehr interessante und vor allem auch lustige Dinge zu Protokoll, bei denen uns so manches Lächeln entlockt wurde.

 

In Barcelona ein Real-Trikot präsentieren ist riskant

Im alten Rom musste man das Mindestalter von 43 Jahren erreicht haben, um Konsul zu werden. Beim VfR Niedertiefenbach und anderswo kann man schon früher das höchste Vereinsamt bekleiden und Präsident oder, wie es in der Satzung heißt, erster Vorsitzender werden.
Unser heutiger Tippexperte Oliver Keul ist gerade 43 Jahre alt, aber schon früh ins oberste Vereinsamt gewählt worden. Die Mitglieder im Fußballverein des Beselicher Ortsteils haben vor knapp drei Jahren bestimmt eine gute Wahl getroffen, denn „Olli“ – in seinem Heimatort käme niemand auf die Idee, ihn anders als mit seinem Kosenamen anzureden – ist ein Urgestein des VfR Niedertiefenbach. Er war dem Babyalter gerade entwachsen, da ist er – wie viele andere – dem runden Leder, das ja längst kein Leder mehr ist, nachgerannt. Edgar Heinz war sein erster Übungsleiter, dann folgte der eigene Vater, dem Oliver mit verstecktem Humor die Qualität abspricht, aber das konnte die erfolgreiche Laufbahn als Jugend- und Seniorenspieler nicht verhindern. Bis auf einen kleinen Abstecher nach Eisbachtal hat er seine Wurzeln immer in Niedertiefenbach wachsen lassen.
Mit 32 Jahren war dann verletzungsbedingt schon Schluss mit dem aktiven Fußball. Aber das Schiff des VfR hat Olli nicht verlassen. Heute steuert er mit seinem Team die Geschicke seines Herzensvereins durch unruhige Gewässer des Amateurfußballs – wie das die Ehrenamtlichen überall mit Engagement tun - und wird weiterhin sein Bestes geben.


Wir wünschen Euch viel Spaß bei diesem schönen FLW24 Experten-Tipp !!!

 

Die ersten Schritte im Fußball

Wie alle Kinder aus den 70er oder 80er Jahren begann unser Experten-Tipper mit zarten 4 Jahren dem schönen Hobby nachzugehen – natürlich, wie sollte es auch anders sein – in seinem Heimatverein, dem VfR Niedertiefenbach. Dort wurde jede freie Minute dazu genutzt, sich mit dem Ball vertraut zu machen und die neusten Tricks und Techniken einzuüben. Dies geschah selbstverständlich nicht wie heute auf einem Kunstrasenplatz, sondern entweder auf dem Hartplatz oder generell auf einem freien Platz, der sich für diese Sache eignete. „Damals hat man überall gespielt, uns war es doch egal welchen Untergrund wir zum Fußballspielen hatten – Sportplatz, Bolzplatz, Garten usw. – Hauptsache der Ball war dabei und man hatte Spaß“, berichtet Oliver.

Sein erster Trainer im Verein war Edgar Heinz, darauf folgte sein Vater. „Obwohl dieser gar kein Fußball spielen konnte“, so Oliver mit einem Lächeln im Gesicht. Erfolgreich waren sie aber trotzdem.

Ein besonders erfolgreiches, aber auch spaßiges Erlebnis, war für Oliver die gewonnene Hallenkreismeisterschaft 1991. Hier gibt er in unserem Interview eine kleine Geschichte zum Besten. „Im entscheidenden Spiel ist mir ein Tor gelungen, an das ich mich aber irgendwie gar nicht mehr so richtig erinnern kann, weil mir der gegnerische Torwart den Ball an den Kopf geschossen hatte und der Ball hierdurch ins Tor kullerte. Kurze Zeit später wurde ich auf dem Boden liegend wieder wach und alle Mitspieler inkl. Betreuerteam schauten mich an und feierten mich als Torschütze. Leider kam die Erinnerung an dieses entscheidende Tor nie wieder zurück – aber so etwas soll es ja auch geben.“

In der B-Jugend wechselte Oliver zu den Eisbachtaler Sportfreunde in das benachbarte Rheinland-Pfalz. Er wollte es einfach mal ausprobieren, da die „Eisbären“ schon damals eine sehr gute Fußballausbildung boten und es ihn einfach reizte dort den nächsten Schritt zu machen.

Bis auf diese kleine Unterbrechung von einem Jahr war Oliver Keul stets seinem Heimatverein treu geblieben und durchlief die gesamte Jugendabteilung als Mittelfeldspieler der JSG Beselich, anschließend wechselte er in den Seniorenbereich des VfR Niedertiefenbach. Hier wurde dem jungen Spieler oft nachgesagt, dass sein Auge/Überblick besser gewesen wäre als seine Lunge. Das lassen wir mal kommentarlos so stehen (Anm. d. Red.). Seine Lieblingsposition wäre jedoch, wenn der liebe Gott ihm die Körpergröße von 1,90 m geschenkt hätte, die des Torwarts gewesen. „Das hätte meine Lunge doch deutlich entlastet." In der Jugendzeit spielte er sehr gerne mit Andreas Schoth und Helmut Sarges zusammen – „zwei klasse Typen . . . wenn man nicht wusste wohin mit dem Ball, dann passte man einfach zu einem der beiden Jungs und die konnten direkt was mit der Kugel anfangen. Meistens hatte man dann auch direkt einen Assist zu verbuchen, da der Ball sehr oft im Netz zappelte", berichtet Oliver sehr begeistert. 

Natürlich hatte unser Experte - wie sicherlich jeder Junge, der sich für Fußball interessiert und diesen mit Leidenschaft betreibt - auch den Traum einmal in das Profigeschäft einzusteigen und mit dem schönen Sport seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Da dies aber ein sehr schmaler Weg ist, blieb es leider auch für Oliver nur ein Traum. Große fußballerische Idole hatte der junge Oliver Keul auch nicht wirklich und er findet aktuell, dass um diese Idole und Stars bei der heutigen Generation einen viel zu großen Hype betrieben wird. „Idole oder große Spieler hatten oder haben wir genug in Deutschland, es wird mir aber viel zu schnell - auch durch die mediale Berichterstattung - übertrieben und Spieler in den Himmel gehoben, die bis auf ein paar gute Spiele oder eine gut gespielte Saison noch nichts groß bewiesen haben. So etwas ist meiner Meinung nach immer mit Vorsicht zu genießen." Wenn wir aber schon bei dem Wort Fan sind, wäre noch zu berichten, dass unser Experten-Tipper seit Kindheitstagen ein großer Fan der Eintracht aus Frankfurt ("Diva vom Main") ist und auch schon so manches Spiel seiner Eintracht angesehen hat. 

Mit der JSG Beselich spielte Oliver Keul immer im oberen Tabellenbereich mit und erinnert sich, dass es zu dieser Zeit keine „Übermannschaft“ im Kreis gab. „Alles war damals noch sehr ausgeglichen und es gab kein herausragendes Team an das ich mich erinnern könnte. Jeder konnte an einem guten Tag jeden schlagen - das hat die Sache auch an jedem Spieltag spannend gehalten." 

Parallel zum Fußball spielte Olli auch im Jugendbereich noch Tennis, was ihm auch sehr viel Spaß machte - die größte Leidenschaft blieb für ihn immer der Fußball, bei dem er dann auch weiterhin blieb. Das „dritte Hobby“ war dann die Schule, zum Leidwesen der Eltern, die ihn aber jederzeit in seinen sportlichen Bereichen unterstützten. Noch heute ist Oliver seinen Eltern - und hier speziell seinem Vater - sehr dankbar, dass er immer ein Unterstützer seines Hobbys war und so manche Kilometer auf den Tacho gefahren hat, um seinem Sohnemann das Hobby und die Freude am Fußballspiel zu ermöglichen. 
 

Die Sache mit dem "Real-Trikot"

Eine weitere lustige Geschichte kann Oliver Keul noch aus seiner Jugendzeit bei den Sportfreunden aus Eisbachtal berichten:

"Ich war mal mit den Eisbachtaler Sportfreunden bei einem internationalen Turnier in Spanien. Mit dabei waren damals auch u.a. die ehemaligen Profispieler Roman Weidenfeller und Antonio da Silva. An diese Fahrt kann ich mich noch gut und gerne zurückerinnern. Bei diesem Turnier wurde natürlich hauptsächlich Fußball gespielt, wir hatten aber auch mal die ein oder andere Auszeit und unternahmen eine Tour nach Barcelona, wo wir auf der „Rampbas“ (dies ist eine ca. 1,2 Kilometer lange Promenade im Zentrum von Barcelona, die den Plaça de Catalunya mit dem Alten Hafen verbindet) einkaufen konnten/durften. Ungläubige Blicke gab es von dem ein oder anderen, als ich beim Treffpunkt am Bus ein neu erworbenes Trikot von Real Madrid präsentierte. Hier staunten nicht nur meine Teamkollegen, sondern auch fast jeder Einheimische." Darüber muss Olli heute noch schmunzeln. "Das sind Ereignisse, an die man sich immer wieder sehr gerne erinnert und in so mancher Fußballerrunde berichten kann."

 

Übergang in den Seniorenbereich seines Heimatvereins VfR Niedertiefenbach

Der Übergang in den Seniorenbereich verlief für unseren heutigen Tipper doch sehr unproblematisch und er wurde direkt sehr gut von den älteren Spielern aufgenommen und in das Team integriert. Hier kann Oliver eine weitere Anekdote zum Besten geben. 

"Mein erstes Jahr war die Saison 1998/1999. Wir spielten mit unserem Spielertrainer Stefan Kremer in der Kreisliga A und schafften im letzten Heimspiel einen 2:0 Sieg gegen die SG Hintermeilingen/Ellar. Somit kam es in der Relegation zum Aufstieg in die Bezirksliga Limburg zum Duell gegen unsere Nachbarn, den TuS Obertiefenbach. Pikant an der Konstellation war, dass der damalige TuS Trainer Hubertus Klein bereits als Nachfolger von Stefan Kremer feststand.
Das Hinspiel in Niedertiefenbach vor 850 Zuschauern werde ich nie vergessen. Angeführt von den beiden überragenden Akteuren Winfried Schmidt und Jürgen Hill, gewannen wir nach zweimaligem Rückstand noch 3:2, das Rückspiel in Obertiefenbach dann 4:1. Wir stiegen wieder auf und waren damals der berühmte Fahrstuhlverein."

An seine Seniorenzeit erinnert er sich auch immer noch gerne zurück, denn es war eine wundervolle Zeit als aktiver Spieler in diesem schönen Verein seine Leistung immer wieder abrufen zu dürfen. „Ich habe viele Trainer gehabt und konnte von jedem etwas mitnehmen und habe viel in dieser Zeit gelernt - sportlich, menschlich, aber auch generell einfach fürs Leben - diese Zeit möchte ich in meinem Leben nicht missen.“ Besonders viel konnte er aber nach seinen Aussagen von den Trainern lernen, die selbst in ihrer aktiven Zeit höherklassig gespielt haben. Doch dann möchte er doch einige Trainer in den Vordergrund heben, die ihm - aufgrund ihrer Ansprachen - in sehr guter Erinnerung geblieben sind. Hierzu zählen seine ehemaligen Trainer Winfried Schmidt, Klaus Heymann und Thorsten Geis. "Die waren ehrlich und haben einem auch mal gesagt, wenn man "scheiße" gespielt hat", beschreibt Olli.

 

Schwere Verletzungen - Überleitung in den Spielausschuss und die Position des 1. Vorsitzenden

Leider musste Oliver Keul seine fußballerische Karriere schon in jungen Jahren - mit gerade einmal 32 - beenden. Schuld daran waren zwei schwere Knieverletzungen, die eine weitere aktive Zeit im Fußball ausschlossen. Da er aber immer mit Herzblut bei der Sache war und dem Fußball in seinem Verein die Treue halten wollte, ging es bei Oliver von nun an in den Spielausschuss. Die hier anstehenden Aufgaben machten ihm sehr viel Spaß und zudem war er somit weiterhin dem Vereinsleben des VfR Niedertiefenbach sehr nah. 

Vor 2,5 Jahren hat er den Posten des 1. Vorsitzenden vom langjährigen Präsidenten Stefan Heinz beim VfR übernommen. 

Der Fußball ist nach wie vor das große Hobby von Oliver Keul. Sehr häufig ist er aber auch mit dem Rad unterwegs - hier wird er oft von seinem Hund begleitet. Wenn man ihn nach einigen Radtouren befragt, so ist man doch sehr erstaunt, welche Strecken er schon auf seinem Konto zu verbuchen hat. „Die großen Berge der Tour de France, wie zum Beispiel Alpe d’Huez oder das Stilfser Joch beim Giro, habe ich bereits erfolgreich bezwungen", erzählt uns Olli voller Stolz.


Meinung zum aktuellen Profi-Fußball, dem regionalen Fußball und der immer noch anhaltenden Corona-Pandemie

„Aktuell sehe ich den Profi-Fußball sehr kritisch. Vielleicht bin ich da noch zu viel Fußball-Romantiker, aber mit einem wie Christian Streich vom SC Freiburg ginge ich dakor. Der kann mit dem ganzen neumodischen Kram auch nichts anfangen. Über Gehälter, Gelder, Investoren usw. könnte ich mich noch stundenlang auslassen. Bringt aber nichts. Der Fußball ist leider ein Produkt geworden, bei dem das Geld über dem Spiel steht. Aber das wird keiner mehr ändern können. Also schauen wir es uns trotzdem einfach weiter an."

„Für die Amateur-Vereine ist die Pandemie ein großes Problem. Wir in Niedertiefenbach versuchen alles, damit der Ball auf dem Platz weiterrollen kann. Letztlich wird die Politik darüber entscheiden, ob und wie es weitergeht. Da wir heute nicht wissen, was übermorgen kommt, kann ich leider auch keine Prognose zur Weiterführung der Saison abgeben, hoffe aber, dass wir weiterhin unseren regionalen Amateursport betreiben können. Auf die Pandemie bezogen, müssen wir die Experten anhören und der Politik vertrauen, dass diese es richtig umsetzt. Die Vereine müssen sich an die Regeln halten und hoffen, dass es in Kürze wieder besser für "König Fußball" aussieht.“

„Zum Thema Corona gibt es in Deutschland aktuell zu viele Experten. Über „Social Media“ ist es ja neuerdings jedem erlaubt, einfach zu allem seine Meinung kundzutun. Das ist das eigentliche Problem, aber auch das werden wir nicht mehr aufhalten. Persönlich bin ich bisher gut durch die Pandemie gekommen, mir tun die Kinder und Jugendlichen leid, die seit gut zwei Jahren mit großen Einschränkungen zurechtkommen müssen. Gerade den Kindern werden die aktuell nicht so ausgeprägten sozialen Kontakte in Ihrer Entwicklung sehr fehlen. Diese Auswirkungen werden wir alle jedoch erst viel später feststellen müssen."

 

Wenn Du 3 Wünsche hättest, welche wären das?
 

  1. Dass die SG Niedertiefenbach/Dehrn in diesem Jahr den Aufstieg in die A-Liga Limburg/Weilburg schafft.
     
  2. Dass die Pandemie überwunden wird und die Menschheit sich wieder auf die wesentlichen Dinge konzentrieren kann.
     
  3. Dass man die Gesundheit als höchstes Gut wieder schätzen lernt.
     


Nachfolgende Begegnungen wurden von Oliver Keul und FLW24 getippt:

             
  Heimmannschaft   Auswärtsmannschaft   Experten-Tipper FLW24
             
Bundesliga RB Leipzig   1. FC Köln   2:1 3:2
(22. Spieltag)            
  Eintracht Frankfurt   VfL Wolfsburg   2:0 2:1
             
  Borussia Mönchengladbach   FC Augsburg   2:2 3:1
             
  SC Freiburg   1. FSV Mainz 05   3:1 2:0
             
  VfL Bochum   FC Bayern München   1:2 1:4
             
  Spvgg Greuther Fürth   Hertha BSC   2:3 2:2
             
  Bayer 04 Leverkusen   VfB Stuttgart   3:0 2:0
             
  1. FC Union Berlin   Borussia Dortmund   2:2 1:2
             
  TSG Hoffenheim   DSC Arminia Bielefeld   2:0 2:1
             
2. Bundesliga (Darmstadt 98) Hannover 96   Darmstadt 98   1:1 1:3
             
3. Liga (SV Wehen Wiesbaden) SV Wehen Wiesbaden   1. FC Saarbrücken   2:1 1:0
             


Wir bedanken uns bei Oliver "Olli" Keul für seine sehr tollen Einblicke in seine ereignisreiche Zeit als Fußballer und Funktionär des VfR Niedertiefenbach. Bleib weiterhin gesund, munter und so engagiert am Werk wie bisher.