Auf geht es zum vorerst letzten Experten-Tipp für die Saison 2021/22. Hier konnten wir keinen Geringeren als Adem Bülbül für diese tolle Rubrik gewinnen. In einem sehr guten und tollen Gespräch gab uns der Fan des Hamburger SV einen kleinen Einblick in seinen fußballerischen Werdegang. Hier hätten wir bestimmt noch stundenlang über alles reden können und hätten sicherlich immer noch nicht alles angesprochen. Wir wünschen Euch viel Spaß dabei. Adem fügte noch mit einem Lächeln hinzu: „Das BESTE kommt halt einfach immer zum Schluss!“ (liebe Grüße nach Niederhadamar)
 

Unser heutiger Experten-Tipper begann mit dem Fußball im Alter von 6 Jahren. Zwei Jahre zuvor, kam er mit seiner Familie aus der Türkei nach Deutschland und wurde durch den Fußball sehr schnell heimisch. Hier war seine erste Anlaufstation in einem Verein der VfL Freiendiez - im benachbarten Rheinland-Pfalz. Freiendiez spielte in der damaligen Zeit in der Rheinlandliga und konnte auch eine gute Jugendabteilung nachweisen.
Für den jungen Adem Bülbül gab es auch nur den Fußball, alles andere kam erst gar nicht in die Tüte. Die Leidenschaft war und blieb bis heute der Fußball. Beim VfL Freiendiez durchlief Adem die kompletten Jugendabteilungen und war mit seinem Team auch sehr erfolgreich. Bis zur C-Jugend hatte Adem allerdings das Gefühl, dass er irgendwie nicht ganz wahrgenommen wurde und so kam es, dass er mit einem Mitspieler ein Gespräch suchte und diesen fragte, warum dieser denn immer in der Stammelf wäre. Beide seien doch gleich gut – aber Adem hatte das Gefühl nicht richtig angekommen zu sein und das sein Können nicht genug Beachtung finden würde. Daraufhin meinte sein Mitspieler nur ganz locker: „Tja Adem, das ist doch ganz einfach – ich mache einfach immer mehr als Du und schiebe sogar Sondertrainingseinheiten und gebe immer alles!“ Durch dieses Gespräch wurde Adem – der ein großer Fan von Maradonna war - einiges klar und es machte bei ihm „klick“. Von nun an arbeitete er viel härter an seinem Talent und dem sportlichen Weiterkommen. Er schaffte es auch dadurch sehr schnell in die Auswahlmannschaften des FVR (Fußballverband Rheinland).

 

Im Seniorenbereich angekommen - "Goldene Jahre" für den VfL Freiendiez

Mit seinen Teamkollegen aus der Jugend wurde Adem auch im Seniorenbereich sehr gut aufgenommen. Hier setzte der Verein voll und ganz auf die talentierten Jugendspieler. Adem spielte hier in den „Goldenen Zeiten“ des VfL Freiendiez in der Rheinlandliga (zu dieser Zeit die vierthöchste Spielklasse) mit den namhaften regionalen Größen wie Frank Michel, Bernd Moos, Heiko Schmidt, Frank Schlosser und seinem Bruder Idris – um nur einige zu benennen. Erfolgstrainer war zu dieser Zeit Ottmar Bodenbach, der die „Jungen Wilden“ sehr gut führte und im Griff hatte. Für Adem eine sehr schöne und tolle Zeit. Ottmar Bodenbach war es auch, der dem jungen Adem Bülbül das absolute Vertrauen schenkte und ihn sogar mit 20 zum Kapitän des Teams bestimmte. Eine sehr große Wertschätzung für unseren Experten-Tipper. „Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern und ich werde es nie vergessen. Kapitän dieser tollen Mannschaft sein zu dürfen war eine Auszeichnung und eine absolute Ehre für mich“, so Adem freudestrahlend.
 

Kurzer Abstecher in die Süper Lig zu Konyaspor

In dieser Anfangszeit im Seniorenbereich bekam Adem auch ein Angebot des türkischen Erstligisten aus seiner Heimatstadt Konyaspor. So kam es, dass er für drei Monate wieder in die Türkei zurückkehrte und dort spielte. Durch sein Talent, wurde ihm sogar ein Platz in der U21 zugesichert. Da es aber bei der Vertragsabwicklung ein paar Probleme gab, entschied sich Adem dagegen und folgte dem Rat seines Vaters und Großvaters wieder zurück nach Deutschland zu gehen um dort sein Können unter Beweis zu stellen.

Rückkehr zum VfL Freiendiez, Wechsel in die Oberliga zur SpVgg Wirges und dann ab nach Hessen zum RSV Würges

Adem kehrte nun wieder zurück zum VfL Freiendiez, wo er bereits mit offenen Armen empfangen wurde. Er spielte hier aber nur ein halbes Jahr, denn er wurde natürlich beobachtet und viele Vereine bekundeten schnell Interesse an dem jungen Mittelfeldstrategen. So kam es wie es kommen musste. Nach dem Rheinlandpokalspiel gegen den Oberligisten SpVgg EGC Wirges wurde Adem direkt von den Funktionären des Gegners angesprochen, ob er nicht bei dem höherklassigen Verein spielen wolle. Zu dieser Zeit war die SpVgg EGC Wirges mit einigen absoluten Fußballgrößen besetzt. Adem sagte zu und so kam es zum ersten Wechsel auf regionaler Ebene. Trainer war für unseren Experten-Tipper nun Werner Entenmann, der sicherlich jedem Fußballfan ein Begriff sein dürfte. Teamkollegen wurden nach diesem Wechsel u.a. die späteren Bundesligaprofis Michael Kraft (1. FC Köln) sowie Jörg Bach (SG Wattenscheid 09, Hamburger SV sowie Fortuna Düsseldorf). Als „Sportlicher Leiter“ war Harald „Harry“ Karger (Eintracht Frankfurt) mit an Bord bei der SpVgg EGC Wirges.

In der Spielgemeinschaft aus Wirges spielte Adem aber nur ein Jahr und wechselte dann in unseren Fußballkreis - zum RSV Würges. Durch den sehr guten Kontakt zum damaligen Trainer des RSV Würges – dem ehemaligen Profi Bernd Fuhr (gebürtiger Freiendiezer, der in seiner Glanzzeit bei Kickers Offenbach, dem Karlsruher SC und Preußen Münster spielte) – wurde der Deal eingefädelt und gesichert. Bernd Fuhr (Sohn der Bäckerei Paul Fuhr, Diez) war es auch, der es Adem ermöglichte, seine Arbeitszeiten fußballfreundlicher zu gestalten, denn als Bäcker hätte Adem immer mitten in der Nacht aufstehen müssen, was sicherlich einiges an Trainingsleistung gekostet hätte. So durfte er aber gegen 7 Uhr mit seiner Arbeit beginnen und hatte dadurch mehr Zeit für ein regelmäßiges und normales Training.
„Das werde ich dieser tollen Familie auch nie vergessen und ich bin heute noch sehr dankbar dafür. Die Familie Fuhr ist für mich wie eine zweite Familie“, so berichtet Adem sehr dankbar.

Beim RSV Würges verweilte Adem Bülbül insgesamt vier schöne und tolle Jahre. Er spielte hier in der Landesliga Mitte (heutige Verbandsliga) und lernte weitere tolle Spieler kennen.
 

Erste Station als Spielertrainer bei der SpVgg Hadamar

Nach mehreren sehr guten Spielzeiten beim Landesligisten RSV Würges wurde auch die SpVgg Hadamar – damals noch eigenständig und in der A-Klasse beheimatet – auf den überragenden Spielgestalter aufmerksam. Jochen Brötz fädelte diesen Wechsel ein und ermöglichte Adem seine erste Spielertrainerstation. Adem wohnte in dieser Zeit in Hadamar und so war es naheliegend und praktisch, dort auch seine fußballerischen Qualitäten einzubringen. „In Hadamar wurde mir vieles zu Füßen gelegt und der Einstieg in den Spielertrainerbereich so leicht wie möglich gemacht. Nach anfänglichen „Startschwierigkeiten“ – man spielte zwar immer oben mit, aber zum Aufstieg reichte es dann leider doch noch nicht, kam es nach zwei Spielzeiten zu einem zielführenden Gespräch mit Jochen Brötz. Dieser fragte seinen Spielertrainer, was er denn bräuchte, um noch erfolgreicher zu sein und damit es endlich mit dem Aufstieg klappen würde. Adem teilte Jochen Brötz mit, dass er einen guten Torwart, einen soliden Abwehrspieler, einen weiteren guten Mittelfeldakteuer und einen echten Mittelstürmer benötige. Kurzerhand wurde der Markt sondiert und die Spieler Michael und Markus Immel, Thomas Janke sowie den jungen Andreas Leptien, der aus der Talentschmiede der SF Eisbachtal kam, für die eigenen Reihen gesichert. Von nun an ging es schlagartig nach oben. Man hatte zwar auch zuvor immer oben mitgespielt, aber nun reichte es mit den Verstärkungen für den Aufstieg in die Bezirksliga (heutige KOL). Man schaffte es sogar, sich in der Bezirksliga für die Relegation zur Bezirksoberliga zu qualifizieren, wo man allerdings scheiterte. Noch heute sprechen viele Fans und Funktionäre von den überragenden Zeiten unter dem Spielertrainer Adem Bülbül. „Er hat den Grundstein für die erfolgreichen Jahre von Hadamar gelegt – und wir sind ihm dafür immer noch sehr dankbar“, so berichtet ein eingefleischter Hadamar-Fan.
 

Wechsel nach Niederhadamar und kurzer Abstecher zum RSV Weyer

Nach fünf guten und erfolgreichen Spielzeiten stand erneut ein „Tapetenwechsel“ für unseren Experten-Tipper an. Adem wechselte ebenfalls als Spielertrainer zum Nachbarn nach Niederhadamar. Hier wollte Adem auch etwas aufbauen und schaffte mit Spielern wie Sebastian Trosch, Manuel Weser, Julian Philipps, Andreas Leptien, Andre Hussong, Kim Bo (später auch beim RSV Weyer aktiv), Alexander Tatarenko, Mario Klaus und Vitor Carvalho eine mehr als schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. „Das waren alles ganz feine und tolle Jungs!“ In Niederhadamar blieb Adem – mit einem Abstecher von einem Jahr zum RSV Weyer – insgesamt 10 Jahre. Eine mehr als beeindruckende Zeit.

Zum Abstecher nach Weyer – in der Saison 2001/02 gibt es nicht sehr viel zu berichten. „Der Verein bekundete Interesse an meiner Person und ich übernahm den RSV Weyer - nach dem Weggang von Andy Schuy - ebenfalls als Spielertrainer in der Bezirksoberliga Wiesbaden (heutige Gruppenliga). Es hat damals aber einfach nicht gepasst und so bin ich nach einer Saison wieder zurück in die „Heimat“ nach Niederhadamar“, berichtet Adem etwas enttäuscht.

In Niederhadamar war Adem vorerst „nur“ als Spieler tätig, da nun Thomas Janke - der zuvor noch selbst unter Adem Bülbül spielte - die Geschicke als Spielertrainer leitete. Nach dessen Weggang durfte Adem dann aber direkt wieder als Spielertrainer ran. Alles hat buchstäblich wieder gepasst und sich richtig angefühlt. Nach zwei Jahren schönen Jahren waren wir alle aber der Meinung, dass die Mannschaft einen neuen Input erhalten sollte, um sich weiterentwickeln zu können. Deswegen beendete Adem seine Spielertrainertätigkeit und wollte sich nun eine kleine Pause gönnen. Eine Pause für einen Vollblutfußballer??? Das konnte nicht funktionieren. So kam es, dass Adem nach der Beendigung in Niederhadamar direkt mehrere Anfragen aus dem Fußballkreis auf dem Tisch hatte. Unter anderem auch vom TuS Obertiefenbach. Der Präsident des TuS Obertiefenbach – Erich Jung – sicherte sich die Zusammenarbeit mit unserem Experten-Tipper. Es sollten vier tolle Jahre werden.

Dem Ruf seines Freund Michael "Rocco" Schmitz gefolgt

Nach der Zeit beim TuS Obertiefenbach wollte Adem aber nun wirklich pausieren und sich etwas mehr um seine Familie kümmern und die Zeit mal ohne den sonst so geliebten Sport zu verbringen. Hier machte sein früherer Teamkollege und Freund Michael Schmitz aus Eschhofen aber einen Strich durch die Rechnung. Der VfL Eschhofen suchte nach der Ära Frank Wissenbach einen erfahrenen Trainer für die junge, talentierte Truppe aus dem Limburger Stadtteil. „Kann man denn einen Freund enttäuschen und ihm absagen? Eher nicht!“ Und so kam es wie es kommen musste – Adem sagte zu und übernahm das Team des VfL Eschhofen – nun schon in der siebten Spielzeit. Wenn Adem von seinem aktuellen Verein als Trainer redet, kommt er ins Schwärmen: „Toller Verein und ein super Zusammenhalt mit tollen Jungs, die einem die Arbeit als Trainer einfach machen. Und genau das ist auch der Grund, warum ich auch schon so lange dort bin. Ärgerlich ist nur, dass hier in den letzten Jahren immer wieder ein großer Aderlass zu verzeichnen war. Vorstand und Funktionäre lassen mich allerdings - im positiven Sinn - in Ruhe und meine Arbeit machen, das schätze ich hier sehr und ist nicht selbstverständlich!“
„Ein großes Lob geht auch an dieser Stelle an Ralf Wagner, den Trainer der Zweiten Mannschaft. Ralf ist ein ganz feiner und super Kerl. Auf ihn ist immer Verlass und ich arbeite gerne mit ihm zusammen.“ Angebote schlägt Adem aktuell aus, da er weiß, was er an diesem tollen Verein hat. 

In besonderer Erinnerung geblieben . . .

Zu einem in Erinnerung gebliebenen Fußballereignis zählt Adem das Relegationsheimspiel mit Niederhadamar gegen Germania Wiesbaden. „Es gab viele tolle Sachen und Spiele in meiner Karriere, aber in besonderer Erinnerung bleibt das Relegationsspiel mit Niederhadamar gegen Germania Wiesbaden - zu Hause auf dem legendären Kunstrasen.“
Das Spiel musste, aufgrund der immer noch zahlreich zum Sportplatz strömenden Zuschauer, später angepfiffen werden. „Dort waren an diesem Tag weit über 1000 Zuschauer – eine wahnsinnig tolle Atmosphäre . . . Gänsehaut pur!“ Adem machte bei seiner Kabinenansprache das Fenster auf und zeigte seinen Spielern die ganzen Zuschauer und sagte: „Schaut mal raus, die Leute kommen wegen uns auf den Sportplatz um uns zu sehen und uns bei einem Sieg zu feiern. Wir möchten den treuen Fans, die immer wieder hier zu uns kommen etwas zurückgeben, nun gehen wir raus und spielen das Spiel unseres Lebens und geben alles was drin ist!“
„In der Halbzeit lagen wir noch mit 1:2 hinten (die Regelung war damals noch so, dass es nur ein Relegationsspiel als „Endspiel“ gab - der Gewinner durfte somit direkt aufsteigen). Durch eine überragende zweite Halbzeit konnten wir das Spiel noch zu unseren Gunsten drehen und haben mit 4:2 gewonnen. Was nach dem Spiel auf dem Sportgelände und in der Kabine passiert ist kann man nicht in Worte fassen – so eine Feierlaune . . . unglaublich!“

Ausblick – wie sieht Adem Bülbül die kommenden Fußballjahre auf Kreisebene?

Adem glaubt, dass es wieder ab Ende Juli / Anfang August normal weiter gehen könnte. Zwar nicht mehr so gewohnt wie wir es von früheren Spielzeiten her kennen, aber doch so, dass es wieder zu einer Durchführung und Beendigung einer kompletten Saison kommt. „Alle möchten doch einfach wieder Fußball spielen und sich sportlich betätigen – in welcher Form auch immer das sein wird. Auch die soziale Komponente darf nicht außer Acht gelassen werden.“

Zu seinen Spielern sagt Adem auch immer: „Spielt und trainiert so lange ihr nur könnt, denn irgendwann bereut man es, wenn man zu früh damit aufgehört hat – wenn man nicht mehr kann, muss man eh aufgeben und dann kommt so etwas von ganz alleine.“

Das trifft nicht nur auf Verletzungen zu, sondern passt auch sehr gut in die letzten Monate während der Corona-Pandemie. Niemand hätte so etwas geahnt. Man sollte daher alles zu schätzen wissen.

Zum Abschluss noch ein Zitat von Adem Bülbül: „Fußball spielen und Fußball verstehen, das ist das Entscheidende und macht oft den Unterschied. Es entscheidet über Sieg oder Niederlage!“

Wir bedanken uns bei dem ehemaligen Mittelfeldregisseur Adem Bülbül, der auch ein Spiel alleine entscheiden konnte, für den Einblick in seinen fußballerischen Werdegang und wünschen Ihm und seiner Familie alles Liebe und Gute, vor allem viel Gesundheit. Bleib so wie Du bist und unserem Fußballkreis erhalten.