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Probelauf bestanden

(Foto: CC)

Uli Hoeneß hatte sein Debüt bei RTL

Drei Auftritte hat das RTL quasi als Aufnahmeprüfung dem neuen Team Hoeneß-König für die Kommentierung von Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft eingeräumt. Beide – in Diktion und Sprachfärbung eher der trockene Typus – treten natürlich ein schweres Erbe an. An Netzer-Delling in ihrer Glanzzeit ranzukommen, ist nicht gerade leicht. Irgendwann hatten die dann allerdings auch den Zenit überschritten und waren ausgelutscht. Der emeritierte Bayerpräsident hatte im Vorfeld schon gewarnt, er werde  sich auf keinen Fall des „Schnick-Schnack-Vokabulars“ der neuen Generation von Moderatoren  bedienen. Für überzogene Fachsprache mit verschobenen oder abgeknickten Rauten und mobilen Planquadraten kurz vor der Box sei er nicht zu gewinnen. Für den früheren Bayernstar und den langjährigen Münchener Vereinsführer gilt eher, dass der Ball nach wie vor rund ist und ein Spiel 90 Minuten dauert. „Wichtig is‘ auf’m Platz“, der legendäre Spruch von Dortmunds Adi Preißler, dürfte eher zum Credo des Schwaben passen.

Nun, besonders aufregend war es nicht an diesem Abend, als die junge deutsche Elf gegen Island problemlos die ersten Punkte für eine erfolgreiche WM-Qualifikation einsackte. Hoeneß war sachlich, wertete richtig, sparte natürlich nicht mit Lob für seine Bayern-Buben. Die sind ihm natürlich ans Herz gewachsen. Besonders die polnische Tormaschine Robert Lewandowski, der er sogar den Torrekord seines Kumpels Gerd Müller gönnt. Als es nach Abpfiff gar nicht mehr um das Spiel ging, öffnete „der Uli“ seinen Waffenschrank und feuerte ungehemmt gegen das DFB-Präsidium. Das tat richtig gut. Damit hatte Florian König nicht gerechnet. Von den Freunden, wenn Hoeneß dort überhaupt welche hat, wird mancher schon gekündigt haben. Aber Recht hat er, der frühere Fleischfabrikant. Ein ungeordneter Haufen präsentiert sich da als Führungselite des größten Sportverbandes der Welt. Man möchte es gar nicht glauben. Hoeneß ist natürlich ein raffinierter Fuchs. Bei der Frage nach der Löw-Nachfolge hielt er sich noch diplomatisch zurück. Als es dann aber um die DFB-Granden ging, kannte er kein Pardon mehr und brachte als potentiellen starken Mann Karl-Heinz Rummenigge ins Gespräch. Der ist jetzt aber noch der Imperator an der Säbener Straße, hat aber die Pension dort schon eingereicht. Dann ist sein früherer Mitspieler frei. An dem Abend hatte Hoeneß die Bewerbung für den  einstigen Bayernstar abgegeben. „Schau‘n mer mal“ würde der Kaiser sagen.