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FLW24 – Interview Serie: Heute mit Yavuz Karaagac und Erkan Saygili vom Osmanischen SV / SV Anadolu Limburg

Mit dem heutigen Interview wird die FLW24 – Serie zur schönsten Nebensache der Welt weitergeführt. Wir sprachen zuletzt mit Erkan Saygili (Co-Trainer / Manager / Organisator) und Yavuz Karaagac (Trainer), zwei Köpfen des Osmanischen SV Limburg - der künftig unter dem Namen „SV Anadolu Limburg“ firmiert.

Erkan Saygili und Yavuz Karaağaç sind die Köpfe vom Osmanischen SV / SV Anadolu.

Künftig soll der Osmanische SV unter dem Namen SV Anadolu Limburg firmieren.

Mit dem heutigen Interview wird die FLW24 – Serie zur schönsten Nebensache der Welt weitergeführt. Wir sprachen zuletzt mit Erkan Saygili (Co-Trainer / Manager / Organisator) und Yavuz Karaagac  (Trainer), zwei Köpfen des Osmanischen SV Limburg - der künftig unter dem Namen „SV Anadolu Limburg“ firmiert.

Immer mehr Vereine mit Kickern, deren Wurzeln nicht in Deutschland liegen, werden gegründet und etablieren sich im Fußball. Türk Gücü München mischt aktuell die 3. Liga auf und gilt als Leuchtturm. Im FLW24-Land zählen WGB Weilburg, Zaza Weilburg , Rojkurd Limburg-Weilburg oder auch der FC Rubin Limburg dazu.

Wir erhalten heute Einblicke in den regionalen Fußball aus Sicht von Saygili und Karaagac zu spannenden Themen rund um den OSV und offene Worte zum Thema Rassismus.

FLW24: Hallo Erkan, hallo Yavuz – wir hoffen auch Euch geht es in der aktuell herausfordenden Zeit mit dem Coronavirus persönlich gut und ihr seid gesund ?

KARAAGAC: Danke der Nachfrage. Mir persönlich geht es gesundheitlich gut, wobei die Zeiten für alle Beteiligten derzeit eine echte Herausforderung darstellen.

SAYGILI: Mir persönlich geht es gesundheitlich auch gut. Allerdings habe ich die Einschränkungen mit Quarantäne selbst erlebt . Aufgrund eines positiven COVID19-Falles in der Schule meines Sohnes war ich zwei Wochen in Quarantäne.

FLW24: Lasst uns zum Fußball übergehen und über die bislang kurze Historie des Osmanischen SV Limburg sprechen. Den Verein gibt es seit 2016 und nun steht eine Namensänderung an, richtig?

SAYGILI: Korrekt. 2016 wurde der Osmanische SV von Abdullah Kursun, Mustafa Yüce und Engin Dündar gegründet. In der Rückrunde der Saison 2016/2017 sind wir dazugekommen. Aktuell stehen Bemühungen an, die Namensänderung zu vollziehen. Künftig firmiert der Verein als „SV Anadolu Limburg“. Die Thematik liegt beim Amtsgericht und muss danach noch zum Hessischen Fußballverband. Wir versprechen uns damit eine noch gezieltere Ausrichtung und Attraktivität.

FLW24: Wie verlief bisher die sportliche Entwicklung des Osmanischen SV ? Gebt uns mal einen Einblick...

KARAAGAC: 2016 haben wir in der C-1-Liga Limburg-Weilburg begonnen. In der Saison 2017/2018 erfolgte der Aufstieg von der C-Liga in der B-1-Liga Limburg-Weilburg. Dort erzielte der Verein in der Saison 2018/2019 den 5. Rang !

In der Saison 2019/2020, die aufgrund der Coronavirus-Pandemie abgebrochen wurde, standen wir auf Rang 1. Allerdings mit einem Spiel mehr als der TuS Drommershausen. Aufgrund eines besseren Koeffizienten (2,15) gegenüber dem Osmanischen SV (2,14) stieg dann Drommershausen auf.

In der Saison 2020/2021 stehen wir aktuell erneut auf Rang 2, hinter Spitzenreiter SV Wilsenroth.

FLW24: Das heißt, Ihr seid aufgrund eines Koeffizienten von 0,01 im vergangenen Jahr am Aufstieg vorbei geschrammt ?

SAYGILI: Ja, das ist richtig und wirklich sehr schade und bitter. Wir haben mal recherchiert und festgestellt, dass dieser Wert hessenweit am niedrigsten ist.

FLW24: Und falls es in dieser Saison erneut zum Abbruch - und einer möglichen Annullierung - kommt, reicht es erneut nicht zum Aufstieg…

SAYGILI: Davon müssen wir ausgehen. Und ehrlich gesagt, finden wir genau das sehr unfair. Dies hat nichts mit dem SV Wilsenroth zu tun, der unsere Liga mit zehn Punkten Vorsprung verdient anführt… - es geht vielmehr darum, eine Idee zur Fortführung der aktuellen Runde zu entwickeln mit Auf- und Absteigern und möglichen Relegationsspielen. Im Fußball war es bisher immer so, dass der 1. bis 3. der Tabelle mit dem Aufstieg belohnt wurde, mit einem Abbruch werden mögliche Abstiegskandidaten belohnt. Und das leider dann schon zum wiederholten Male...

KARAAGAC: Genau. Zwei Jahre unserer Arbeit sind praktisch für die Tonne. Auch der Lohn der Spieler wird nicht honoriert.

FLW24: Erzählt mal ein wenig mehr. Was wäre denn aus Eurer Sicht in diesem Zusammenhang eine faire Lösung ?

SAYGILI: Eine Idee wäre, die Saison ans Kalenderjahr anzupassen und mit Auf- und Abstieg zu Ende zu spielen.

KARAAGAC: Dafür bin ich auch. Ich stelle aber auch mal die provokante Frage: Was passiert, wenn im Winter 2021/2022 eine dritte Welle kommt… - wird dann die Saison 2021/2022 erneut ohne Auf- und Abstieg abgebrochen? Das kann doch nicht im Interesse der Verbände liegen…

FLW24: Eurer Ansatz klingt spannend…

KARAAGAC: Ich führe gerne noch etwas an: Wie soll ein Verein, der coronabedingt zwei Jahre hintereinander knapp am Aufstieg scheiterte, Spieler an Bord halten oder neue Spieler akquirieren, wenn die sportliche Perspektive fehlt. Das ist für uns ein echtes Argument.

FLW24: Eure Bedenken sind verständlich - dennoch müsst auch Ihr Euch den Regeln des HFV beugen.

SAYGILI: Wir halten uns an die Regeln, geben aber zu bedenken, dass die Verantwortlichen auch an einem sportlich fairen Wettbewerb - mit Auf- und Absteigern - interessiert sein sollten.

FLW24: Kommen wir zurück zum OSV bzw. SV Anadolu. Ihr spielt auf dem Sportgelände in Oberweyer? Blickt man in die Zukunft – will der Osmanische SV / SV Anadolu sein eigenes Vereinsheim mit Sportgelände bauen und wenn ja, wo?

KARAGAAC: Der Verein wurde in Edelsberg gegründet und auch dort angemeldet. Im ersten Jahr wurde auch in Edelsberg gespielt. Danach für 1 1/2 Jahre in Ahlbach. Es folgte ein Jahr in Oberzeuzheim. Seit dem Aufstieg und der Saison 2019 spielen wir (vielen Dank an Karl Silbereisen an dieser Stelle!) auf dem Kunstrasen und dem Sportgelände des SV Oberweyer.

Ein Bau eines eigenen Vereinsheim und Sportgeländes ist mehr als schwierig. Dabei spielen insbesondere auch finanzielle Aspekte eine Rolle.

FLW24: Eine Nachwuchsabteilung hat der Osmanischer SV / SV Anadolu aber auch nicht, oder?

KARAAGAC: Nein. Aktuell noch nicht - aber auch hier sind wir in Gesprächen. Unser sportliches Ziel ist es, mit den Senioren in fünf Jahren in der Kreisoberliga zu spielen und dann auch Jugendfußball anbieten zu können. Sei es eigenständig oder im Rahmen einer JSG.

FLW24: Interessant. Und wer ist aktuell der Vater des Erfolgs - möchtet Ihr hier jemand benennen?

SAYGILI: Einen einzigen hier herauszustellen wäre nicht richtig. Es herrscht ein toller Teamgeist und ein guter Zusammenhalt. Wir haben 67 angemeldete Spieler und einen breiten Kader. Wir sind offen für jeden und aktuell eine Multi-Kulti-Truppe - mit Spielern aus Deutschland, der Türkei, Jordanien oder Bulgarien.

FLW24: Tolle Beispiele im aktuellen Fußball zeigen, was für Vereine mit ausländischen Wurzeln möglich ist. Türk Gücü München beweist derzeit in der 3. Liga, was als Aufsteiger geht. Wo seht Ihr den Osmanischen SV / SV Anadolu in ein paar Jahren ? Und wie steht es um die Nahe Zukunft des Vereins? Es können ja nicht immer nur Seniorenspieler extern angeworben werden…

KARAAGAC: Hier sind wir wieder beim Thema, dass wir gerade die Regelung mit den Auf- und Abstiegen in Zeiten von Corona bemängeln. Für uns wird es schwierig, neue Spieler aus höheren Klassen anzusprechen, wenn wir uns sportlich nicht entwicklen.

FLW24: Bitte geht weiter ins Detail…

SAYGILI: Nun ja, es wird auf Dauer einfach auch finanziell nicht einfacher, wegen der Ablösen. Kurzfristig und in den nächsten Jahren können wir nur existieren, in dem Spieler von anderen Vereinen geholt werden oder wir Ablösen bzw. Zuschauereinnahmen und Sponsorengelder generieren.

Je höher wir spielen, desto größer ist das Interesse von Sponsoren sich zu präsentieren. Und natürlich werden wir dadurch auch interessanter für andere Spieler.

Und hier kommen wir zurück auf die Thematik, die Saison mit Auf- und Abstiegen zu Ende zu bringen - denn sonst herrscht Stillstand.

Langfristig benötigen wir ein Jugendkonzept als Basis und Fundament - das ist klar.

FLW24: Das Thema Rassismus ist leider dennoch omnipräsent in unserer Gesellschaft. Welche Erfahrungen habt ihr als Osmanischer SV / SV Anadolu damit gemacht? Habt Ihr schon Hass und Hetze auf einem Sportplatz erlebt?

SAYGILI: Der Fußballsport lebt von Emotionen und sicherlich gab es hier und da schon mal eine Beleidigung. Das gehört aber ein Stück weit dazu, aber...

KARAAGAC: .. Hass und Hetze haben wir auf dem Sportplatz noch nicht erlebt. Idioten gibt es überall in der Gesellschaft,  unabhängig vom Sport. Und nochmal ganz klar: Wir wollen Fußball spielen, das steht im Mittelpunkt!

FLW24: Gemeinhin sagt man auch der Sport – und insbesondere der Fußball - erleichtert die Integration und verbindet. Wie seht ihr das?

SAYGILI: Das ist definitiv so. Sport verbindet – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe und Religion.

FLW24: Wie wichtig ist es für den Verein, Eure Wurzeln zu leben und zu repräsentieren?

KAAGAC: Wir sind noch ein recht junger und neuer Verein, eine Multi-Kulti-Truppe. Klar stehen wir zu unseren Wurzeln und wollen dies auch mit der Namensänderung dokumentieren.

Ansonsten ist es uns nur wichtig, Fußball zu spielen. Unabhängig von der Herkunft.

Bislang sind wir nicht negativ aufgefallen, dass möchten wir betonen. Wir wollen uns integrieren und anpassen und ich kann ganz klar sagen, bislang ist uns das gelungen!

Ich bin beispielsweise auch seit 19 Jahren im Kreis als Schiedsrichter unterwegs und daher bekannt. Erkan Saygili kennt man im Kreis Limburg-Weilburg auch als fairen Sportsmann.

Wir können nur für uns sprechen und sagen: Das soll so bleiben!

FLW24: Dabei wollen wir es belassen und Euch gerne helfen „Brücken zu bauen“. Zurück zu Euch: Ihr habt bereits bei unterschiedlichen Vereinen im Kreis Limburg-Weilburg gespielt – gebt uns mal einen Überblick. Und wie seid Ihr zum Verein gekommen?

SAYGILI: Ich habe beim RSV Weyer und dem SV Oberweyer gespielt. Ich war Spielertrainer bei WGB Weilburg und der SG Gaudernbach / Hasselbach und zuletzt beim TuS Niederneisen im benachbarten Rhein-Lahn-Kreis aktiv. Wir sind dann aktiv von den Verantwortlichen des OSV angesprochen worden - und dann ging es ganz schnell.

KARAAGAC: Ich habe beim SV Mengerskirchen begonnen. Über zehn Jahre war ich bei WGB Weilburg aktiv. Zuletzt zwei Jahre beim TuS Linter am Ball. Seit 2016 bin ich als Trainer beim OSV aktiv.
FLW24: Ihr habt beide mit vielen Strategen zusammengekickt. Wer ist Euch aus dem FLW24-Gebiet am meisten in Erinnerung geblieben?

KARAAGAC: Ich erinnere mich gerne an meine Zeit in Mengerskirchen. Da waren es Rene Klebach und Jens Schermuly. Bei WGB u.a. Hüseyin Kaysal und Marvin Kretschmann.

SAYGILI: Ich zolle Markus Mambeck einen riesigen Respekt. Er hat über Jahre viele wichtige Tore geschossen, in allen Klassen und seine fußballerische Klasse unter Beweis gestellt. Ein toller Fußballspieler bei WGB war auch Gökhan Sancak. Ein echter Typ, beim RSV Weyer, definitiv Mike Schuh.

FLW24: Und von welchem Trainer habt Ihr profitiert und viel gelernt?

KARAAGAC: Mir sind mein Jugendtrainer Bernd Klebach in Mengerskirchen in Erinnerung sowie später Metin Kilic und Harald Karger in Weilburg.

SAYGILI: Ich erinnere gerne an Andy und Thomas Schuy. Weiterhin ist mir auch Willi Behr in guter Erinnerung, der leider viel zu früh verstorben ist.

FLW24: Erkan, Yavuz – wir danken Euch für das Interview, die interessanten Einblicke und die offenen Worte. teşekkür ederim! Wir wünschen Euch alles Gute für die Zukunft und bleibt gesund.