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SG Selters II wie in einem falschen Film - Torfestival in Oberselters am Winterholz

SG Selters II - SV Wolfenhausen 5:5 (4:2)

Nach der verdienten 1:3-Niederlage in Dorndorf steht für Selters II gegen den SV Wolfenhausen ein brisantes Duell auf dem Programm. Brisant deswegen, weil die "Wassermänner" die "Wölfe" vor knapp 1,5 Jahren in einer dramatischen Relegation in die B-Liga geschossen hatten. Im ersten Wiedersehen danach liefern die Akteure ein Spektakel der irrwitzigsten Sorte. Selters II führt 4:1 und 5:3, muss am Ende beim 5:5 aber die Punkte teilen. Wäre das Spiel 12:5 ausgegangen, hätte sich auch niemand beschweren können. Doch die Selterser Offensive versagt in unfassbarster Form. Bestechend: Die Moral des SV Wolfenhausen, der sich niemals aufgibt.

Die Gastgeber kamen blendend in die Partie, als Matthias Wenz mit einem Freistoß von der Seitenauslinie servierte und Christian Roos in der Mitte ohne Bewachung zum 1:0 einnickte (5.). Man spürte sofort, dass sich beide Mannschaften mit offenem Visier begegneten. Die Gäste, hinten löchrig wie ein Schweizer Käse, und die Platzherren, die sich davon anstecken ließen und völlig ohne Ordnung agierten. Torchancen gab es demnach in Hülle in Fülle. Zunächst jedoch der Ausgleich: Murat Yorulmaz zirkelte einen Freistoß aus halblinker Position ins Torwarteck - 1:1 (9.). Selters II, das schon deutlich überlegene Team, erwies sich in der Offensive dann aber zunächst stark. Erst parierte Wolfenhausens Torhüter Julian Heinz einen 18-Meter-Freistoß von Matthias Wenz prächtig, auch beim Nachschuss von Björn Becker stand der Schlussmann im Fokus und klärte (14.). Wenn es die Selterser dann mal schnell machten, war für Wolfenhausen nichts zu ernten. Christian Roos erzwang einen Ballverlust der Gäste im Spielaufbau, Vincent Gotthardt schickte Nico Homburg auf die Reise, der sich die Gelegenheit nicht nehmen ließ und das 2:1 besorgte (17.). Nach einer Flanke von Markus Sandmann gewann Björn Becker im Zentrum das Kopfballduell, sodass Vincent Gotthardt aus kurzer Distanz auf 3:1 erhöhte - die Gäste wollten ein Foulspiel gesehen haben, welches der insgesamt seltsame Schiedsrichter Rainer Schaub allerdings nicht ahndete (25.). Die Hausherren spielten fortan mit seinem Widersacher Katz' und Maus. Christian Roos bediente Vincent Gotthardt, der schoss das Leder aus aussichtsreicher Position am Kasten vorbei (27.). Wenig später war es der Vorbereiter selbst, der einen Heber freistehend vor dem Tor drüber jagte (29.). Die Partie hätte längst entschieden sein müssen. Spätestens, als Christian Roos mit klugem Pass Vincent Gotthardt freispielte, der Keeper Julian Heinz noch umkurvte und auf 4:1 stellte (35.). Selters II hätte es an diesem Mittag so einfach haben können, stellte sich in der Defensivarbeit aber an wie eine Schülermannschaft. Björn Becker brachte Konstantin Lommel im Sechzehner unnötig zu Fall und Artur Kimmerle markierte per Foulelfmeter den 4:2-Anschlusstreffer (39.) - Pause.

Auch nach der Pause das gleiche Bild: Die "Wassermänner" rannten an, Wolfenhausen blieb bei Kontern gefährlich. Vincent Gotthardt tauchte frei vor dem Gehäuse auf, scheiterte aber am starken Torwart Julian Heinz (52.). Für die Einheimischen war es zum Haare raufen, denn Selters II ließ eine Anzahl an Möglichkeiten aus, die nicht mehr auf die berühmte Kuhhaut gingen. Binnen fünf Minuten scheiterte Christian Roos gleich zweimal kläglich: Erst rettete Julian Heinz nach langem Ball von Markus Sandmann per Fuß (54.), bei der nächsten Aktion bereitete Björn Becker von rechts fantastisch vor, wieder war es Christian Roos, der völlig frei Torhüter Julian Heinz anvisierte (59.). Im Gengenzug zeigte Wolfenhausen, wie man es besser macht: Mehmet Kaya verkürzte mit einem satten Schuss aus 20 Metern unter die Latte auf 4:3 und hauchte den Gästen damit neues Leben ein (60.). Als Markus Sandmann allerdings nur sechs Minuten später auf Zuspiel von Vincent Gotthardt das 5:3 besorgte, schien der Willen der Wolfenhäuser gebrochen (66.). Mitnichten, denn wiederrum nur fünf Minuten später wurde es abermals spannend, als die Selterser Hintermannschaft ein weiteres Mal schlief, Halil Basar Artur Kimmerle bediente und dieser auf 5:4 verkürzte (71.). Ein unfassbares Spiel, dessen Ende noch lange nicht erreicht war. Dann folgte die Szene des Spiels, die das SGS- Spiel vor dem gegnerischen Gehäuse symptomatisch darstellte: Nico Rossel tankte sich über links in den Strafraum, passte von der Grundlinie aus an der Torlinie entlang und Björn Becker brachte das Kunststück fertig, die Kugel aus einem Meter Entfernung dem liegenden Torsteher Julian Heinz in die Arme zu legen, statt das Leder in die Maschen zu befördern (73.). Das Auslassen derartiger Chancen musste eigentlich bestraft werden. Und es wurde bestraft: Artur Kimmerle tauchte frei vor SG-Keeper Lars Gendritzki auf und vollendete zum 5:5 (78.) - Wolfenhausen traute seinen Augen ebenso wenig wie die Einheimischen. Und dennoch hätte Selters II auch danach noch gewinnen müssen: Der eingewechselte Erik Kiefer schoss etwas überrascht aus zwei Metern Torentfernung über den Kasten - es war zum Verzweifeln für diejenigen, die es mit den Gastgebern hielten (88.).

Schiedsrichter Rainer Schaub sah keine Veranlassung nach zehn Toren und einigen Unterbrechungen eine Nachspielzeit anzuhängen, sodass es beim 5:5 blieb. Für Selters II ein Alptraum. Wären Kameras auf dem Sportgelände am Winterholz gewesen, die Offensivakteure der zweiten Selterser Garnitur hätten sämtliche Slapstick-Einlagen in den öffentlichen Netzwerken getoppt. Den Gästen musste man hoch anrechnen, dass sie immer an ihre Chance geglaubt hatten, einen 1:4- und 3:5-Rückstand aufholten, und aufgrund der Selterser Unfähigkeit zwar unfassbar schmeichelhaft aber dennoch irgendwie gerecht zu ihrem Punktgewinn kamen.

Für die SG Selters II gilt es am kommenden Sonntag beim TuS Waldernbach II zu zeigen, dass man sich nach zwei sieglosen Spielen erholt hat und mal wieder dreifach punktet.