Gedanken eines Jugendtrainers - zum Jahresabschluss

Das Jahr 2020, ein Jahr fast ohne soziale Kontakte und trotzdem ein Jahr voller Dankbarkeit!!!

Nun geht es zu Ende, das Jahr 2020, das Corona-Jahr oder das Jahr zum Vergessen. Jeder hat für dieses Jahr, das so anders war als all die Jahre zuvor, mit Sicherheit seine eigene Bezeichnung und jeder von uns hat es auf seine Art und Weise wahrgenommen. Eines jedoch haben wir ALLE vermisst, den „Sozialkontakt“ zu unseren Mitmenschen in der „normalen“ Art und Weise, so wie wir ihn eigentlich kennen.

„Sozialkontakt“ dieses menschliche Grundbedürfnis nach Begegnung und gegenseitigem Austausch.
 

Mit dem ersten Lockdown im März dieses Jahres wurden unsere „Sozialkontakte“ abrupt ausgebremst, wohl weislich das dies der Infektionsreduzierung und der Kontaktnachverfolgung dienen sollte. Zum damaligen Zeitpunkt schien mir dies relativ unproblematisch, da ich davon ausging, dass nach dem Lockdown wieder alles so wird wie vorher. Doch weit gefehlt wie wir heute wissen.

Seit diesen Tagen im März ist nichts mehr wie es einmal wahr und diese Feststellung zieht sich durch unser gesamtes gesellschaftliches Leben. Mit vielen Einschränkungen müssen wir seitdem leben und uns arrangieren, um die Infektionskurve flach zu halten, den Gesundheitsbehörden eine Kontaktnachverfolgung zu ermöglichen, um unser Gesundheitssystem zu entlasten und um die ältere Generation, unsere Eltern und Großeltern, zu schützen. Daher müssen wir selbst in der Familie unsere „Sozialkontakte“ reduzieren oder sogar komplett auf die Besuche bei Oma und Opa, Mama und Papa, verzichten.

 „Sozialkontakt“ dieses menschliche Grundbedürfnis nach Begegnung und gegenseitigem Austausch.


Auch im Beruf führen die mit Corona einhergehenden Veränderungen und Einschränkungen dazu, dass die Sozialkontakte weniger werden. Der Austausch bei einer Tasse Kaffee fehlt hier ebenso, wie die persönliche Begegnung auf dem Flur oder im Treppenhaus. Der kurze Smalltalk mit der Kollegin oder dem Kollegen vor oder nach einer Besprechung findet ebenso wenig statt, wie gemeinsame Veranstaltungen. Diese „Sozialkontakte“ in der Firma, der Behörde oder im Betrieb, die so viel mehr beinhalten als ein kurzes „Hallo“ oder ein „Wie geht´s Dir“ und bei denen nicht selten auch dienstliche oder geschäftliche Angelegenheiten besprochen werden und die oft sehr hilfreich sind.

„Sozialkontakt“ dieses menschliche Grundbedürfnis nach Begegnung und gegenseitigem Austausch.


Auch im privaten Umfeld musste man weitestgehend auf die Pflege der eigenen „Sozialkontakte“ verzichten. Geburtstagsfeiern, Familienausflüge, gemeinsame Unternehmungen mit Freunden, all dies findet seit März dieses Jahres nur sehr eingeschränkt und in Zeiten von Lock- und Shutdown überhaupt nicht statt.

Der gepflegte Austausch mit Nachbarn oder Freunden findet im Freien und mit Abstand statt, gleichzeitig ist an gesellige Beisammensein, gemütliche Grillabende im Garten oder einen Käse-Fondue-Abend im engsten Familien-, Nachbarschafts- oder Freundeskreis nicht zu denken. Diese Gespräche über die „Neuigkeiten im Ort“ oder unter dem Motto „was gibt´s dann Neues“ finden schlichtweg nicht statt.

„Sozialkontakt“ dieses menschliche Grundbedürfnis nach Begegnung und gegenseitigem Austausch.


Der Austausch via Videoanruf, Online-Konferenz oder per WhattsApp kann die persönliche Begegnung und die Vier-Augen-Gespräche nicht ersetzen, denn der Austausch zwischen Menschen ist viel mehr als das gesprochene Wort. Gestik, Mimik, Haltung und Ausdruck sind hierbei wichtige Bestandteile und vermitteln dem gegenüber erst den Gesamteindruck den es braucht um den Anderen zu verstehen.

Auch die mit einer persönlichen Begegnung verbundenen Berührungen fehlen. Die Umarmung bei Freude oder Trauer, der Händedruck bei Begrüßung oder zum Abschied oder das einfach mal in den Arm nehmen, wenn man das Gefühl hat das es dem anderen nicht so gut geht. Dieser Teil des „Sozialkontakts“ ist uns allen soooo wichtig und tatsächlich durch nichts zu ersetzen.

„Sozialkontakt“ dieses menschliche Grundbedürfnis nach Begegnung und gegenseitigem Austausch.


Neben den „Sozialkontakten“ im privaten und familiären Bereich fehlen mir aber auch die „Sozialkontakte“ im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als 2. Vorsitzender meines Heimatvereins, als Jugendleiter und Jugendtrainer.

Das sind zum einen die zahlreichen Veranstaltungen, die in diesem Jahr nicht stattfinden konnten. Egal ob Dorfturnier, Nachtturnier der GIANTS, unser Fußball-Feriencamp für die Kids oder der Singhofener Advent-Budenzauber. All diese Veranstaltungen waren, egal ob auf dem Sportplatz oder in der Mehrzweckhalle, Orte der Begegnung und des gegenseitigen Austauschs. Neben den Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren es die Zuschauerinnen und Zuschauer die diese Veranstaltungen dazu nutzten; um in den Austausch mit anderen Menschen zu kommen oder um sich einfach mal wieder zu sehen. Es ist die Pflege der „Sozialkontakte“ die diese Art der Veranstaltungen so unverzichtbar machen und nicht etwa der Erlös, den solch eine Veranstaltung im wirtschaftlichen Bereich generiert. Denn Gespräche und Begegnungen unter Menschen sind unbezahlbar und mit keinem Euro der Welt zu bezahlen.

„Sozialkontakt“ dieses menschliche Grundbedürfnis nach Begegnung und gegenseitigem Austausch.


Als Jugendleiter fehlen mir die „Sozialkontakte“ zu den Kolleginnen und Kollegen der anderen Vereine. Ganz egal ob von der Aar, der Lahn oder vom Rhein, zu fast Allen habe ich ein gutes bis sehr gutes Verhältnis und freue mich wenn wir uns sehen und in den gegenseitigen Austausch kommen. Nicht selten nimmt man hierbei etwas für den eigenen Verein als Anregung oder Idee mit.

Die persönlichen Begegnungen mit den Jugendtrainern unseres Vereins fehlt mir ebenso. Der kurze Plausch vor oder nach einer Trainingseinheit, der kurze Dialog um abzuklären ob Alles läuft oder etwas benötigt wird. Dieser „Sozialkontakt“ den man in Zeiten von Corona so ganz anders halten muss, was aber zum einen nicht so einfach ist und zum anderen sich auch nicht richtig anfühlt.

„Sozialkontakt“ dieses menschliche Grundbedürfnis nach Begegnung und gegenseitigem Austausch.


Die meiste Zeit, meines ehrenamtlichen Engagements, nimmt allerdings meine Tätigkeit als Jugendtrainer in Anspruch und hier sind auch die
„Sozialkontakte“ die mir in Bezug auf meine Freizeitaktivitäten am meisten fehlen.

Da sind zum einen die Trainerkolleginnen und –kollegen der anderen Jugendmannschaften. Nicht wenige kennt man bereits seit der Bambini-Zeit und hier haben sich über die Jahre freundschaftliche Beziehungen gebildet. Das Gespräch und der gegenseitige Austausch vor oder nach einem Spiel bei einer Tasse Kaffee war hier an der Tagesordnung und es wurde gefachsimpelt bis Frau und Kinder einen vom Sportplatz oder ins Auto zerrten.

Ebenso fehlen mir die „Sozialkontakte“ zu meinen Vorstandskolleginnen und –kollegen im Verein und die „Sozialkontakte“ die sich bei Lehrgängen des FV Rheinland zu anderen Lehrgangsteilnehmern oder den Referenten entwickelt haben oder spontan zustande gekommen sind. Besonders erwähnen möchte ich an dieser Stelle Mirko Bernd. Ihn habe ich im vergangenen Jahr bei einem Trainerkongress kennen gelernt und er hat mir mit seiner positiven und fußballverrückten Art direkt imponiert. Seit März dieses Jahres hat er auf seiner Facebook-Seite mit seinen „Lach- und Sarsgeschichten“ viele Menschen zum Lachen, Weinen und Nachdenken gebracht und bei mir dafür gesorgt, dass die Tage und Wochen der Corona-Pandemie ein ganzes Stück erträglicher wurden. DANKE dafür lieber Mirko!!!

„Sozialkontakt“ dieses menschliche Grundbedürfnis nach Begegnung und gegenseitigem Austausch.


Am meisten fehlen mir aber die „Sozialkontakte“ zu meinen Jungs der D-Junioren. Seit März dieses Jahres war ein „normaler“ Trainingsbetrieb“ nicht mehr möglich. Dennoch haben wir unter fast wöchentlicher Anpassung der Hygiene- und Wegekonzepte von Juni bis Ende Oktober ein Training ermöglicht. Das dies mit einem sehr hohen Zeitaufwand und erhöhtem ehrenamtlichen Engagement einherging war die Pflege dieser „Sozialkontakte“ wert. Neben den sportlichen Erfolgen die wir in diesem verrückten Jahr 2020 hatten, war das erste Training nach dem ersten Lockdown mein Highlight des Jahres. Das Strahlen in den Augen der Kids, diese Freude über das gegenseitige Wiedersehen und dieses Lächeln auf den Lippen aller Beteiligten hat mir gezeigt wie wichtig es ist ALLES dafür zu tun um „Sozialkontakte“ zu ermöglichen und zu pflegen.

„Sozialkontakt“ dieses menschliche Grundbedürfnis nach Begegnung und gegenseitigem Austausch.


Ob und wann wir uns wieder sehen kann zum Jahresende 2020 niemand sagen. Planungen für das Jahr 2021, sowie eine Veröffentlichung von etwaigen Terminen zur Wiederaufnahme von Trainings- oder Spielbetrieb halte ich für falsch, denn es weckt in uns Menschen Erwartungen und Hoffnungen, die wahrscheinlich nicht erfüllt werden.

Dennoch freue ich mich schon heute auf den Moment, wenn wir ALLE gemeinsam wieder auf dem Trainingsplatz stehen, wir die Bälle wieder im Netz zappeln lassen, wir dribbeln was das Zeug hält und gemeinsam Freude und Spaß an dem haben was wir tun nämlich „Fußball spielen“. Gleichzeitig freue ich mich auf die Begegnungen und den persönlichen Austausch mit den Eltern, den gegnerischen Spielern und mit ALLEN die dazu beitragen, dass jede Trainingseinheit und jedes Spiel ein Erlebnis war und wieder wird. 

 

Warum das Jahr 2020 trotz des großen Verzichts auf die vielen „Sozialkontakte“ für mich persönlich dennoch ein Jahr der Dankbarkeit ist erkläre ich gerne in den folgenden Zeilen:

Ich bin dankbar für jede Minute, ja jede Sekunde des abgelaufenen Jahres, in dem ich die Möglichkeit hatte „Sozialkontakte“ zu pflegen, anderen Menschen zu begegnen und mit Ihnen in den persönlichen Austausch zu kommen, denn jede Begegnung und jeder Austausch macht mich ein Stück weit zu dem Menschen der ich bin.

 

Ich bin dankbar, dass ich Kolleginnen und Kollegen an meiner Seite habe und hatte die trotz verschiedenster Begleitumstände dafür gesorgt haben, dass wir sämtliche Aufgaben und Probleme gemeinsam erledigt und gelöst haben.

 

Ich bin dankbar, dass ich Freunde und Bekannte habe die mir auch in den letzten Wochen und Monaten Ihre Zeit geschenkt haben und mit denen ich via Facebook, per Telefon, WhattsApp oder per E-Mail im Austausch wahr und die somit einen großen Anteil daran haben, dass diese nicht einfache Zeit so schnell vorüberging.

 

Ich bin dankbar, für die wenigen gemeinsamen Stunden mit meinen Vorstandskolleginnen und –kollegen im Verein, die wenigen persönlichen Gespräche mit den Jugendtrainern unseres Vereins und den Austausch per E-Mail oder Telefon mit den Organen und Vertretern des Fußballverbandes und Fußballkreises.

 

Ich bin dankbar, für jede Minute und jede Sekunde die ich mit meinen Trainerkollegen der D-Junioren und unseren Kids auf dem Platz stehen durfte. Es erfüllt mich jedes Mal mit Stolz und großer Freude, wenn ich sehe mit welcher Freude und welcher Begeisterung die mittlerweile 29 Jungs zum Training kommen und wie sie in jeder Einheit und bei jedem Spiel Werte leben, ganz losgelöst von Ergebnis und Tabelle.

 

Ich bin einfach dankbar für JEDE persönliche Begegnung und jeden persönlichen Austausch im Jahr 2020 und das die Pflege dieser „Sozialkontakte“ trotz aller Einschränkungen möglich war, wenn auch nicht in der gewohnten Art und Weise und in normalen Umfang.

 

„Sozialkontakt“ dieses menschliche Grundbedürfnis nach Begegnung und gegenseitigem Austausch.

 

DANKE sage ich abschließend an meine Familie. Meine Frau Stefanie, meinen Sohn Finn und meine Tochter Liv.

 

Ihr seid die „Sozialkontakte“ die ich am meisten brauche, die mir am meisten geben und die ich „Gott sei Dank“ auch in diesem Jahr an 365 Tagen in vollen Zügen genießen und erleben durfte. Ihr seid die „Sozialkontakte“ denen ich tagtäglich begegnen durfte und mit denen ich sogar mehrmals täglich im persönlichen Austausch war.

 

Ich sage DANKE für die vielen schönen und gemeinsamen Momente und Unternehmungen.

 

Ich sage DANKE für eure Unterstützung und euren Rückhalt in dieser, auch für mich, nicht so einfachen Zeit.

 

Ich sage DANKE für euren Verzicht, wenn ich gerade mal wieder in Sachen Fußball unterwegs war oder meine „Gedanken eines Jugendtrainers“ oder irgendein Hygienekonzept zu Papier brachte.

 

Ich sage DANKE dafür, dass Ihr die besten „Sozialkontakte“ seid, die ich mir wünschen kann.

 

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen guten Rutsch in das neue Jahr 2021, pflegt eure „Sozialkontakte“ so gut es euch möglich ist und es eure Zeit erlaubt und bleibt gesund!!!

 

Euer Patrik