Anzeige

Respektloser Umgang mit dem Amateurfußball?

(Foto: Thorsten Wagner)

FLW24 Redakteur Dieter Bäbler mit Gedanken über die Ansetzung der Amateurspiele am letzten Bundesliga-Spieltag (27.05.2023)

Was war am 17. Juni 2022? Richtig, der Rahmenterminplan für die Bundesliga und 2. Bundesliga wurde festgelegt. Aus diesem Plan leicht sichtbar wahrzunehmen: Der letzte Spieltag der Bundeliga findet am 27.05.2023 statt, unter anderem mit dem Spiel Eintracht Frankfurt – SC Freiburg. Das war Fakt. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner wissen konnte, während dem jüngeren Saisonverlauf abzusehen war, dass Frankfurt noch über die Liga in einen Europäischen Wettbewerb einziehen kann und der SC Freiburg bei einem Sieg und durch einen Patzer von Konkurrent Union Berlin sogar zum ersten Mal die Champions League erreichen kann. Gleichzeitig ist es auch das letzte Heimspiel der Eintracht mit der Verabschiedung des beliebten Trainers Oliver Glasner, der mit seinem Team letztes Jahr die Euro-League gewonnen hat und in diesem Jahr in das DFB-Pokal Finale eingezogen ist.  Also, eine interessante Partie. Was auch viele wissen, dass es gerade im Kreis Limburg-Weilburg sehr viele Fans der Adler-Träger gibt und bei einem letzten Bundesliga-Spieltag die Massen auch ohne Karten in die Stadt, oder an das Stadion strömen. Was sich ebenfalls seit Wochen in der Bundesliga abzeichnet: Nach über 10 Jahren einsamer Dominanz in Sachen Meisterschaftsvergabe in der Bundesliga durch den FC Bayern München, kann es am letzten Spieltag zu einem wahren Wunder kommen und eine gelb/schwarz gekleidete Mannschaft aus dem Ruhrpott, auch Borussia Dortmund genannt, könnte die erste Meisterschaft nach 2012 einfahren - vorausgesetzt die Elf von Edin Terzic patzt nicht. Denn dann würden sie bereit sein, die Männer aus dem Land der Weißwurst, es sei denn der „Karnevalsverein“ aus Köln würde wie im Hinspiel über sich hinauswachsen und dem Uli die Zornesröte in das, nach dieser Saison eh schon stark ramponierte Gesicht, treiben. Und auch hier ist bekannt, dass es im Kreis Limburg-Weilburg sehr viele Fans der Roten aus München und der gelb/schwarzen aus Dortmund gibt. Ein paar Kölner zusätzlich. Und auch hier werden sich Fans auf den Weg machen, ob mit oder ohne Karte. Auch vor den heimischen TV-Geräten werden einige sitzen und mit ihrem Verein zittern. Die Idee, dass vielleicht in Gemeinschaft im Vereinsheim seines ortsansässigen Vereins zu machen, die Konferenz auf einem der vielen Bezahl-Sender zu verfolgen, sollte schnell verworfen werden, denn das ist strafbar. Es sei denn, man hat das dafür notwendige Abo. Ja, ja, das liebe Geld. Das wird nun weitestgehend ausbleiben an diesem Wochenende in den Kassen der Amateurvereine im Kreis Limburg-Weilburg (wie es in anderen Kreisen aussieht kann ich nicht sagen). Warum wird das Geld ausbleiben - weil wenige bis keiner auf den Sportplätzen sein werden. Nicht nur die Fans werden ausbleiben, dem einen oder anderen Verein werden sogar Spieler und auch ehrenamtliche Helfer fehlen. Der schöne Bratwurstduft und auch einige Getränke wird es nicht, oder nur in abgespeckter Art und Weise geben. Ist nicht . . . doch es ist so - hört euch mal um.

 „Ei was wolle dej dann do, dej verdiene sou viel Geld in de Bundesliga, un hej könnte mer usser Leut gebrauche“, so oder so ähnlich wird es die ältere Generation am morgigen Tag auf dem Sportplatz formulieren. „Ussern Verein spillt un do is mer do. Su woar es aach früjer“. Und das ist das entscheidende Wort: Früher!! Da war alles besser. Da gab es auch ganz selten mal Spiele von einem „Dorfverein“ an einem Samstagmittag (abgesehen von den AH, die aber auch erst gegen Abend antraten und nach dem Spiel die Geselligkeit eine große Rolle spielte), da wurde daheim geschafft und abends die Sportschau geschaut. Ernst Huberty war da der Held unserer Kindheit, wenn man frisch gewaschen mit dem Schlafanzug vor dem TV-Gerät saß, sofern man eins hatte. Aber heute interessiert es keinen mehr oder nur noch wenige, was früher war. Identifikation mit dem eigenen Verein ist weitestgehend „Schnee von gestern“. Aber auch das wird von oben vorgespielt: Küsst ein Spieler der Bundesliga das Wappen seines Vereins oder lobt ihn weit über den Tag hinaus, kann man stark davon ausgehen, dass er ihn bald verlässt. Aber soll man es den Fußball-Fans verbieten am letzten Spieltag in der Bundesliga seinem Verein nachzureisen und mit zu fiebern? Nein, dafür haben sich die Zeiten geändert. Für einige (Dauerkartenbesitzer mal ausgenommen) ist es eine der wenigen Möglichkeiten, sofern man eine Karte bekommen hat, mal bei einem Spiel in der „Belle Etage“ des Deutschen Fußballs dabei zu sein. Also, lasst die Jungs und Mädels reisen, sie werden ihren Spaß haben, oder auch nicht. Ein Erlebnis ist es allemal.

Aber was man hätte machen können - den Spieltag in den Amateurklassen auf morgen verlegen. „Aah, der große Aufschrei, wieder ein Sonntag weg und das auch noch am langen Pfingstwochenende“! Ok, gut, durchaus verständlich. Na dann macht doch noch eine Englische Woche. „Neeeeein, geht nicht. Da haben wir auch keine Spieler und Ehrenamtliche, zusätzlich auch keine Zuschauer, denn am nächsten Tag müssen alle arbeiten“. Richtig, geht nicht – Wochenspiele sind immer eine große Herausforderung und sollten auch in der Zukunft weniger werden. Aber warum hat man nicht am 17.05.2023, einen Tag vor Vatertag (Christi Himmelfahrt) gespielt, wie es mal ursprünglich geplant war? Gut, da war die Woche davor schon donnerstags ein Spieltag angesetzt, der auch gespielt wurde. Aber immer noch besser wie jetzt am Samstag. Oder, jetzt holen wir doch noch einmal das Wort „Früher“ aus der Schublade, hat man nicht an Ostern einen Doppelspieltag mit Samstag und Montag gemacht? Ja, auch blöd. Langes Wochenende, Ferien, geplanter Urlaub, es wäre eine schlechte Lösung gewesen, aber vielleicht eine einmalige Angelegenheit mit dennoch zahlreichen Zuschauern auf unseren beliebten Sportplätzen im Kreis. Also, der Endspurt ist eingeläutet und dann gibt es Pause für ALLE, es sei denn die Relegation steht an. Dennoch zählt nur Eins: Bleibt gesund!!!

Und schon einmal vorab: Auf ein Wiedersehen in der Saison 2023/2024.