„Meine Diplom-Arbeit hat mich zur Eintracht gebracht“

Interview mit Oliver Frankenbach, Vorstand von Eintracht Frankfurt (Teil I)

Timm Henecker mit Oliver Frankenbach

Dominik Groß mit Oliver Frankenbach

Auch in der Vorstandsetage des Bundesliga-Vereins Eintracht Frankfurt ist flw24 kein unbeschriebenes Blatt und wird regelmäßig angeklickt. Dort sitzt nämlich der 48-jährige Oliver Frankenbach, der aus der Region stammt und seit mehr als 20 Jahren in Eisenbach lebt, und seit dem 01. September 2015 als Vorstandsmitglied neben Heribert Bruchhagen und Axel Hellmann die Geschicke der Eintracht Frankfurt Fußball AG leitet. Grund genug für die flw24-Redaktion, den in Kirberg aufgewachsenen Oliver Frankenbach an seinem Arbeitsplatz in der Commerzbank Arena zu besuchen und mit ihm über die Arbeit bei einem Bundeligisten zu sprechen. Im ersten Teil unseres Interviews verrät uns der verheiratete Familienvater, wie er zur Eintracht gekommen ist und wo er im flw-Land selbst die Fußballschuhe geschnürt hat. 

flw24: Hallo Oliver (Anm. der Red.: Herr Frankenbach hat uns sofort das „Du“ angeboten), erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Beförderung in den Eintracht-Vorstand. Uns und unsere fußballinteressierten Leser interessiert natürlich, wie Du zur Eintracht gekommen bist? 

Oliver Frankenbach: Zur Eintracht kam ich tatsächlich in erster Linie über mein Studium der BWL. Ich habe mich dort schwerpunktmäßig mit der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre beschäftigt und meine Diplom-Arbeit über das Thema „Steuerlicher Vergleich zwischen Sportvereinen und Sportkapitalgesellschaften“ geschrieben. Das war zum damaligen Zeitpunkt Mitte der 90er Jahre ein recht aktuelles Thema, weil die ersten Profivereine sich zu diesem Zeitpunkt mit der Möglichkeit beschäftigt haben, die Lizenz-Fußball-Bereiche in Kapitalgesellschaften auszugliedern. Das war damals jedoch noch nicht möglich und wurde erst auf dem DFB-Bundestag im Jahre 1998 beschlossen. Aber man merkte schon, dass es ein aufkommendes Thema war und mich als sportinteressierten BWLer hatte das damals auch inhaltlich sehr interessiert.

flw24: ... und dann hast Du Dich nach Deinem Studium einfach bei der Eintracht beworben?

Oliver Frankenbach: Nein, ich bin zunächst den eher klassischen Weg gegangen und habe nach meinem Studium  drei Jahre in einer Steuerberatungsgesellschaft gearbeitet. Ich habe dann aber irgendwie gemerkt, dass ich das nicht unbedingt mein ganzes Leben machen möchte und mich an meine Diplom-Arbeit zurück erinnert, die ja für irgendwas gut gewesen sein musste. Erst dann habe ich mich einfach mal initiativ bei Eintracht Frankfurt beworben. Das war 1998 nach dem Aufstieg in die erste Bundesliga.

„Das richtige (Diplom-)Thema zur richtigen Zeit“

Dann hatte ich Glück, weil bei der Eintracht gerade über das Thema Ausgliederung des Profibereichs nachgedacht wurde, was vom damaligen Vize-Präsident Dr. Peter Lämmerhirt vorangetrieben wurde. Schließlich wurde ich bei der Eintracht eingestellt und hatte auch gleich mit dem Thema Ausgliederung Lizenz-Fußball zu tun. Wir hatten zunächst eine GmbH gegründet und Teile der Verwaltung ausgegliedert um dann schließlich im Sommer 2000 die Eintracht Frankfurt Fußball AG zu gründen. Heute ist es sicherlich viel schwieriger bei einem Fußball-Bundesligisten Fuß zu fassen, da sich mittlerweile sämtliche Bereiche eines Bundesliga-Clubs professionalisiert haben. Neben erstklassigen Referenzen ist der eine oder andere Kontakt sicher hilfreich.

flw24: Welche Stationen hast Du danach bei der Eintracht durchlaufen?

„Am Anfang ging alles rasant schnell“

Oliver Frankenbach: Ich bin nun seit 17 Jahren bei der Eintracht und habe in dieser Zeit in verschiedensten Funktionen gearbeitet, angefangen als Mitarbeiter im Rechnungswesen. Im Anschluss habe ich aber relativ schnell die Leitung dieses Bereiches übernommen (mein Vorgänger trat den Ruhestand an) und wurde dann Geschäftsführer der ausgegründeten GmbH. 2001 wurde ich zum  Prokurist der Fußball AG bestellt, 2007 zum Geschäftsführer des Museum der Eintracht und nach einer internen Umstrukturierung vor zwei Jahren Bereichsleiter für Finanzen, IT und Personal. Im Zuge der Neukonstituierung des  Aufsichtsrats  im Sommer dieses Jahres wurde beschlossen, dass der Club im Vorstand auf breitere Füße gestellt werden müsse und das Thema Finanzen immanent wichtig sei, so dass in diesem Bereich ein eigenes Vorstands-Ressort gebildet wurde, welches ich nun am 01. September 2015 übernehmen durfte.

flw24: Was verändert sich für Dich jetzt mit der neuen Position? Entscheidest Du jetzt direkt bei den Transfers mit?

„Nach 17 Jahren kenne ich die Eintracht wahrscheinlich wie kein anderer – zumindest was das Finanzielle betrifft“

Oliver Frankenbach: Klar, man steht jetzt noch mehr in der Verantwortung, aber außer den regelmäßigen Vorstandssitzungen hat sich in meinem Arbeitsverlauf noch nicht so viel geändert. Natürlich bin ich bei allen Entscheidungsvorgängen noch dichter dran, allerdings war ich gerade bei den Transfers auch schon vorher vollständig eingebunden. Jeder Transfervertrag oder jeder Arbeitsvertrag der geschrieben wird, landet letztendlich auf meinem Tisch, da diese Vorgänge ohnehin zum Bereich Finanzen und Personal gehören. Ich bin im Prinzip in alles, was im Klub passiert, involviert, weil sich im Prinzip jeder Vorgang in Finanzdaten  niederschlägt. Ich glaube, ich kenne den Klub nach 17 Jahren - zumindest was das Finanzielle betrifft - wie kein anderer.

Die Verantwortung ist jetzt ganz einfach eine andere. Allerdings habe ich im Moment auch noch eine Doppelfunktion, denn für meinen Bereich, den ich ja immer noch leite, gibt es noch keinen Nachfolger. Mein Ziel ist es für die neue Saison einen Nachfolger für meinen Bereich Finanzen, IT und Personal zu finden, so dass ich mich nahezu vollständig aus operativen Themen zurückziehen kann.

flw24: Bist du eigentlich schon immer ein Eintracht-Fan gewesen? Und wenn ja, woher kommt Deine Verbundenheit mit dem Verein?

„Seit der Kindheit Eintracht-Fan“

Oliver Frankenbach: Ich bin seit meiner Kindheit Eintracht-Fan. Man sucht sich einen Klub ja nicht einfach so aus. In der Regel entsteht ja eine Beziehung über einen Bekannten oder Verwandten und bei mir war es mein Vater, der mich irgendwann mal mitgenommen hat ins Waldstadion und von da an war die Sache dann klar. (Anm. der Redaktion: „Anekdotenzeit“ - jetzt erinnerten sich alle Anwesenden eifrig daran, wann und wie sie zu ihrem Lieblings-Vereinen kamen und taten dies kund.)

flw24: Und wie sieht es mit Deinen fußballerischen Fähigkeiten aus? Du warst ja schließlich im flw-Land selbst als aktiver Kicker unterwegs.

Oliver Frankenbach: Natürlich habe ich auch gerne selbst gekickt. Heute spiele ich kaum noch und fahre stattdessen lieber Fahrrad, um mich fit zu halten.

Ich stamme ja aus Kirberg und habe bis zur D-Jugend dort gespielt, dann bin ich in der C-Jugend zur JSG Hünfelden und in der A-Jugend zum FCA Niederbrechen gewechselt. Dort habe ich auch noch mehrere Jahre im Seniorenbereich gespielt, bin aber dann nach dem ich mein Studium begonnen hatte, wieder zurück nach Mensfelden und habe dort dann auch noch ein paar Jahre Kreisliga gespielt. Da ich zu dieser Zeit aber immer mehr Probleme mit dem Knie bekommen hatte, habe ich meine „Fußball-Karriere“ (Anm. der Red.: Oliver lacht) 1997 beendet. Danach habe ich ab und zu in unserer Geschäftsstellen-Mannschaft gekickt und ganz selten auch mal bei den AH in Mensfelden.

flw24: Kannst Du neben der Eintracht auch am Vereinsleben bspw. in Kirberg, Mensfelden oder Eisenbach teilnehmen?

„Ein anderes Vereinsleben ist nicht möglich“

Oliver Frankenbach: Außer bei der Eintracht kann ich an keinem Vereinsleben teilnehmen - leider. Das lässt sich mit meinem Beruf zeitlich einfach nicht mehr verbinden. Alle, sowohl die Amateurmannschaften als auch die Profis, spielen am Wochenende. Ich bin natürlich bei nahezu allen Eintracht-Spielen (auch auswärts) dabei und habe rund um die Spiele weitere Verpflichtungen. Da ist es ganz einfach schwierig und eigentlich unmöglich, noch an einem anderen Vereinsleben teilzunehmen. Aber über den Kreis-Fußball in meiner Heimatregion informiere ich mich dann gerne über die tolle Plattform flw24.

Fortsetzung folgt …

HINWEIS: Im zweiten Teil des Interviews bekommen wir von Oliver Frankenbach spannende Einblicke hinter die Kulissen von Eintracht Frankfurt. Er erzählt uns wie ein Transfer abgewickelt wird, wie die derzeitige Situation der Eintracht zu bewerten ist und wie man den Spagat zwischen analytischem Finanz-Vorstand und emotionalen Fan hinbekommt.

Das Interview führte Timm Henecker.