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2. Autobach flw24-Fußballtalk:

Der 2 Auto Bach FLW24-Fußballtalk war ein voller Erfolg. Von links: Dominik Groß, Max Stillger, Charly Körbel, Martin Fett, Bernd Schröder, Georg Behlau und Sebastian Bach. Fotos: Casopho Pictures

Es wurden einige Themen angesprochen und diskutiert.

Tolle Kulisse beim 2. Fußballtalk.

Der Wind der großen weiten Fußballwelt wehte bei der zweiten Auflage des Autobach FLW24-Fußballtalks durch das Autohaus Bach in der Diezer Straße in Limburg. Der Bundesliga-Rekordspieler Charly Körbel, der Leiter des Büros der Nationalmannschaft für alles neben dem Fußballplatz Georg Behlau, der Großaktionär von Borussia Dortmund und Förderer der Nationalmannschaft Max Stillger und der langjährige heimische Amateurtrainer Bernd Schröder, der aber auch Bundesligaerfahrung vorzuweisen hat, gaben spannende Einblicke in das Fußballgeschäft – und gingen gemeinsam der Frage nach, ob sich heute im Fußball alles nur noch ums Geld dreht.

„Jetzt, wo der Doppelpass auf Sport1 nicht mehr von VW gesponsort wird, springen wir natürlich gerne im kleinen, lokalen Rahmen in die Bresche“, begrüßt Sebastian Bach, der Inhaber des Autohauses Bach, die Gäste mit einem Augenzwinkern. Auch flw24-Chef Dominik Groß begrüßt die Gäste und freut sich, dass zum einen viele Gesichter dabei waren, die auch schon beim ersten Fußballtalk zu Gast waren, „denn das spricht dafür, dass euch die Veranstaltung gefallen hat“. Zum anderen heißt er auch die neu Hinzugekommenen willkommen, die diesmal den Weg nach Limburg gefunden haben.

„Gibt es im heutigen Fußball noch so etwas wie Moral?“ (Moderator Martin Fett)
Spätestens, als anschließend Moderator Martin Fett unter den Klängen des Liedes „Money, money, money“ die Bühne betritt, ist das Leitthema des zweiten Autobach FLW24-Fußballtalks klar: Es geht ums liebe Geld, das in den Zeiten der Kommerzialisierung eine immer größere Rolle spielt. Auch beim Fußballtalk spielt Geld diesmal eine kleine Rolle: Erstmals wird ein kleiner Eintritt von vier Euro genommen, der komplett an die Lebenshilfe Limburg gespendet wird. In Zeiten von Neymar, Mbappé und Dembélé, aber auch Red Bull (Leipzig) oder Kühne (HSV) ist das Thema Geld omnipräsent in den Medien. Vor diesem Hintergrund und angesichts von Spielern, die trotz laufender Verträge in den Streik treten, um einen Wechsel zu erzwingen, stellt Martin Fett vorab die Frage in den Raum, ob es so etwas wie Moral in der heutigen Fußballwelt noch gebe.



Zum Thema Moral hat der Moderator des Abends, selbst glühender Verehrer des 1.FC Köln, eine (traumatische) Anekdote aus seiner Kindheit zu erzählen, denn sein Idol Toni „Doppelpack“ Polster wechselte nach dem Kölner Abstieg im Jahr 1998 ausgerechnet zum Erzrivalen Borussia Mönchengladbach – und brach damit dem kleinen Martin das Herz. Sein Vater tröstete ihn damit, dass es eben nicht so viele Spieler gebe wie Charly Körbel, die ein Leben lang bei einem Verein spielten.

„Heute kommen und gehen die Spieler einfach.“ (Charly Körbel)
Dem „treuen Charly“, mit 602 Einsätzen für die Frankfurter Eintracht Rekordspieler der Bundesliga, gilt dann auch die erste Frage, die natürlich mit der Eintracht zu tun hat: Ob das graue Mittelfeld der Liga die neue Heimat der SGE sei und ob die vielen Ausländer aus vielen unterschiedlichen Ländern zum Problem bei der Eintracht werden könnten? Körbel weist zunächst darauf hin, dass die Eintracht schon wieder einen totalen Umbruch hinter sich habe mit vielen Ab- und Zugängen. Zudem sei in der letzten Saison ein famoser Start gelungen, bei dem die Neuzugänge gleich einschlugen – wobei er mit dem Start in diese Saison nicht unzufrieden ist, „auch wenn wir schon mehr Punkte haben könnten.“ Was die Zahl der Ausländer angeht, verweist Körbel darauf, dass auch früher schon Ausländer bei der Eintracht gespielt hätten. „Wir hatten einen Yeboah oder einen Bum-Kun Cha, der kein Wort Deutsch konnte und trotzdem bei uns zum Weltstar wurde.“ Den Hauptunterschied sieht er darin, „dass wir früher einen festen Stamm hatten, an dem andere, vor allem auch junge Spieler, sich orientieren konnten.“ Körbel weiß, wovon er spricht, denn er selbst wurde mit 17 Jahren in das kalte Wasser der Bundesliga geworfen und hatte in seinem ersten Bundesligaspiel niemand Geringeren als Gerd Müller als Gegenspieler.

Laut Körbel gebe es heute nur noch ganz selten ein wirkliches Zugehörigkeitsgefühl zu einem Verein. „Wenn Bum Kun Cha nach all den Jahren nach Frankfurt zu Besuch kommt, dann merkt man, dass in ihm noch das Adlerherz schlägt. Heute kommen und gehen die Spieler einfach.“ Körbel erinnert allerdings auch an Zeiten, in denen er mit Eintracht-Finanzvorstand Oliver Frankenbach, der ebenfalls zu den Gästen zählt, ratlos war, wie man eine Lizenz für die erste oder zweite Liga bekommen sollte. Heute hingegen habe die Eintracht noch nie so viele Logen und Business Seats verkauft wie in diesem Jahr, sodass sie auf soliden Füßen stehe.

„Ich habe der Eintracht 1983 meine fristlose Kündigung geschickt.“ (Charly Körbel)
Aber, Hand aufs Herz, hat ein Charly Körbel tatsächlich nie Abwanderungsgedanken gehabt? „Beim DFB gab es damals eine Liste, in die jeder Verein zwei Spieler eintragen konnte, die von anderen Vereinen nicht kontaktiert werden durften. Da stand der Jürgen Grabowski drauf und ich – von daher habe ich nie Angebote bekommen.“ Im Jahr 1983 hätte Körbel allerdings auch ohne ein Angebot eines anderen Vereins beinahe die Eintracht verlassen: „Ja, damals ging mein guter Freund Bruno Pezzey nach Bremen und Bum-Kun Cha wurde nach Leverkusen verkauft. Da habe ich der Eintracht meine fristlose Kündigung geschickt, weil ich Angst hatte, dass wir im Mittelmaß versinken.“ Letztendlich glätteten sich die Wogen wieder und Körbel konnte bis zu seinem Karriereende 1991 die unglaubliche Anzahl von 602 Bundesligaspielen für die Frankfurter Eintracht erreichen.



Auf diese Zahl ist er stolz: „Als ich gespielt habe, war mir das egal. Aber heute bin ich schon stolz, dass ich so viele Spiele für meinen Verein gemacht habe. Die 602 sind sozusagen meine Marke, dafür bin ich bekannt.“ Dass ihm jemand diesen Rekord in Zukunft streitig machen könnte, daran glaubt Körbel nicht, der auch heute noch in der Traditionself der Frankfurter aktiv ist und die Fußballschule leitet. „Mehr als 40.000 Kinder haben bereits unsere Fußballschule in den 17 Jahren durchlaufen und, was genauso wichtig ist, wir haben viele ehemalige Eintrachtler integriert.“ Er sei zwar langsam in einem Alter, in dem man etwas kürzer treten könnte, aber bei ihm werde es stattdessen eher jeden Tag mehr. „Aber solange ich Spaß habe und das Eintracht-Herz in mir schlägt, mache ich weiter.“

„Ich habe Fußball immer als Hobby neben dem Beruf gesehen.“ (Bernd Schröder)
Immer weiter macht auch Bernd Schröder, aktuell Trainer der SG Weinbachtal und schon seit mehr als 25 Jahren im Trainergeschäft. Eine Gemeinsamkeit gibt es sogar zwischen der Eintracht und seiner SG Weinbachtal: beide haben aktuell sieben Punkte auf dem Konto – und bei beiden wären es besser ein paar mehr gewesen. Wie der Tag eines Kreisoberligatrainers aussehe, will Martin Fett zunächst wissen, und ob sich hier viel verändert habe über die Jahre. Bernd erzählt, dass er früher sehr viele Anrufe auf der Arbeit bekommen habe von Spielern, die sich abmelden. Heute akzeptiert er aber auch Nachrichten per WhatsApp, weil er schlicht nicht mehr so oft privat telefonieren möchte auf der Arbeit. „Aber ich will wissen, warum die Spieler nicht können“, macht er dann noch deutlich, dass die Abmeldung per Textnachricht kein Freifahrtschein für die Spieler sein soll.

Ansonsten habe er als Coach zwei Trainingseinheiten pro Woche vorzubereiten, was von der Anzahl her Standard sei für die Kreisliga. Und warum hat er als A-Lizenz-Inhaber nicht weitergemacht und den Fußballlehrer absolviert? „Um diesen zeitlichen und finanziellen Aufwand auf dich zu nehmen, brauchst du einen Verein hinter dir, der dich unterstützt und in dem du die Perspektive hast, dass du mit deinem Fußballlehrerschein auch arbeiten kannst. Das war bei mir nicht der Fall und ich habe eine Familie gegründet, sodass ich mit der A-Lizenz zufrieden war und Fußball immer als Hobby neben dem Beruf gesehen habe.“

„Es gibt immer mehr Spielgemeinschaften aus immer mehr Dörfern“ (Bernd Schröder)

Ein Hobby allerdings, das schon immer viel Zeit in Anspruch genommen hat, vor allem Ende der Neunziger, als Bernd drei Jahre lang Trainer der A-Junioren der Offenbacher Kickers war. Mit den Jungs des OFC wurde er Hessenmeister und stieg in die A-Junioren-Bundesliga auf. „In der Zeit haben wir fünfmal die Woche trainiert und sind am Wochenende noch zu den Spielen gefahren. Das war schon ein enormer Aufwand.“ Damals hat er mit dem Nachwuchs trainiert, heute sieht er den Nachwuchs als größtes Problem der Amateurmannschaften: „Du verlierst sehr viele Spieler in der Jugend, weil sie sich für andere Dinge interessieren. Dementsprechend formen sich auch im Seniorenbereich immer mehr Spielgemeinschaften, die aus immer mehr Dörfern bestehen.“



Noch ohne Spielgemeinschaft kommt der Heimatverein von Georg Behlau aus, der VfR 07 Limburg, wo Georg als 2. Vorsitzender fungiert. Nicht ohne Stolz verweist er darauf, dass der VfR in diesem Jahr 21 Mannschaften von der F- bis zur A-Jugend gemeldet hat. Seit 1998 arbeitet Georg beim DFB – und darf sich als Leiter des Büros der Nationalmannschaft natürlich auch ein bisschen als Weltmeister 2014 fühlen. „Ich habe tatsächlich sogar eine WM-Medaille zuhause, weil es fünfzig Stück gab und der engere Betreuerstab dann auch eine bekommen hat“, macht er die Zuhörer des Talks ein wenig neidisch.

„Das Campo Bahia wurde nicht extra für den DFB gebaut“ (Georg Behlau)
Bei seiner Arbeit kümmere er sich um alles neben dem Fußballplatz. Da gibt es sehr viel zu organisieren, vor allem vor großen Turnieren wie Europa- und Weltmeisterschaften. „Für uns war der Confed Cup quasi ein Geschenk, weil wir ihn als Testlauf für die WM 2018 in Russland nutzen konnten.“ Für ein solches Turnier sei ein großer logistischer Aufwand nötig für das Team aus Spielern, Trainern, Betreuern, Ärzten, Physios und Ernährungsberater. „Hotels müssen organisiert und Charterflüge gebucht werden. Dieses Jahr waren wir ja in Sotschi, für die WM nächstes Jahr sind nun noch Sotschi, Moskau, Sankt Petersburg und Jekaterinenburg im Rennen.“ Zu den Auswahlkriterien zählen laut Georg Behlau natürlich die Lage, aber auch die Kosten: „Ich wäre ein schlechter Kaufmann, wenn ich nicht auch auf das Geld schauen würde.“

A propos Geld und Quartier, da hakt Martin Fett noch einmal nach, wie das eigentlich mit dem Campo Bahia, dem Domizil der deutschen Nationalmannschaft während der WM in Brasilien war: „Wurde das tatsächlich extra für die Nationalmannschaft gebaut und hätte es da nicht günstigere Alternativen gegeben?“ Mit diesem Mythos räumt der Limburger gleich mal auf und erklärt, dass ein Münchner Unternehmer den Bau des Campo Bahia sowieso geplant gehabt hätte und es nicht extra für den DFB aufgebaut worden sei. Für die Bedürfnisse des DFB sei lediglich ein Fußballplatz hinzugefügt worden.

„Ich investiere lieber in Steine statt in Beine.“ (Georg Behlau)

Als es um die Finanzen des DFB geht, hört Max Stillger natürlich ganz genau hin, der von sich selbst behauptet, von vielen Dingen keine Ahnung zu haben, von zweien aber schon: Fußball und Finanzen. Ganz nebenbei darf Max sich auch ein bisschen als Weltmeister 2014 fühlen, denn er ist Mitglied im Fanclub der Nationalmannschaft und war vom Viertelfinale bis zum Finale live in Brasilien vor Ort.

Privat hält er es mit dem 1. FC Nürnberg, was bei den Jüngeren im Publikum fragende Blicke hervorruft. Max hat jedoch eine einfache Erklärung parat: „Ich bin 1962 geboren und als ich 1968 mit dem Fußballspielen angefangen habe, wurde der FCN gerade deutscher Meister, war also eine große Nummer. Ein Jahr später ist er als Meister in die zweite Liga abgestiegen – da habe ich geweint.“ Trotz dieser Enttäuschung ist Max bis heute Clubberer geblieben. Mit der Zeit kam lediglich ein zweiter Verein hinzu, dem er die Daumen drückt: Borussia Dortmund. Und das, „obwohl die Dortmunder mit schwarz-gelb dieselben Farben haben wie die TSG Oberbrechen, der Lokalrivale des FCA Niederbrechen“, wie der gebürtige Niederbrecher mit einem Augenzwinkern hinzufügt.

„Also haben wir einfach mal bei Borussia Dortmund angerufen.“ (Max Stillger)
Die Leidenschaft für Borussia Dortmund hängt eng mit seiner beruflichen Tätigkeit als Vermögensverwalter zusammen. Borussia Dortmund ist als einziges Team Deutschlands an der Börse gelistet, sodass die Aktien für jedermann käuflich sind. „Als Jürgen Klopp 2008 nach Dortmund ging, stand der Aktienkurs bei etwas mehr als einem Euro. Ich dachte mir mit meinem Geschäftspartner Armin Stahl, dass das eine interessante Geschichte werden könnte. Also haben wir einfach mal dort angerufen und gesagt, dass wir Aktien kaufen möchten. Erst sagte man uns, dass wir die Aktien an der Börse kaufen sollen. Als ich aber sagte, dass wir gerne ein paar Aktien mehr im Sinn hätten, wurde ich mit dem Finanzvorstand verbunden, mit dem wir dann auch einen Termin bekommen haben.“ Der Erfolg sollte Max recht geben: Aktuell steht der Aktienkurs der Borussia bei circa acht Euro. Kursziel laut Max: 19,09 Euro, also das Gründungsjahr der Borussia in Euro.


Dass sich die Vereine auf professionelle wirtschaftliche Füße stellen, sieht Max Stillger übrigens als unerlässlich an. Es sei wichtig, dass in den Vereinen richtige Kaufleute verantwortlich seien und die Spielerabteilungen ausgegliedert würden. Das sei zum Beispiel bei seinem 1. FC Nürnberg noch nicht der Fall. Den Zuhörern des Fußballtalks gab er schließlich einen Rat mit auf den Weg: „Kauft euch mal eine Aktie von Borussia Dortmund, denn das ist die Eintrittskarte zu Jahreshauptversammlung. Das ist echt interessant und es gibt nach dem Programm immer leckere Erbensuppe.“

„Die Abmeldung der U23 war einer der größten Fehler der Eintracht.“ (Charly Körbel)

Mit diesem Statement geht es in die viertelstündige Halbzeitpause, in der die Gäste sich mit Getränken und kleinen Snacks eindecken konnten. Nach der Pause sollen die sogenannte „Basis“ und die Förderung des Nachwuchses und des Amateurfußballs im Allgemeinen im Vordergrund der Diskussion stehen. An der Schwelle vom Amateur- zum Profibereich steht auch Charly Körbel als Vizepräsident des in der Hessenliga beheimateten SC Hessen Dreieich. „Ich bin bei jedem Spiel von Dreieich dabei und sehe, was für tolle Talente in der Hessenliga spielen. Denen kann die Eintracht nach der Abmeldung der U23 leider keine Plattform mehr bieten – was vielleicht einer der größten Fehler der Eintracht in den letzten Jahren war. Deshalb haben wir Mitte des Jahres eine Kooperation vereinbart, um sicherzustellen, dass hoffnungsvolle Talente sich hier in Hessen weiterentwickeln können.“

Talente weiterentwickeln würde auch Bernd Schröder gerne. „Dafür müssten allerdings erst mal Talente da sein.“ Aus der Jugend komme wenig Nachwuchs nach, generell sehe man kaum noch Jungs auf dem Bolzplatz – was für kleine Amateurvereine natürlich zum Problem werde. Und wenn mal ein Talent vorhanden sei, dann könne man nur hoffen, dass es dem Verein treu bleibe, denn ein Verkauf an einen höherklassigen Verein lohne sich nicht. In dieselbe Kerbe schlägt Georg Behlau, auch wenn dieser sich pragmatisch zeigt: „Unsere A-Jugend wurde letztes Jahr Gruppenligameister – den Kapitän dieser Mannschaft haben wir dann gleich an den RSV Würges in der Gruppenliga verloren. Zumindest haben die Würgeser eine Ausbildungsentschädigung gezahlt. Geld, das wir nun wieder in unseren Spielbetrieb mit den 21 Mannschaften stecken können. Generell investiere ich lieber in Steine statt in Beine, also lieber in die Infrastruktur unseres Vereins als in einzelne Spieler.“

Ob denn von den Millioneneinnahmen des DFB etwas zurück zur Basis fließe, will Moderator Martin Fett nun von Georg wissen? Dieser bejaht die Frage, relativiert die ‚Millioneneinnahmen‘ aber sogleich: „Wie viele Millionen müssten wir verdienen, um alle 27.000 Vereine in Deutschland zu fördern?“

„Was die Kommerzialisierung angeht, ist der DFB der falsche Ansprechpartner.“ (Max Stillger)
Von der Kommerzialisierung profitiert der Amateurfußball also nicht so richtig. Im Gegenteil, die neuen Anstoßzeiten der Bundesliga kollidieren immer mehr mit den Anstoßzeiten der Amateurligen, wie Martin Fett hervorhebt. „Geht der Amateurfußball im Zuge der Kommerzialisierung baden?“ Diese Frage nutzt Max Stillger, um klarzustellen: „Was Kommerzialisierung angeht, ist der DFB nicht der richtige Ansprechpartner, sondern die DFL, die die Bundesliga vermarktet. Generell wird es in den Amateurklassen immer so sein, dass die Vereine von lokalen Sponsoren Unterstützung benötigen, um zu überleben. Das ist ein Geben und ein Nehmen.“ Aber auch im Amateurbereich gelte, dass wirtschaftliche Vernunft herrschen müsse und man nur so viel Geld ausgeben könne, wie man rein bekommt. „Ansonsten mache ich etwas falsch.“ Trotz aller Abgesänge hätten die Fußballvereine in den Dörfern auch immer noch eine wichtige soziale Funktion. „Meist gibt es einen Turnverein, einen Gesangsverein und einen Fußballverein.“

„Als DFB-Präsident würde ich allen Amateurvereinen das Sky-Abo schenken.“ (Georg Behlau)
Georg Behlau ist der Meinung, dass man aufpassen müsse, dass man das Rad im Profibereich nicht überdrehe. Dass man mittlerweile Verträge mit vier Anbietern haben muss, um alle Spiele zu sehen, sieht auch er kritisch. „Das war aber teilweise auch eine Vorgabe des Kartellamts.“ Max Stillger ergänzt, dass gerade ältere, nicht computeraffine Menschen schon heute nicht mehr alle Spiele sehen könnten. „Und wenn die Bundesliga nicht mehr flächendeckend im TV zu sehen ist, dann wird auch das Interesse nachlassen.“ Hierzu hat Georg Behlau noch einen interessanten Vorschlag: „Wenn ich DFB-Präsident wäre, würde ich allen Amateurvereinen das Sky-Abo schenken. Vielleicht kommen dann 30 Zuschauer mehr zu den Spielen des Vereins.“ Mal sehen, ob er die Kollegen beim DFB überzeugen kann.


Auch Bernd Schröder beklagt, die Bundesliga-Anstoßzeiten seien „natürlich ein Problem für uns. Auch wenn es nur zehn oder fünfzehn Zuschauer sind, die dann lieber zuhause bleiben und Bundesliga schauen. Hinzu kommen die aktiven Amateurspieler, die Dauerkarten der Bundesligaverein haben und dann bei uns nicht zur Verfügung stehen.“

„Wenn du dich nicht bestmöglich verkaufst, bist du auf Dauer weg.“ (Charly Körbel)
Zum Abschluss der Diskussion fragt Martin Fett, ob man angesichts der horrenden Transfersummen und des ausgehöhlten Financial Fairplays nur noch mithalten könne, wenn man über das ganz große Geld verfügt. Max Stillger führt als Gegenbeispiel Borussia Dortmund an, denen es in den letzten Jahren immer wieder gelungen sei, Spieler für verhältnismäßig günstiges Geld ein- und teurer weiterzuverkaufen. Georg Behlau ergänzt den SC Freiburg, der immer wieder eigene Talente und unbekannte Spieler aus dem Ausland integriere und somit erfolgreich Fußball spiele. Charly Körbel betont, dass es heutzutage unerlässlich ist, weltweit präsent zu sein als Verein. „Mit Eintracht Frankfurt fahren wir jetzt schon fünf Jahre ins Trainingslager und präsentieren uns dort. Und wenn wir es nicht machen, dann machen es die anderen. Wenn du nichts machst, bist du auf Dauer weg. Du brauchst deine Basis zuhause, aber du musst überall auf der Welt präsent sein.“

Ein schönes Schlusswort, denn anschließend geht es in die Nachspielzeit, in der die Zuschauer Fragen stellen können. Eine Frage geht an DFB-Mann Georg Behlau, der gefragt wird, ob die Regularien nicht Mist seien, wenn ein talentierter Amateurspieler wie Leon Burggraf ablösefrei sei, wenn ein anderer Verein ihn mit einem Amateurvertrag ausstatte. Georg bejaht die Frage und meint, man müsse hier was ändern, denn sonst fräßen die Großen die Kleinen. Auf die gegenseitige Solidarität der Vereine könne man sich in diesem Bereich nicht verlassen. Zu guter Letzt zauberte Charly Körbel ein Eintracht-Trikot hervor mit seinem Namen, das er demjenigen schenken wolle, der errate, wie viele seiner 602 Spiele er von Anfang an gemacht habe. „600“ lautet die richtige Antwort, für die ein Anhänger des VfR 07 Limburg das Eintracht-Trikot überstreifen und mit nach Hause nehmen darf.

Moderator Martin Fett dankt den Diskutanten und den Zuhörern für die gelungene Veranstaltung und gibt allen eine der Lehren des Abends mit auf den Weg: „Am besten beflockt ihr eure Trikots zukünftig alle mit Leuten wie Charly Körbel – dann habt ihr nicht das Risiko, dass der Spieler im nächsten Jahr schon wieder weg ist.“

Auch das flw24-Team bedankt sich noch einmal bei unseren vier Diskussionsteilnehmern Georg Behlau, Bernd Schröder, Charly Körbel und Max Stillger, bei Moderator Martin Fett sowie beim Autohaus Bach für die tolle Zusammenarbeit und bei den anderen Sponsoren (Koblenzer Brauerei, Küchenstudio Limburg und Bäckerei Laux) für ihren Beitrag zu diesem gelungenen Abend. Wir hoffen, die, die da waren, hatte einen tollen Abend und die, die diesmal nicht kommen konnten, statten uns beim nächsten Mal einen Besuch ab.

Hier noch ein kleines Zeitraffer Video vom Aufbau, Durchführung und Abbau der Veranstaltung. Ein bisschen Arbeit ist es schon ;-)

 

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Weitere Bilder von Carsten Dorth in der Galerie.