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Schachprinz Florian Lesny

Florian Lesny vom SK Niederbrechen, hier rechts im Bild, gewann erstmals die Hessische Meisterschaft der U18.

Neue Wege gingen die Verantwortlichen Organisatoren der Hessischen Schachjugend bei der Ausrichtung der diesjährigen Landesmeisterschaften.

Normalerweise treffen sich die Nachwuchsspieler aus allen Bezirken, die die Qualifikationsnorm erfüllt haben während der Osterferien im „Zentralen Lager“ in der Jugendherberge Bad Homburg. Dort wurde bisher jedes Jahr eine Woche lang um die Schachkrone in den einzelnen Jugendklassen gekämpft, vervollständigt von einem tagesfüllenden Rahmenprogramm. Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Krise entschied man sich kurzerhand, die Hessischen Meisterschaften online durchzuführen, ein Novum.

Gespielt wurde auf der Online-Plattform lichess.org. Hier musste man sich unter seinem Namen anmelden, eine Lichess-Nutzer-Bezeichnung angeben und danach wurde man rechtzeitig zu Turnierbeginn benachrichtigt. Punkte sammeln konnte man dabei eine Woche lang in vier verschiedenen Turnieren mit unterschiedlichen Kategorien (Räuberschach, Crazy-House, Chess 960 und Blitz). Diesmal waren Flexibilität und Vielseitigkeit noch deutlich mehr gefragt als in den vergangenen Jahren.

Die einzelnen Runden wurden an verschiedenen Wochentagen ausgetragen. An den dazwischen liegenden freien Tagen wurde ein Simultan-Turnier mit Fidemeister Markus Hahn und mehrere Vorträge angeboten.

Gewertet wurden die Einzel-Ergebnisse im sog. Arena-Modus. Hierbei erhält man für einen Sieg zwei Punkte, für ein Remis einen Punkt und für eine Niederlage 0 Punkte. Bei einer Siegesserie von mehr als zwei gewonnenen Spielen verdoppelt sich die Punktzahl und bei einem Verzicht auf das sog. Inkrement (Zeitgutschrift pro Zug) gibt es ebenfalls Zusatzpunkte. Für Außenstehende nicht ganz einfach nachzuvollziehen.

Mit dabei Florian Lesny vom SK Niederbrechen. Für den U18-Verbandsliga-Spieler der ersten Mannschaft des SK waren es bereits seine neunten (!) Landesmeister-schaften. Allerdings waren auch für ihn die Online-Titelkämpfe eine Premiere.

In den Jahren 2012 bis 2019 hatte der aus Niederselters stammende Youngster im Blitz- und Langschach bereits insgesamt sechs Silber- und zwei Bronzemedaillen, sowie weitere Top-Ten-Platzierungen gesammelt. Damit ist Lesny einer der erfolgreichsten Jugendlichen seit Bestehen des Schachbezirks. Nur der begehrte Titel fehlte ihm noch. Auch bei Deutschen Titelkämpfen hat er bereits zweimal teilgenommen.

Heuer mischte er von Beginn an in der Spitzengruppe mit. Beim Räuberschach (wer zuerst alle Figuren losgeworden ist gewinnt) sammelte er 14 Punkte und wurde Dritter.

Weniger erfolgreich lief es für ihn beim „Crazy-House“. Hier erhält man für eine geschlagene gegnerische Figur die gleiche in der eigenen Farbe und darf diese in der laufenden Partie einsetzen. Mit acht Zählern blieb er etwas unter seinen Erwartungen. Deutlich besser schnitt er beim sogenannten „Chess 960“ ab. Hier werden die Offiziere zu Beginn der Partie nach Auslosung in einer willkürlichen Reihenfolge auf die Grundreihe gestellt. Übrigens eine Idee des mittlerweile verstorbenen, amerikanischen Schachweltmeisters (1972-1975) Bobby Fischer. Bei dieser Schach-Variante hatte Lesny die Nase vorn und setzte sich mit 16 Punkten an die Spitze.

Auch im gewohnten Blitzschach (Bedenkzeit maximal fünf Minuten) ist er bereits so erfahren, dass ihm kein anderer der 128 Konkurrenten das Wasser reichen konnte.

Hier lag er mit 13 Siegen auf Platz eins.

Damit hatte der Niederselterser in der Gesamtwertung 51 Punkte erkämpft und unter dem Lichess-Namen „Threecool“ zum ersten Mal des Hessischen Meistertitel der U18 errungen.