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Sklavenmarkt hat noch kurze Zeit Hochkonjunktur

flw24 Kolumnist Claus Coester.

Mit dem 31. August läuft sie wieder einmal ab, die Wechselfrist II für die Fußballspieler. Das gilt für den Amateur aus der C-Liga wie für den Profi aus der Premier League oder der Bundesliga. Vor dem Gesetz der Wechselfrist sind alle Spieler gleich. Hipp Hipp Hurra! Eigentlich schade, dass ab Donnerstag 00:00 Uhr dann vier Monate Langeweile eintritt. Den Sportjournalisten wird ein wichtiges Themenfeld entzogen, mit dem sie  ihr Publikum belabern und unterhalten können.

Was haben wir nicht wieder von tollen Gerüchten und astronomischen Zahlen in den letzten Wochen gehört? Spieler wurden von der Sportpresse hin- und hergeschoben wie Schachfiguren. Gestern war er noch in der Bundesliga, heute für ein paar Stunden in der Primera Divison, morgen in der Premier League. Richtig abenteuerlich und spannend! 

Der Fan ist nur Zaungast

Wir Fußballkonsumenten betrachten das ganze Spielchen im Übrigen nur von außen. Genauso übrigens die Experten-Schwätzer bei Sky. Hinter die Kulissen lässt man den Otto-Normalverbraucher sowieso nicht schauen. Die Drähte werden von den Watzkes und Rummenigges dieser Welt gezogen. Die haben jeweils die mächtigen Bosse der großen Konkurrenz-Vereine und, nicht zu vergessen, die Herren Spielerberater als Verhandlungspartner. Ja, was ist eigentlich mit den Spielern, um die es doch geht?

Spielball Götze

Beispiel Mario Götze. Was für ein Theater um das ewige Talent, das uns aber – Ehre wem Ehre gebührt – 2014 in Maracana zum Weltmeister geschossen hat! Der große Zampano Pep Guardiola hat ihn über drei Jahre wie abgestandenes Weißbier verdunsten lassen. Carlo Ancelotti wollte natürlich nicht den Teufel tun und Götze, der sein Dasein so lange im Hochregal an der Säbener Straße gefristet hatte, zu einer Renaissance verhelfen. Man munkelt, dass der Sauerländer Watzke den Zögling wieder nach Dortmund heimlotste und Dozent Thomas Tuchel dem zu zustimmen hatte. 

Abstellgleis Manchester

„Reif für die Insel“ hieß es vor Jahresfrist für Bastian Schweinsteiger. Für den langjährigen Mittelfeldspieler der Bayern wurde kurzfristig der Wechsel zu Manchester United verordnet. Der große Guardiola hatte für den Mittelfeldspieler auf einmal keine Verwendung mehr. So landete der Clash of Kings-Werber bei einem seiner früheren Trainer aus Münchener Zeiten. Der stramme Niederländer van Gaal aber sollte die Verpflichtung bald bereuen. Nach offizieller Version hatte Schweinsteiger Vorstandschef Rummenigge gegenüber im vergangenen Sommer seinen Wechselwunsch geäußert. Er wolle noch einmal zu neuen Ufern aufbrechen. Wer’s glaubt, wird selig. Resultat: Bauchlandung in Old Trafford. Für den Weltmeister und 120fachen deutschen Nationalspieler reichte es bei den Red Devils gerade zu 18 Einsätzen und einem Tor. Was für ein Abstieg! Und José Mourinho, der neue Chef im Ring von ManU, demütigte den Ex-Bayern-Star und verbannte ihn in Abschiebehaft zur zweiten Mannschaft. Sic transit gloria mundi - das wussten schon die alten Römer: So vergeht der Ruhm der Welt. Am Mittwochabend tröstet der DFB seinen verdienten Spieler und schenkt ihm im Borussia-Park von Mönchengladbach gegen Finnland sein Abschiedsspiel. Höchstwahrscheinlich vor unwürdig spärlicher Kulisse. Der Kartenvorverkauf ist schleppend.

Ein Abschiedsspiel hat auch Karl-Heinz Rummenigge dem ehemaligen Bayern-Kapitän, der immerhin 13 Jahre in der bajuwarischen Hauptstadt seine Dienste tat, bei seinem Fortgang aus München für die Allianz-Arena mit seinen Bayern versprochen. Irgendwann. Die Bude wird dann jedenfalls proppenvoll sein.

Nach Weihnachten geht’s weiter

Freuen wir uns, dass nun der Jahrmarkt für ein paar Monate geschlossen ist. Zum Glück rollt ja in der Bundesliga seit Samstag wieder der Ball und es gibt sattsam andere Themen. Wenn der Weihnachtsbaum leuchtet, nehmen das Schwungrad der Spielerwechsel und die Spekulationen um die Ablösemillionen wieder Fahrt auf. Die Schatten werden in der Adventszeit schon vorausgeworfen. Ein bisschen müssen wir uns noch gedulden. Dann fliegen uns die Namen von Spielern und Vereinen wieder nur so um die Ohren.