Legenden, Sprüche und Flitzer

Nein! Es gibt (vorerst) keine 3. Folge zu der „Schmierenkomödie“ um die verschwundenen 6,7 Mio. Euro und ich befasse mich auch nicht mit WGB Weilburg. Beiden Themen ist gemeinsam, dass sie mir a) mittlerweile zum Hals heraus hängen und b) wenn man was dazu schreibt, man ja während des Schreibens von der Realität links überholt wird. Es gibt genügend weitere Themen in der großen und kleinen Fussballwelt, die es wert sind, medial gewürdigt zu werden.

„Legende des Sports“

Fangen wir mal mit der großen Fussballwelt an. Am vergangenen Samstag wurde unser Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus auf dem Sportpresseball in der Frankfurter „Alten Oper“ mit dem Titel „Legende des Sports“ ausgezeichnet. Ohne Zweifel ein verdienter Titel aber ebenso beindruckend war die Laudatio, die sein Entdecker und ehemaliger Trainer „Don Jupp“ Heynckes anlässlich der Ehrung abhielt. Er erzählte, wie er an einem Sonntagmorgen Ende der 70er Jahre mit dem Auto von Mönchengladbach nach Herzogenaurach reiste, um sich ein A-Jugendspiel anzuschauen. Der damalige Repräsentant des Gladbacher Ausrüsters Puma Hans Nowak (15-maliger Nationalspieler und ehemaliger Trainer des 1.FC Herzogenaurach) hatte ihm von einem Juwel vorgeschwärmt. Lothar schoss 2 Tore und führte seine Mannschaft zum Sieg in der A-Jugend- Bayernliga. Heynckes begab sich danach in eine örtliche Gastwirtschaft, um nach Schweinsbraten mit Knödel sich nachmittags dann noch das Spiel der 1. Seniorenmannschaft anzuschauen, wo ein überragender Matthäus (damals 17 Jahre alt) weitere 2 Tore erzielte. „Ich habe mich die ganze Zeit umgeguckt, aber keinen weiteren „Spion“ entdeckt. Ich dachte mir, das gibt’s doch gar nicht“ so der beindruckte Meistertrainer. Danach wurde in der Vereinsgaststätte in einem Gespräch Einigkeit erzielt und Lothar wechselte einige Wochen später nach Gladbach. Der Startschuss für eine Weltkarriere.

Pep Guardiola reist Sonntagsmorgens nach Brechen

Man stelle sich das mal in der heutigen Zeit vor (abgesehen davon, dass ein Spieler morgens in der A-Jugend und nachmittags bei den Senioren spielt): Pep Guardiola reist Sonntagsmorgens nach Brechen, stellt dem ersten Fußgänger auf der Limburger Strasse die in den 70er Jahren (da gabs noch kein Navi) immer gern gestellte Frage „A on anar des d‘aqui fins al camp d’esports?“  (auf hessisch: „Wu giehts da hei zum Sportplatz“), schaut sich ein A-Jugend-Spiel an, um sich dann erst eine Balkan-Platte im Restaurant „Stadt Limburg“ und danach noch ein Seniorenspiel reinzuziehen. Und anschließend wird in der Ecke vom „Häusje“ dann der Vertrag mit den Bayern klar gemacht, bevor sich der „Pep“ dann auf die 450 km Heimreise macht.

Das waren noch Zeiten!

Apropos Fussballsprüche: Eine sehr unterhaltsame Idee hatte der Sportredakteur des Weilburger Tageblatts André Bethke, als er per Facebook dazu aufrief den besten Sportplatzspruch zwischen Taunus und Westerwald zu küren. Als Anregung warf er gleich den Klassiker „Mir wolle doch all morje schaffe“ in den Ring. Nach reger Beteiligung entschied sich die Jury für: „Schiri, der hot schu gääl“.

„Flitzer“ 

Ebenfalls den neuen „sozialen Medien“ zu verdanken haben wir die Kenntnis von einem Vorfall, der sich im Spiel der Kreisliga C zwischen dem FC Steinbach und dem SV Thalheim ereignete. Spannung kam bei einem 0:7 Endstand wohl nicht so richtig auf, allerdings sorgte ein „Flitzer“ für Aufregung. Als „Flitzer“ werden ja mittlerweile inflationär auftretende Personen bezeichnet, die „unangemeldet“ das Spielfeld betreten. Unser Mann in Steinbach hatte allerdings im wahrsten Sinne des Wortes „blank gezogen“ und außer ein paar Schuhen auf jegliche Körperbedeckung verzichtet – endlich wieder mal ein echter Flitzer, der dem Namen Ehre macht. Eine geniale Idee war es aber mit zwei schwarzen Strichen (einer quer über die Augen – und einer längs über das beste Stück) die Phantasie anzuheizen, wer denn nun hinter der Aktion steckte. Die über 100 Kommentare zu dem Foto hatten jedenfalls einen sehr hohen Unterhaltungswert. Einige der „Verdächtigten“ leugneten die Beteiligung jedoch flugs mit der Bemerkung, dass in ihrem Fall der Längsbalken auf dem Foto deutlich zu klein geraten sei. Diesen Sportkameraden sei der Spruch, den ich neulich auf einer Toilette in einem bayerischen Biergarten entdeckt habe, ans Herz gelegt. „Tritt heran mein Freund, er ist kürzer als Du denkst.“

Auf alle Fälle war in der vergangenen Woche nicht nur in der Otto-Fleck-Schneise, sondern auch auf den heimischen Fussballplätzen einiges los. Die Hoffnung auf etwas ruhigere Zeiten an der erstgenannten Adresse werden wir allerdings wohl in die Zeit mitnehmen, wo erst eine, dann zwei und zum Schluss vier Kerzen angezündet werden.

Max Stillger