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Gehfußball beim RSV Weyer

Nur im Gehen den Ball über den Platz zu treiben machte am Anfang doch Probleme. Bei Vielen juckte es doch noch und sie umdribbelten mit dem Leder „wie gewohnt“ die ausgelegten Pylonen. Bildquelle: Rolf Kahl

Alle interessierten Personen waren guter Dinge auf dem Weilersberg erschienen und formierten sich bereits zu Beginn zu einem Erinnerungsfoto. Mit dabei auch Sportwartin Nicole Schneider, (vorn 1.v. links) und Werner Abraham (hinten ganz rechts).
 Bildquelle: Rolf Kahl

„Fußball im Gehen“ ist stark im Kommen. Als fünfter Sportverein in Hessen hat der RSV Weyer Gehfußball in sein Sportangebot aufgenommen. 


Man stelle sich folgendes Szenario vor. Beim sonntäglichen Heimspiel der Grün-Weißen wird Andreas Petry mit einem Steilpass in Szene gesetzt. Er sprintet wie gewohnt - im Stile eines 100-Meter-Läufers - dem Leder hinterher. Die Anhänger des RSV jubeln. Da ertönt der Pfiff des Schiedsrichters. Abseits? Ein vorangegangenes Foul? Der Schiri entscheidet auf Freistoß für die gegnerische Mannschaft. Die Zuschauer schütteln ungläubig den Kopf.
Solche Situationen wird es zukünftig sicherlich öfters auf dem Weilersberg geben: bei den Walking-Footballern – oder auf Deutsch - den Gehfußballern. Denn bei denen gilt als wichtigste Regel: Laufen, egal ob mit oder ohne Ball, ist verboten. Seit vergangenem Wochenende gibt es in Weyer solch eine neue Abteilung. Am Samstagnachmittag gab es durch Werner Abraham vom Hessischen Fußballverband (HFV) eine Einweisung in Theorie und Praxis. Und bei allerbestem Wetter hatten sich rund 15 interessierte ältere Herrschaften auf dem Kunstrasenplatz des RSV eingefunden. Werner Abraham versicherte zu Beginn, dass immer mehr Menschen auch im reiferen Alter ihrer Leidenschaft Fußball nachgehen möchten. Der HFV arbeite daran, Fußballangebote altersgerecht und gesundheitsorientiert zu etablieren. Für Spieler um die 60 Jahre und älter erfreue sich der „Walking Football“ – also Fußball im Gehen – zunehmender Beliebtheit.
Und wenn man sich am Samstag mal umschaute, erkannte man mit Thomas Kraus, Andreas Lindemaier, den Brüdern Marc und Kai Klement oder Erol Lindner viele ehemalige „Fußballgrößen“, die in ihrer aktiven Zeit so manchen Sieg oder sogar die Meisterschaft 2000 auf den Weilersberg holten. Aber es gab auch Personen, die bislang weniger mit Fußball zu tun hatten. Unter ihnen vor allem auch Nicole Schneider, Breitensportwartin im hessischen Verband und seit 2 Jahren auch Sportwart beim RSV. Sie war es auch, die „den Stein ins Rollen brachte“, als sie den Vorstandskollegen des Vereins vom Gehfußball erzählte. Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und Neugierige aus Limburg und Bad Camberg waren ebenfalls vor Ort.

Wie der Name schon sagt, darf beim Walking Football nicht gerannt werden. Zudem darf der Ball nicht über Hüfthöhe gespielt werden. Ein Verstoß der Regeln führt zu einem Freistoß für die gegnerische Mannschaft. Eine weitere Regel ist die Vermeidung von hartem Körperkontakt und Fouls, wodurch beim Walking Football das Verletzungsrisiko gemindert werden soll und es damit gesundheitsfreundlicher ist. Bei offiziellen Spielen oder Turnieren im Walking Football messen die Tore 3x1 Meter. Doch keine Sorge: Es müssen keine neuen Tore angeschafft werden, es kann auch auf ein umgekipptes Jugendtor oder ein Mini-Tor gespielt werden. Planmäßig wird Walking Football gespielt mit 6-gegen-6 auf einem Platz von 21 x 42 Metern. Doch auch die Anzahl der Spieler und die Spielfeldgröße kann variiert werden. „Gerade wenn es noch in den Füßen juckt, die Knochen, der ramponierte Knorpel oder der fehlende Meniskus aber den geregelten AH-Spielbetrieb nicht mehr zulassen, dann ist Walking Football eine echte Alternative.
Es kommt beim Geh-Fußball darauf an, sich das Leder möglichst passgenau zuzuspielen. Die meisten Regeln sind bei dieser Art des Fußballs die gleichen wie beim normalen Fußball. Allerdings ist die Spielweise anders: langsamer bzw. „entschleunigter“, um das Modewort einmal beim Namen zu nennen.. Trotzdem sei „Walking Football“ aber nicht die gediegene Alternative, für die sie viele hielten, sagt Abraham. Im Gegenteil: Durch die kleineren Teams, die kleineren Plätze, müsse man viel mehr in Bewegung sein, weil der Ball immer in der Nähe sei. „Ruhephasen gibt es während des Spiels so gut wie nie“ so Abraham weiter.

Erstmals wurde diese Fußball-Variante 2011 in Chesterfield/England gespielt – und begeistert inzwischen die ganze Insel. Fast 1000 Mannschaften, einige auch in einem geregelten Spielbetrieb, bestreiten den neuen Sport in England. Über die Niederlande gelangte Walking Football mittlerweile auch nach Deutschland.  Die FIFA hat Gehfußball als eigene Sportart anerkannt. Trainiert wird die neue Gruppe in Weyer ab dem 24. September zunächst freitags um 18 Uhr auf dem Weilersberg.


Bild- und Textquelle: Rolf-Peter Kahl