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Ein Einblick in den Verein FC Rojkurd Limburg/Weilburg

Der FC Rojkurd stellt sich vor - Neues Mitglied in der heimischen Vereinsfamilie

Die Saison 20/21 hat kaum angefangen, schon ist sie wieder unterbrochen. Als Neustart gedacht und herbeigesehnt, müssen nach wenigen Spieltagen auch die Fußballer aus dem flw24-Land wieder die Füße stillhalten. In der ersten Coronapause galt allerdings nicht nur Stillstand, sondern im Schatten der Pause ist die Vereinsfamilie im Kreis Limburg-Weilburg um ein weiteres Mitglied gewachsen, welches in seiner Premierensaison gleich mit zwei Seniorenmannschaften an den Start geht.

Allein durch seinen nicht alltäglichen Namen, ist der Neuling sicherlich schon fast allen Fußballinteressieren im Kreis aufgefallen. Auch wir wollten gerne mehr über den neuen Verein, die zwei aktiven Mannschaften, die Verantwortlichen und die Spieler des FC Rojkurd erfahren und haben uns dazu mit Telli Celik, Trainer und Mitbegründer des FCR, zum Interview getroffen. In unserem Gespräch ging es um Vorurteile, eine schwierige Platzsuche, Integration und natürlich die schönste Nebensache der Welt.

Wir sind ein Fußballverein, kein Religionsverein oder ähnliches“

„Wir sind sehr glücklich darüber, dass man von eurer Seite auf uns zukommt“, eröffnet Telli Celik unser Gespräch und freut sich über das Interesse an seinem Verein. Das Interesse ist sicher auch außerhalb der flw24-Redaktion groß, wer steckt hinter dem FC Rojkurd, was gibt es für Ziele und was macht den Verein aus, haben wir uns gefragt. Wie kommt man aktuell überhaupt auf die Idee, einen neuen Verein zu gründen, wenn nahezu alle Jugend- und Seniorenmannschaften mit sinkenden Spielerzahlen zu kämpfen haben und komplette Mannschaften zurückgezogen werden müssen. „Unsere Idee war es geflüchteten Menschen eine Möglichkeit zu geben, ihren Sport auszuüben und dabei die Integration zu erleichtern. Die meisten von uns leben seit über 20 Jahren in Deutschland und mit unseren Erfahrungen wollen wir unsere Spieler unterstützen.“, beantwortet uns Telli die Frage nach dem Grundgedanken hinter dem neugegründeten Verein. So werden die hauptsächlich jugendlichen Flüchtlinge bei Behördengängen, dem Ausfüllen von Anträgen oder bei Übersetzungen unterstützt und begleitet. Dabei betont Telli, dass „jeder Mensch, egal welcher Rasse, Religion und Hautfarbe beim FC Rojkurd willkommen“ ist. Der FC Rojkurd sei ohne religiösen Hintergrund entstanden und stehe jedem, dem Respekt, Toleranz und Disziplin wichtig ist, offen. Derzeit sind dies hauptsächlich Spieler mit kurdischem Hintergrund aus der Türkei, Syrien oder dem Irak, aber auch Jungs aus Marokko, Somalia oder dem Jemen kicken für den neugegründeten Verein. „Unseren Verein macht besonders, dass wir eine Gemeinschaft von verschiedenen Herkünften und Religionen sind. Wir sind einfach ein Fußballverein, kein Religionsverein oder ähnliches“, zieht der stolze Celik eine durchweg positive Bilanz über die ersten Monate seines Vereins.

Die schwierige Suche nach einer sportlichen Heimat

Nach der Neugründung eines Fußballvereins mussten sich die Verantwortlichen des FC Rojkurd neben Spielern natürlich auch um ein Vereinsgelände kümmern, denn irgendwo sollten zur neuen Saison auch die Heimspiele des Vereins ausgetragen werden können, von dem notwendigen Platz für Trainingseinheiten ganz zu schweigen. „Wir trainieren und spielen in Allendorf. Leider haben wir dort kein Flutlicht und müssen im Winter nach Merenberg ausweichen“, erzählt uns Telli Celik über die Heimspielstätte des FCR. Doch die Suche nach einer sportlichen Heimat war für die Verantwortlichen alles andere als einfach, im Gegenteil: „Ich lebe seit 34 Jahren in Deutschland, aber bei der Suche nach einem Platz habe ich zum ersten Mal Abneigung und Ablehnung erlebt. Keiner wollte uns einen Fußballplatz zur Verfügung stellen.“, berichtet Telli von schwierigen und aufreibenden Gesprächen. Nachdem nach vielen Anfrage bei Gemeinden im Landkreis Limburg-Weilburg keine positive Antwort zurückkam, fand der FC Rojkurd zunächst in Oberzeuzheim eine Anlage zum Spielen und Trainieren. „Beim SV Oberzeuzheim müssen wir uns herzlich bedanken. Die Menschen dort haben uns ohne Vorurteile sofort die Möglichkeit gegeben deren Platz zu nutzen.“ Allerdings wurde der Sportplatz in Oberzeuzheim lange nicht mehr bespielt und einiges an Knowhow und Arbeitskraft wurde benötigt, um diesen bereit für den Spielbetrieb zu machen. Alleine durch die Mitglieder des FCR konnte dies nicht gestemmt werden, sodass die Stadt Hadamar den Platz letztendlich sperrte, da sie dort ebenfalls nicht mehr investieren wollte. So hat es die Mannschaft dann schlussendlich nach Allendorf verschlagen, wofür sich die Verantwortlichen „beim SVA und der Gemeinde Merenberg für das bisherige Vertrauen bedanken“.

Respekt – nicht mehr oder weniger

Das Projekt FC Rojkurd ist für die Verantwortlichen nicht nur kurzfristig geplant, sondern man hat dort mittel- und langfristige Ziele und Visionen für die Entwicklung des Vereins. Kurzfristig, das kann uns Telli Celik als Trainer der Seniorenmannschaft am besten bestätigen, ist das Potenzial da, um direkt um den Aufstieg mitzuspielen. „Wir wollen von der C-Liga in die B-Liga aufsteigen. Die Jungs haben das Zeug dazu.“, ist der Trainer von seiner Mannschaft überzeugt. In Zukunft sollen auch Kinder eine Möglichkeit bekommen unter dem Wappen des FC Rojkurd zu spielen. Der Vorstand rund um Celik plant eine Jugendabteilung in die Wege zu leiten. Für diesen weiteren Weg wünscht sich der ganze Verein, dass man den jeweiligen Mannschaften des FCR „ohne Vorurteile gegenüber auftritt“. Den Respekt, den alle Mitglieder des FC Rojkurd jedem Gegner, den Schiedsrichtern und Verantwortlichen entgegenbringen, möchte man auch selbst erfahren – „nicht mehr oder weniger“, schließt Telli Celik unser gemeinsames Interview.

Dem kann sich die FLW24-Redaktion nur anschließen. Die Gründer des FC Rojkurd hatten den Mut in einer schwierigen Zeit einen Verein zu gründen, der geflüchtete Menschen bei der Integration unterstützen soll. Diese Idee verdient Respekt und Anerkennung – auf und neben dem Platz! Wir bedanken uns bei Telli Celik für den interessanten Einblick hinter die Kulissen des FC Rojkurd und für das nette Gespräch!