Fußball spielt man in der Regel auf dem Feld - oder in der Halle. Ja - und nein... In Zeiten von Corona und der Digitalisierung kann auch per Computer oder an der Konsole virtuell gespielt werden. Daher veranstaltet FLW24 wieder ein eSport-Turnier.
Denn eSportler, also Personen die z.B. virtuell Fußball spielen, gibt es immer mehr. Schätzungsweise wird das Spiel "FIFA" weltweit von mehr als 100 Millionen Menschen gespielt. Die besten eSportler sind Stars der Szene, besitzen eigene Social-Media-Fankanäle und füttern ihre YouTube- und Twitch-Kanäle mit Clips und Videos.
Wir haben uns mit Alexander Rauch - Künstlername "Bono" - vom SV Wehen-Wiesbaden unterhalten.
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FLW24: Ihr begleitet FLW24 in den kommenden Wochen und analysiert die Spiele, die im Rahmen der FLW24-eSports-Liga gezockt werden, wie kam es dazu „Bono“?
BONO: Da zwischen FLW24 und dem SVWW schon lange gute Kontakte bestehen und wir bereits die eSports-Liga des letzten Jahres interessiert beobachtet und unterstützt haben, war das der sinnvolle nächste Schritt.
FLW24: Und warum "BONO"? Ist das ein Künstlername?
BONO: Ja. Im Internet trat man klassischerweise hinter einem Künstlernamen auf den jeweiligen Plattformen auf. Ich habe das gerne so beibehalten. Es gehört gewissermaßen zum Job, einen Künstlernamen zu haben. Ich bin großer Fan der Band U2, deren Sänger sich nun mit mir einen Namen teilt.
FLW24: Du arbeitest als "professioneller" eSportler beim SV Wehen Wiesbaden. Was entgegnest du Leuten, die behaupten, eSports wäre kein Sport?
BONO: Wenn man diese Diskussion mit mir führen möchte, habe ich dazu eine klare Position: In Deutschland entscheidet der DOSB darüber, was offiziell Sport sein darf und was nicht. In anderen Ländern tun dies andere Sportverbände, wodurch es bereits mehrere Beispiele gibt, dass eSports andernorts offiziell Sport sein darf. Die Begründung, nach der der DOSB dem eSports momentan seine Anerkennung verweigert, lautet, dass man durch den eSports „moralische Werte des Sports“ in Gefahr sieht. Soll heißen: Das Schießen mit Pixeln auf Pixel ist moralisch verwerflich, das Schießen mit einer echten Pistole auf echte Ziele hingegen berechtigt sogar zur Teilnahme an olympischen Spielen. Dass diese Form der Argumentation überhaupt so vertreten werden kann, halte ich mindestens für erstaunlich. Aber ebenso für sicher, dass sie auf Dauer nicht Bestand haben wird.
FLW24: Wie kamst du dazu, eSportler zu werden?
BONO: Ich habe aus Spaß angefangen, Wettbewerbe zu spielen. Das habe ich immer regelmäßiger gemacht und irgendwann sehr gut abgeschnitten. Dann kamen die ersten Teams auf mich zu und von da an ging es eigentlich richtig los.
FLW24: Es gibt ja freie eSportler und bei einem Verein angestellte eSportler - wie unterscheiden sich diese? Und wie bist du zum SV Wehen Wiesbaden gekommen?
BONO: eSports als solches ist ja nicht viel mehr als der Überbegriff dafür, Computerspiele wettbewerbsorientiert zu betreiben. Das kann per se erstmal jeder, der ein Interesse daran hat und die technische Ausstattung dafür besitzt. Als Profi hat man da selbstredend eine andere Verantwortung dieser Tätigkeit gegenüber. Als einfaches Beispiel: Das tägliche Training ist dann kein „Kann“ mehr, sondern ein „Muss“, selbst wenn man an einigen Tagen nicht so viel Lust haben sollte.
Zum SVWW kam ich in erster Linie über mein eigenes Interesse am Verein. Ich war immer schon gerne als Zuschauer in der BRITA-Arena und hatte auch über vorherige Events den ein oder anderen Kontakt zu den Verantwortlichen geknüpft. Daraus entwickelte sich schließlich ein gemeinsames Interesse daran, eSports für den SVWW als Thema anzugehen.
FLW24: Nun ist der SV Wehen Wiesbaden im Sommer aus der 2. Bundesliga abgestiegen, was zur Folge hatte, dass Du auch nicht mehr in der „VBL Championship", der eSports-Bundesliga mitwirkst, korrekt?
BONO: Jein. Es ist richtig, dass der SVWW in der VBL Saison nicht mehr mitwirken darf, ich selbst werde jedoch als Coach für Mainz 05 dabei sein.
FLW24: Wir wollen ein wenig mehr von Dir wissen. Gib uns doch mal einen Einblick: Wie viele Stunden „zockst“ Du täglich vor der Konsole?
BONO: „Zocken“ in der Regel gar nicht. Ich trainiere und das täglich mindestens zwei Stunden. Normalerweise aufgeteilt in mindestens zwei Einheiten um die Konzentration zu wahren.
FLW24: Und spielst oder zockst du nur FIFA an der Konsole oder auch noch andere Sportspiele oder auch Fortnite o.ä.?
BONO: Wenn ich tatsächlich mal „zocke“, dann gerne MADDEN NFL oder den Fußball Manager.
FLW24: Als eSportler sitzt du sicherlich häufig und hochkonzentriert vor einem Bildschirm. Betreibst du einen Ausgleichssport oder machst du gezielte Rücken- und Armmuskulatur-Übungen?
BONO: Gezielter Ausgleich gehört natürlich zur täglichen Trainingsarbeit dazu. Das hört aber bei körperlichen Übungen nicht auf, sondern geht auch ins Mentale um da frisch zu bleiben, schließlich findet sehr viel beim eSports im Kopf statt.
FLW24: Wir möchten noch ein wenig persönlicher werden. Hast Du einen Beruf gelernt oder einen Nebenjob?
BONO: Ich studiere Physik. Ob ich in diesem Feld auch mal arbeiten werde, weiß ich aber noch nicht. Ansonsten bin ich noch für den kicker tätig. Dort findet man wöchentlich neue Tutorial-Videos zu FIFA, die ich selbst produziere.
FLW24: Und hast du einen eigenen YouTube-Kanal? Oder streamst Du Deine Spiele auch über die Online-Plattform Twitch?
BONO: Nur vereinzelt. Wer diesbezüglich nichts verpassen möchte, findet spontane Ankündigungen auf Instagram.
FLW24: Jetzt möchten wir mit dir noch ein bisschen in Dein Fachgebiet einsteigen: FIFA 21 wurde im Oktober offiziell von EA Sports veröffentlicht. Bist du mit dem Spiel zufrieden? Gibt‘s es gravierende neue Änderungen?
BONO: Gerade in den ersten Wochen und Monaten wird bei neuen FIFA-Spielen und seinen Mechaniken noch viel seitens der Entwickler herumgeschraubt. Definitive Antworten kann ich an dieser Stelle also nicht geben. Es gibt wie so häufig einige Dinge, die ich besser gelungen finde als im letzten Teil. Flanken können nun beispielsweise wieder gefährlich sein, andere Dinge hingegen, wie z.B. ein deutlich zu stark unterstütztes Teampressing, sind nicht verbessert worden. Insgesamt fühlt es sich aber nach wie vor sehr nach FIFA an.
FLW24: Gibt es neue Features, die Du gut findest?
BONO: Ja, es gibt nun die Möglichkeit für die KI-gesteuerten Mitspieler bessere Laufwege zu nehmen, die man manuell während des Spiels steuern kann. Dadurch eröffnen sich deutlich realistischere Optionen, gerade auch im Angriffsdrittel.
FLW24: Und was könnte am Spiel Deiner Meinung nach noch verbessert werden?
BONO: Das KI-gesteuerte defensive Zweikampfverhalten ist noch deutlich zu stark, das hilft letztlich zu vielen Spielern noch aus der Klemme, wenn sie zuvor Situationen nicht gut gelöst haben.
FLW24: Was empfiehlst du jungen Leuten, die professionelle eSportler werden wollen?
BONO: Trainiert konzentriert und seid ehrlich mit euch und eurer Leistung, um euch zu verbessern. Spielt Wettbewerbe und findet heraus, ob das etwas für euch ist. Wenn ihr gut genug seid, kommt der Rest irgendwann von alleine.
FLW24: Und ganz ehrlich: Hast du aktuell den besten und coolsten Job der Welt?
BONO: Es gibt momentan nicht viel Grund zur Klage, das ist wohl richtig. Auf der anderen Seite ist so ziemlich jeder andere Job wichtiger als das, was ich tue. Es hängt also vermutlich – wie so vieles im Leben – von der Perspektive ab.
FLW24: Hast du schon einen Plan für die Zeit nach Deiner Karriere als Profi-eSportler undwenn ja, wie sieht der aus? Oder gibt es da gar kein klassisches „Karriere-Ende“?
BONO: Da das Arbeitsfeld insgesamt noch recht jung ist, kann man das schwer sagen. Es ist sicher denkbar, irgendwie im eSports zu bleiben aber klar geregelt habe ich da für mich noch nichts.
FLW24: Und zum Abschluss ein Blick auf das FLW24-Event. Ihr analysiert die Spiele der Teilnehmer. Auf was können wir und unsere Leser sich freuen?
BONO: Auf hoffentlich spannende und gute Spiele! Durch die Analyse kann der ein oder andere bestimmt auch noch etwas für sich selbst mitnehmen.
FLW24: Bono, wir danken Dir für die Einblicke und Deine Antworten. Bleib gesund und auf bald - wir freuen uns auf ein cooles FLW24-eSports-Event.
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Steckbrief Bono
Name: „Bono“
Alter: 29 Jahre
Beruf: - eSport Vertragsspieler seit 2010
- EA Berater für Spielentwicklung
- Tutor Kicker eSport.tv
Verein: SV Wehen Wiesbaden
FIFA eSport, weil: „…Gemeinschaftsgefühl, Freude und sportlicher Ehrgeiz Menschen über kulturelle und geographische Grenzen hinweg verbindet.“
SVWW, weil: „…mir die Rolle als Underdog gefällt, der Verein durch Offenheit und Innovation eine gute Perspektive hat und ich hier etwas bewegen kann.“
Erfolge:
Europameister 2012
Deutscher Meister: Winter 2013; Frühling 2014; Winter 2014
Pokalsieger: 2016