Anzeige

Verletzt! – Erkrankt!

Der Fußballkreis Limburg-Weilburg im gesundheitlichen Ausnahmezustand?

 

Beispielfoto aus der PArtie TuS Frickhofen - SV Elz. Foto: Dominik Groß

Keine Frage, die von den Vereinen selbstverfassten Spielberichte auf flw24 bieten - Vereinsbrille hin, Vereinsbrille her – eine (meist) unterhaltsame Bereicherung der ansonsten dünnen und eher ergebnisorientierten Berichterstattung über das regionale Fußballgeschehen.

Was allerdings auffällt, die Berichte starten nach Misserfolgen gefühlt immer häufiger – eine genauere empirische Analyse überlasse ich den Statistikfreunden hier – nicht mit dem Spielgeschehen auf dem Platz, sondern mit einer mehr oder minder ausführlichen Beschreibung des Verletzten- und Krankenstandes, gerne auch mal ergänzt durch die namentliche Aufzählung aller fehlenden Spieler. Fehlt nur noch ein Auszug aus den jeweiligen Krankenakten. Da macht man sich über den Gesundheitszustand der Fußballer im Kreis Limburg-Weilburg dann doch so seine Gedanken.

Dabei gäbe es bei den Gründen für die allwöchentliche Dezimierung von Mannschaften - man frage nur mal bei Trainern und Spielausschussmitgliedern nach – doch ein reichhaltiges Zusatzangebot:

- der Familienurlaub in den Schulferien steht an,

- der Blick auf das Wetter am Sonntagmorgen sorgt für ein Besorgnis erregendes Kratzen im Hals,

- die Oma hat am Sonntag ganz plötzlich Geburtstag,

- der Kurzurlaub mit der Freundin ist nicht verhandelbar,

- der Samstagabend zog sich bis in den Sonntagmorgen,

- Schichtarbeit und Spielplan sind nicht kompatibel,

- das Semester hat begonnen,

- die Unersetzbarkeit für die Mannschaft ist beim Trainer noch nicht angekommen,

- der Platz auf der Ersatzbank ist trotz miserabler Trainingsleistung nicht akzeptabel.

- usw.

Davon erfährt man aber nichts. Was schon schade ist, denn der Unterhaltungswert der Spielberichte ließe sich hierdurch doch zweifellos weiter steigern. Wobei die gehäuften Hinweise auf verletzungs- bzw. krankheitsbedingte Dezimierungen aber natürlich deutlich bedeutsamer sind:

Der siegreiche Gegner inklusive seiner Anhänger darf sich glücklich schätzen überhaupt gewonnen zu haben und die ersatzweise eingesetzten Spieler freuen sich über die Anerkennung, die ihr erfolgloser Einsatz in einer ggf. zu hohen Spielklasse erfährt. Ansonsten eignen sie sich aber auch vortrefflich als Beruhigungspille für sich selbst und die eigene Anhängerschaft, dass fernab von sportlichen Argumenten das Schicksal – wieder einmal – gnadenlos zugeschlagen und verhindert hat, dass das Team sein wahres Leistungsvermögen entfalten konnte.

Wobei sich dann aber schon die Frage stellt, wie oft eine Mannschaft während einer langen Saison überhaupt mit ihrem „All-Star-Team“ antreten kann? Bei der Vielzahl möglicher Gründe für Ausfälle wäre es ja vielleicht auch denkbar, dass Bestbesetzung die Ausnahme ist und nicht die Regel und das Verletzungen und Krankheit auch „nur“ zu dem mühsamen Tagesgeschäft gehört, mit dem jeder Verein im Saisonverlauf zu kämpfen hat, ohne daraus deswegen gleich ein öffentliches Dauerthema zu machen.

Extremes Verletzungspech gibt es durchaus auch und das Fehlen von Schlüsselspielern ist zweifellos bitter. Aber wer ständig auf die eigene missliche Situation verweist, die sich selbstverständlich deutlich von der anderer Vereine unterscheidet, gerät irgendwann vielleicht auch in den Verdacht, eigentlich ein Qualitätsproblem zu haben. Mal davon abgesehen, dass das Interesse an solchen Informationen für die allgemeine Leserschaft überschaubar bleibt und bei fortgesetzter Wiederholung dann doch eher ermüdet oder bestenfalls zum „running gag“ wird.

Aber ab und an gibt es in diesem „Wettstreit“ um das größte Unglück aber auch etwas Nettes zu entdecken:

Eine Mannschaft startet sieg- und punktlos in die Saison und die Spielberichte enthalten durchgehend ausführliche Beschreibungen der verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfälle. Erfreulicherweise gibt es dann aber doch den ersten Sieg, und das gleich sehr deutlich und auch noch auswärts. Und womit beginnt der zugehörige Bericht? Genau! Mit einer ausführlichen Beschreibung der verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfälle. Nicht auszudenken, wie die Begegnung in Bestbesetzung ausgegangen wäre.

Ansonsten wünscht man natürlich allen Verletzten und Erkrankten eine schnelle Genesung in 2020, und das mit und ohne Lagebericht aus dem Lazarett.