FLW24: Legen wir doch nun mal los. Wie bist Du denn überhaupt zum Fußball gekommen und wie war Deine Anfangszeit, also die ersten Fußballjahre?
Jenny Haubrich: Als Kind, im Alter von ca. 7 Jahren, habe ich meinen Papa zum Training (Montagskicker) begleitet und fand somit den Spaß am Fußball. In der Jugend spielte ich in einer gemischten Mannschaft, später ging es in eine reine Mädchenmannschaft bis hin zur Frauenmannschaft (damals noch mit einer Sondergenehmigung).
FLW24: Das klingt ja schon mal sehr interessant. Warum aber gerade Fußball als Deine Sportart Nummer 1? Die meisten Mädels in diesem Alter zieht es doch eher in andere Bereiche.
Jenny Haubrich: Die typischen „Mädchensportarten“ oder Hobbys wie Ballett und Reiten haben mich nie wirklich interessiert. Das war mir immer zu langweilig und da war auch keine Action dabei. Fußball ist zudem ein toller Mannschaftssport und wenn das Team dazu passt macht es noch mehr Spaß.
FLW24: Bei welchem Verein hast Du denn angefangen und wie waren Deine weiteren Stationen?
Jenny Haubrich: Begonnen habe ich als Kind beim SV Villmar in einer gemischten Mannschaft. Später ging es dann im gleichen Verein weiter, allerdings in einer reinen Mädchenmannschaft in der ich dann auch bis zur Damenmannschaft spielte. Die Damenmannschaft war aber dann eine Spielgemeinschaft aus Steeden und Villmar. Dort spielte ich einige Jahre, ehe es mich dann zum RSV Dauborn zog. In Dauborn spielte ich aber nur ein oder zwei Spielzeiten – genau weiß ich das schon gar nicht mehr, da es zu dieser Zeit ja leider noch keine digitalen Aufzeichnungen gab. Danach ging es wieder zurück zu meinem Heimatverein der SG Steeden/Villmar. Dort spielte ich bis 2016. Seit 2016 habe ich dem Fußball leider lebe wohl gesagt und mich dazu entschlossen keinen Fußball mehr zu spielen.
FLW24: Gab es denn auch mal Anfragen von höherklassigen Vereinen in dieser Zeit?
Jenny Haubrich: Ja die gab es allerdings. Ich habe damals vom FFC Heike Rheine (Jugend - ehemaliger Bundesligaverein) ein Angebot bekommen und ein Probetraining absolviert, aber leider war der Weg einfach zu weit. Ebenso durfte ich beim Spitzenteam der Frauen, dem 1.FFC Frankfurt (Jugend) die nun zur Eintracht Frankfurt gehören, vorspielen. Es sollte aber nicht sein, da es irgendwie alles nicht unter einen Hut gepasst hat – Schule, später die Ausbildung und dann noch die vielen Trainingseinheiten und die Fahrerei . . . das ging irgendwie leider nicht. Es war in der Kombination einfach zu stressig und viel zu zeitintensiv. Fußball sollte für mich halt nur ein Hobby und Ausgleich bleiben.
FLW24: Welche Position hast Du denn gespielt?
Jenny Haubrich: Gespielt habe ich viele unterschiedliche Positionen. Zu Beginn habe ich eher in der Abwehr/Verteidigung gespielt. Später dann aber auch im Sturm, wo auch ganz deutlich meine Stärken lagen - was ich durch zahlreiche Tore auch immer wieder unter Beweis stellen konnte.
FLW24: Also war die Offensivabteilung auch Deine Lieblingsposition?
Jenny Haubrich: Absolut – hier hat es mir immer am meisten Spaß gemacht und deswegen konnte ich mich mit einer Offensivposition besser identifizieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass man nur dort gut sein kann, wo man auch mit Spaß und Freude bei der Sache ist. Alles was keinen Spaß macht, das betreibt man nur bzw. eher halbherzig. Egal, ob es im Sport oder im Berufsleben ist.
FLW24: Wenn Du Dich nun zurückerinnerst, gegen welche Mannschaften hast Du immer gern gespielt und welche waren eher die „Angstgegner“?
Jenny Haubrich: Angstgegner gab es in der Zeit, als ich Mädchenmannschaft gespielt habe, und das war ganz klar der TUS Dehrn. Die haben einfach alle mit 20:0 abgeschossen. Ich glaube fast alle Tore machte damals „Isi“ (Isabell Bachor), die ja auch später für die Bundesliga und unsere Nationalmannschaft auflief. Bei den Damen war es der VfR 07 Limburg, die damals wirklich eine sehr starke Mannschaft hatten.
FLW24: Warst Du immer fleißig im Training oder eher trainingsfaul?
Jenny Haubrich: Oje, nun habt ihr mich aber erwischt. (*lach*). Sagen wir es mal so, die Auszeichnung für die meiste Trainingsbeteiligung habe ich in keinem Jahr bekommen. Ich durfte aber meist in der Startelf auflaufen, da ich fast immer meine Tore gemacht habe. Im Spiel habe ich alles gegeben und mich nie geschont.
FLW24: Gab es Spieler/innen aus dem Profibereich an denen Du Dich orientiert bzw. die Du als Vorbild angesehen hast?
Jenny Haubrich: Da muss ich gar nicht lange überlegen. Birgit Prinz, Ariane Hingst, Steffi Jones: Diese Spielerinnen waren von ihrem Ehrgeiz und von ihrer Leistung einfach Frauen, zu denen man gerne hochgeschaut hat und die in meiner aktiven Zeit einfach nur herausragend waren.
FLW24: Da Du dem Fußball sehr verbunden bist, hast Du doch auch sicherlich einen Lieblingsverein.
Jenny Haubrich: Oh ja, den habe ich natürlich. Da muss man gar nicht so weit in die Ferne, sondern dieser Verein liegt ziemlich in unserer Nähe. Eintracht Frankfurt, ist mein absoluter Lieblingsverein. Schon als kleines Kind bin ich mit meinem Papa ins Stadion gefahren und später mit Freunden oder mit meinem Ziehkind. Da sind tolle Erinnerungen hängen geblieben und ich habe alle wichtigen Eintrittskarten aufgehoben und diese im Haus meiner Eltern auf einer Wand verewigt. Dort sind aber auch andere Karten, die diese für mich als besondere Wand schmücken.
FLW24: Welcher Trainer oder Spieler hat es Dir denn angetan . . . also nicht von der Optik her, sondern als guter Trainer oder Spieler?
Jenny Haubrich: Adi Hütter, weil er der Trainer meines Lieblingsvereines ist. Julian Nagelsmann finde ich auch super. Seine Leistung, die er mit Hoffenheim gezeigt hat, war einfach klasse. Auch in Leipzig zeigt er weiterhin, dass er was von seinem Fach versteht. Der Trainer, der für mich aber von seiner ganzen Art her ein Top Typ ist, ist Jürgen Klopp. Seine Laufbahn ist wohl als deutscher Trainer mehr als sehenswert und er ist für mich der beste Motivator den es als Trainer gibt. Man spürt immer, dass er mitfiebert und mit vollem Einsatz bei der Sache ist. Als Spieler finde ich aktuell Erling Haaland gut. Ein echter Vollblutstürmer. Ich finde es super, dass er auch zeigt, dass es ihm richtig Spaß macht auf dem Platz zu stehen und alles für seinen Verein zu geben. Da gibt es nämlich heute zu viele Spieler, die nur auf das Geld aus sind und denen es egal ist, ob sie spielen oder nur auf der Bank sitzen – Hauptsache der Rubel rollt. Früher gab es nur einen absoluten Lieblingsspieler, für den ich geschwärmt habe und der einfach ein toller Fußballer und Mensch ist – Alex Meier „Fußballgott“. Diesen Spieler muss man einfach als Eintracht-Fan mögen und verehren.
FLW24: Gab es in Deiner Karriere auch mal Tiefen oder warst Du immer ein „Sonnenkind“ und auf der „Gewinnerstraße“ unterwegs?
Jenny Haubrich: Mhhh das ist eine gute Frage. Hatte bisher „nur“ 2 Unfälle die ich in Erinnerung habe. Den Mittelfussbruch zum Ende meiner Laufbahn und einen Zusammenstoß bei einem Kopfballduell, wo ich in die Uniklinik nach Frankfurt/Main geflogen worden bin. Beim Kopfball mit der Gegenspielerin sind wir zusammengestoßen, dort habe ich einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen und wurde ausgeknockt. Ich spürte keine Berührungen mehr, konnte nicht mehr laufen und reden. Der Notarzt der eintraf beschloss, mich aufgrund des Verdachts auf Querschnittslähmung in die Uniklinik zu fliegen. Während ich mit Halskrause und Gipsbett versehen wurde, wurde das Spiel unterbrochen und der Hubschrauber landete mitten auf dem Drommershausener Sportplatz. Nach meiner Ankunft im Krankenhaus wurden mehrere Tests und Untersuchungen gemacht… keiner konnte etwas zu meinem anhaltenden Zustand sagen und ich konnte mich auch Stunden nicht bewegen. Am nächsten Morgen jedoch spürte ich meinen rechten Zeh wieder, und nach und nach kam die Bewegungsfähigkeit zurück. Das Fazit der Ärzte lautete: Nervensystem wurde durch den Schlag ausgesetzt ohne bleibende Schäden… Noch einmal Glück im Unglück gehabt. Daher würde ich sagen: Ich war eher ein Sonnenkind.
FLW24: Was war Dein bislang schwierigster Moment in deiner Fußballkarriere?
Jenny Haubrich: Da muss ich etwas überlegen. Ich denke, dass es der Moment war, als ich meine Fußballschuhe an den Nagel gehängt habe. Das war am Anfang etwas schmerzlich, aber man findet dann auch wieder andere Dinge und das Leben geht auch ohne Fußball weiter.
FLW24: Wie kam es, dass Du mit dem Fußball aufgehört hast? Gab es dafür einen besonderen Grund?
Jenny Haubrich: Ich habe, wie bereits eben erwähnt einen Mittelfußbruch zugezogen, der erst Wochen später durch einen Chirurgen festgestellt wurde. Ab diesem Zeitpunkt habe ich beschlossen die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.