Anzeige

Eine Frage des Charakters

Verbandsligist FSV Braunfels will Verletzungen mit Teamgeist vergessen machen

Braunfels - Die Fußballer des FSV Braunfels waren in der vergangenen Verbandsliga-Saison konstant inkonstant. Am Ende reichte es für Platz zehn. Damit wären sie wohl auch in der kommenden Spielzeit zufrieden, denn den FSV plagen weiter Verletzungssorgen.

Die Sommerpause ist für Fußballer in der Regel dazu da, Verletzungen auszukurieren und mit frischen Kräften in die Saison zu starten. Als FSV-Trainer Thorsten Dinkel beim Trainingsauftakt auf dem Platz stand, musste er feststellen, dass in Braunfels die Uhren dieses Jahr anders ticken. "Wir haben schon seit der Winterpause personelle Probleme. Und das zieht sich jetzt bis in die neue Spielzeit", sagt Dinkel, der deshalb von einer schwierigen Saison für die Schlossstädter ausgeht.

Ein Beispiel für die Verletztenmisere ist Dominik Desch, der sich im Winter einen Mittelfußbruch zugezogen hatte - und im ersten Testspiel nun exakt die gleiche Verletzung erlitt. "Schicht- und urlaubsbedingt arbeiten wir oft nur mit zehn, elf Spielern. Um neue Abläufe einzustudieren, ist das natürlich nicht optimal", weiß Dinkel. Eigentlich wollte er gerne eine Dreier- und Fünferkette in der Abwehr testen, "Experimente werden nun aber erst einmal hinten angestellt".

Dinkel will sich auf das konzentrieren, was die Mannschaft ohnehin stark macht. Aus einer sicheren Defensive heraus soll das Spiel aufgebaut werden. Wobei die Abwehrarbeit vorne beginnt. In der Offensive hofft er auf mehr Durchschlagskraft. Dabei helfen soll unter anderem Rückkehrer Robin Fürbeth, der vom SV Hadamar kommt. Nach zwei Spielzeiten in der Hessenliga, in der vergangenen Saison mit überschaubaren Einsatzzeiten, ist der 23-Jährige zurück. "Robin kann die positive Überraschung werden. Er ist geradlinig, beidfüßig und hat in Hadamar qualitativ einen Sprung gemacht", lobt ihn sein Trainer.

Verein will jungen Spielern Chance auf viele Einsätze in der Verbandsliga bieten

Alle Spieler müssten aber von Beginn an begreifen, worum es gehe und Eigenverantwortung zeigen, etwa wenn es um zu frühe Rückkehr ins Training nach Verletzungen geht. "Sonst kommt es zum Worst-Case, zum Abstiegskampf." Wenn aber alle mitziehen und "Vollgas geben", dann soll ein einstelliger Tabellenplatz drin sein. Dass seine Mannschaft diesen Charakter - und die Qualität sowieso - hat, davon ist Dinkel überzeugt. Darauf werde bei der Kaderzusammenstellung geachtet. "Wir wollen Spieler, die bereit sind, den Verein langfristig mitzuprägen. Auch wenn man hier vielleicht weniger verdient als bei anderen."

Das lebt der Trainer selbst vor. Als Spieler viel herumgekommen, steht der 38-Jährige seit 2011 bei den Kurstädtern an der Seitenlinie. Die Kameradschaft, das Familiäre: Diese Werte sollen ein Pfund des FSV sein. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass unter den Neuzugängen mit Fürbeth, Henrik Schmidt und Josef Celik drei Rückkehrer sind. "Die Jungs haben erkannt, dass man sich hier gut entwickeln kann. Viele junge Spieler kommen in Braunfels auf 15 bis 20 Einsätze in der Verbandsliga", beschreibt Thorsten Dinkel das, was den FSV für ambitionierte Fußballer attraktiv machen soll. Sollte sich noch ein Spieler finden, der in dieses Schema passt, ist ein weiterer Transfer nicht ausgeschlossen.

41:41 Tore lautete das Torverhältnis der Schlossstädter in der vergangenen Saison, 21 Punkte gab es zu Hause, 21 auswärts - ebenso fair verteilt auf Hin- und Rückrunde. Was sich konstant anhört, stand eher für Inkonstanz. Das soll sich nun ändern - möglichst mit weniger Verletzungspech.