Von einem Senkrechtstarter und einem kaum geahndeten Hieb

Gonzalo Jara kann auch „Sonnyboy“. Hier mit damaligem Mainzer Spanisch-Studenten Gereon Coester Foto: Claus Coester

Timo Werner contra Gonzalo Jara

Das gerade abgeschlossene Turnier um den Confed-Cup in Russland hat aus deutscher Sicht eine Menge positiver Überraschungen oder auch Bestätigungen gebracht. Wollte man nur einen einzigen der Gewinner unter den deutschen Spielern nennen, so wäre das Timo Werner, der nach seinem Weggang von Stuttgart beim sächsischen Senkrechtstarter RB Leipzig eine großartige erste Saison gespielt hatte.  Auf internationalem Parkett dürfte er nun auf dem besten Weg sein, sich zu etablieren. Deutsche Spitzenstürmer vom Zuschnitt des ehemaligen Schwabenpfeils wachsen ja nicht gerade auf den Bäumen. Zudem hat die internationale Fußballwelt natürlich auch in das „Schaufenster“ Confed-Cup geschaut. Wer Werner von den Experten bis jetzt noch nicht auf dem Zettel hatte, hat ihn spätesten nun notiert. 

Werner hat schnell gelernt, was er nicht darf

Timo Werner war nach seinem freien Fall im Schalke-Spiel in der letzten Saison eine Zeit lang in den Bundesligastadien gebrandmarkt, weil er dem Gesetz der Schwerkraft zu oft gehorcht hatte. Diesbezüglich ist er inzwischen geläutert. Einstecken kann er auch. Die jüngste Probe haben Millionen Fußballfreunde am Sonntagabend im Finale von St. Petersburg gesehen. Timo Werners Unterkiefer ist hiebfest! Den Ellenbogencheck des chilenischen Verteidigers Gonzalo Jara steckte er kommentarlos weg. Kurz durchgeschüttelt und weiter ging‘s Die Attacke von Jara war allerdings eine von der übelsten Sorte. Raffiniert hatte der chilenische Routinier, da die Schieds- und Linienrichter trotz ihrer richtigen Position bei der schnellen Kontersituation das Vergehen nicht unbedingt feststellen konnten, zugeschlagen. Das bemerkt auch „Schorsch“ Horz in seinem Beitrag „Eine deutliche Warnung an alle Amateurfußballer“ durchaus richtig.

Die zwei Jaras

Auf dem Rasen ist der inzwischen 32jährige Jara in der Lage, von einem Augenblick zum anderen zur „Fußballbestie“ zu mutieren wie im Duell mit dem flinken Leipziger Stürmer. Außerhalb des Spielfeldes dagegen kann er sich durchaus als netter Sonnyboy präsentieren. Bei seinem Trainingsdebüt 2014 am Mainzer Bruchweg trafen wir einen freundlichen Teilnehmer der WM in Brasilien. Vom damaligen Spanisch-Studenten Gereon Coester ließ er sich bei seinem Antrittsbesuch bei den 05ern bereitwillig ein paar Tipps für die Stadt Mainz geben.

Was treibt man eigentlich so im Ü-Wagen?

Wie „Schorsch“ Horz in seinem Beitrag „Eine deutliche Warnung an alle Amateurfußballer“ ebenfalls richtig feststellt, haben in der beschriebenen Szene der Schiedsrichter und natürlich auch die Herren Kollegen im Ü-Wagen versagt. Man muss deutlich von einem kollektiven Versagen sprechen. Man fragt sich, was die Herren, die so viele Monitore beobachten sollen, eigentlich in ihrem Kämmerlein treiben. Sie hätten eigentlich bei der Jara-Attacke initiativ werden müssen und beim Kollegen auf dem grünen Rasen sofort anläuten müssen. Der Hauptschiedsrichter ließ sich dann nach persönlichem Blick auf den Monitor tatsächlich zu einer gelben Karte hinreißen, die Jara auch noch mit einem höhnischen Beifallklatschen quittierte.

Test des Videobeweises in Russland für die Katz?

Das Turnier in Russland sollte u.a. auch ein seriöser Test für die Brauchbarkeit des Video-Beweises sein. Leider wurde eine ganze Reihe von fragwürdigen Entscheidungen geliefert. So gesehen haben die Verantwortlichen bei den Spielen in Russland kaum etwas zur Klärung im Bereich Video-Beweis erfahren. Unabhängig davon hat sich mancher Referee durch seine schwache Leistung aus dem Bewerberverfahren für die WM 2018 abgemeldet. In Deutschland und anderswo wachsen ja bessere Referees auf den Bäumen.