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Vom Arfurter Wembley-Rasen in die Ohren der deutschen Fußballfans

Felix im Estadio Santiago Bernabéu vor dem Clasico im März 2020.

Es gibt deutlich einfachere Dinge als sich bis in die Spitzen des Profifußballs vorzuarbeiten. Viele erfolgreiche Beispiele, die diesen Schritt bisher geschafft haben, gibt es aus unserem Fußballkreis nicht. Felix Keil, gebürtiger Arfurter und bis 2016 für den SVA als Torwart aktiv, ist einer der wenigen, die diesen Sprung gepackt haben. Der 27jährige ist schon seit über drei Jahren unter anderem in der Bundesliga, in der Champions-League und sogar bei Länderspielen im Einsatz.

Noch nichts von ihm gehört?

Nein, es liegt nicht an fehlendem Fachwissen oder an den konstant guten Leistungen von Manuel Neuer, dass wir Felix noch nicht im Tor der Nationalmannschaft gesehen haben. Der studierte Germanist hat es vielmehr durch seine Leistungen neben dem Platz in den Profifußballzirkus geschafft. Mehr als drei Jahre arbeitet Felix schon für den immer beliebter werdenden Sport-Streaming-Dienst DAZN und ist damit fast seit dem ersten Tag des Unternehmens mit dabei. Dort ist er aktuell hauptsächlich mit der Vorbereitung der Sendungen zu den Freitagspielen der Bundesliga vertraut. „Am Wochenanfang gibt es immer eine Besprechung mit allen Beteiligten. Leiter der Sendung, Kommentator, Experte, Moderator und Kollegen aus der Produktion kommen zusammen, um die Inhalte der Übertragung zu besprechen. Meine Aufgabe ist es, diese Sachen zurechtzuschneiden, damit die Themen in der Sendung mit Bildern unterlegt werden können“, berichtet Felix von einem Teil seiner Aufgaben bei DAZN.

Mit Freunden kicken

Aber wie kommt man aus dem beschaulichen Arfurt zu einem englischen Unternehmen mit Sitz in München? „Ich habe als Kind schon immer gesagt, dass ich als Kommentator arbeiten möchte. Das belegen sogar einige alte Freundebücher“ (die Redaktion kann das bestätigen ;-)), beginnt Felix schmunzelnd von seiner Geschichte zu erzählen. Fußballbegeistert war der Fan des deutschen Rekordmeisters dabei schon immer und berichtet, dass er „in Arfurt bei den Minikickern angefangen habe“ zu spielen und sich „gar nicht daran erinnern [könne], mal nicht Fußball gespielt zu haben“. Für den SVA schnürte er dann auch bis zu seinem Umzug im September 2016 die Schuhe und hat bis heute den Kontakt zu seinen alten Mannschaftskameraden nicht verloren: „Ich lese immer die Spielberichte und erkundige mich auch bei den Jungs, was es an Neuigkeiten gibt. Mich freut es richtig, dass wir mittlerweile mit Aumenau und Villmar die perfekten Spielvereinigungs-Vereine zusammen haben, da sich einige noch aus vergangenen JSG-Lahntal-Tagen kennen. Dort hatten wir aus sportlicher Sicht mal mehr, mal weniger erfolgreiche Jahre. Dafür hat es zwischenmenschlich immer gestimmt und das ist ja letztlich der Grund, aus dem wir Fußball spielen.“ Gerne erinnert sich Felix bei den Gedanken an seine fußballerische Laufbahn an das Relegations-Derby 2014 gegen die FSG Gräveneck/Falkenbach/Seelbach zurück. „Wir haben in Arfurt vor knapp 1000 Zuschauern mit 3:2 gewonnen, auch wenn ich – diplomatisch gesagt – nicht meinen besten Tag hatte.“, schwelgt er mit einem Lachen in Erinnerungen. Am Ende konnte der SVA dank dieses Sieges den Klassenerhalt in der B-Liga feiern. 

ABI, SPOX und DAZN

Parallel zu seiner Zeit beim SV Arfurt durchlief Felix seine schulische Laufbahn auf der Tilemannschule in Limburg. Direkt nach dem Abitur 2013 begann er in Gießen Germanistik und Anglistik zu studieren. „Durch das Studium war mir schnell klar, dass ich in irgendeinen Beruf unterkommen möchte, bei dem ich viel schreiben muss bzw. darf. Da ich mich für Fußball und Sport im Allgemeinen interessiere, habe ich mich nach dem Bachelor bei SPOX, einer Sportnachrichten-Website beworben und 2016 die Zusage für ein halbjähriges Praktikum bekommen.“, leitet Felix seine beruflichen Anfängen ein. Nach den sechs Monaten bei SPOX kam dann eins zum anderen und Felix „war zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. Bei der Sportnachrichten-Website ging es nicht weiter, aber der damalige, noch ziemlich unbekannte Unternehmenspartner DAZN bot ebenfalls Praktika in diesem Berufsfeld an. „Nach ein paar Mails und einem netten Vorstellungsgespräch konnte ich im März 2017 anfangen. Obwohl ich vorher noch keine Berührungspunkte mit Videoschnitt oder Kameras und dergleichen hatte, habe ich mir vieles mit der Hilfe von meinen überragenden Kollegen, die mich sofort nett aufgenommen haben, und in Eigenregie draufgeschafft. So kam eins zum anderen: nach dem Praktikum war ich zwei Monate freiberuflich angestellt und habe dann einen Festanstellungsvertrag angeboten bekommen, den ich ohne zu zögern angenommen habe.“ 

„Zlatan Ibrahimovic!“

Nun, seit fast vier Jahren bei DAZN bearbeitet Felix ein großes Aufgabenportfolio und kann schon auf einige Höhepunkte zurückblicken. So ist er neben den Vorbereitungen der Freitags-Bundesligapartien, beispielsweise auch beim Schneiden und Filmen von Beiträgen und Interviews beteiligt. „Die aufregendste Reise war nach Norwich in England. Donnerstags haben wir mit Daniel Farke, dem deutschen Trainer, gedreht, freitags sind wir mit der Bahn nach Liverpool gedüst, um nach dem Spiel der Reds gegen Huddersfield mit Jürgen Klopp und Jan Siewert zu sprechen, nur um samstags zurück nach Norwich zu fahren und dort den Aufstieg der Canaries in die Premier League mitzuerleben – inklusive Ehrenrunde auf dem Rasen.“, berichtet uns Felix, der als leidenschaftlicher Bayern-Fan dank seines Jobs auch schon Arjen Robben, Thiago, Leon Goretzka und Serge Gnabry zum Interview treffen durfte. 

Zudem ist der Arfurter regelmäßig als Kommentator im Einsatz und kommentiert Spiel-Zusammenfassungen der zweiten Bundesliga oder internationale Live-Spiele. Auch für das „flw24 Spiel des Monats“ war Felix schon als Kommentator aktiv. Besonders die Spiele der 2.Liga sind eine Herausforderung. Hier muss der Kommentator „in Personalunion schneiden, texten und kommentieren. Dazu kommt die Deadline von 20 Minuten nach Abpfiff, da die Highlights 40 Minuten nach Spielende auf der Plattform sein müssen. Das endet oft im Stress, aber hinterher ist man happy, wenn alles geklappt hat und man sich den fertigen Beitrag anschauen kann.“ Mittlerweile durfte Felix auch schon einige Live-Spiele kommentieren. Das „namhafteste“ war das 3:1 des AC Mailand mit Zlatan Ibrahimovic, Hakan Calhanoglu und Ante Rebic gegen Parma in der Rückrunde 2019/20, aber auch das Hamburger Stadt-Derby aus dem vergangenen Novemberg gehört zu den bisherigen Highlights. Hier könnt ihr euch Felix in Aktion anhören.

Das nötige Quäntchen Glück

Nach all den tollen Anekdoten, Interviewpartnern und Geschichten möchten wir von Felix zum Abschluss wissen, ob er mit seiner aktuellen Tätigkeit seinen absoluten Traumjob gefunden habe. Zugegebenermaßen eine rein rhetorische Frage, da man in jeder Antwort Felix´ Begeisterung und Leidenschaft für seinen Beruf spürt. Genau so fällt auch seine Antwort aus: „Das würde ich definitiv sagen! Dass es so weit gekommen ist, macht mich stolz. Ich weiß aber auch, dass ich hier und da das nötige Quäntchen Glück auf meiner Seite hatte. Aktuell gibt es auch nichts, das ich lieber machen würde als den Job, den ich habe. Wie das in fünf Jahren aussieht, weiß ich nicht, aber die Branche ist so schnelllebig, da lässt sich nur das wenigste auf lange Sicht planen. Deshalb gilt für den Moment: Mitnehmen, was geht!“ In näherer Zukunft möchte sich Felix gerne auf das Drehen bei Interviews und das Schneiden von Beiträgen fokussieren. An größeren Dokumentationen mitzuarbeiten, hat er sich als großes Ziel gesetzt. „Zum Glück muss ich mich aktuell aber nicht festlegen und bin froh, dass ich sowohl Highlights und Live-Spiele kommentieren darf als auch ab und zu für Interview-Drehs unterwegs sein kann.“, schließt Felix unser Interview. 

Wir bedanken uns bei Felix für das nette, aber vor allem spannende Gespräch über sich und seine berufliche Tätigkeit bei einem der größten Sport-Streamingdienste der Welt. Wir sind uns sicher, dass du deine persönlichen Ziele erreichen wirst und wir noch einiges von dir sehen und hören werden! Die gesamte flw24-Redaktion drückt dir dafür die Daumen und wünscht viel Erfolg.