Anzeige

Irrwitziger Kirmessieg - SG Selters dreht Spiel

SG Selters II - Tus Linter 3:2 (0:2)

Nach der Pflichtaufgabe beim SC Offheim II steht für Selters II das Kirmes- und zugleich Spitzenspiel gegen den Tabellenführer vom TuS Linter auf dem Programm. Das Fell des Bären scheint lange Zeit klar verteilt, Linter führt bis in die 82. Minute komfortabel mit 2:0. Was dann geschieht, kann nur der Fußballgott erklären. Selters dreht in den Schlussminuten das Spiel und gewinnt 3:2.

Eines vorweg: Das Spitzenspiel hielt zu keiner Zeit das, was es vor dem Anpfiff versprach. Wäre es nach 90 Minuten beim 0:2 geblieben, hätte man von einem verdienten Gästesieg sprechen können, denn Linter präsentierte sich als bessere von zwei schwachen Mannschaften schlichtweg effektiver. Ein Spiel dauert aber nun mal 90 Minuten, und manchmal auch ein bisschen länger. Bis zur 82. Spielminute sprach nichts, aber auch rein gar nichts für die heimische SG, selbst der Anschlusstreffer war eigentlich ziemlich weit weg. Doch der Reihe nach. Selters kam etwas besser ins Spiel, während sich die Gäste anfangs ein wenig schläfrig präsentierten. Den ersten Warnschuss gab der Selterser Nils Toffeleit ab, der von feiner Vorarbeit von Christian Roos profitierte, Torhüter Rene Hahn aber auf dem Posten war (5.). Folglich kamen die Gäste aber immer besser ins Spiel und es dauerte nicht lange, ehe es 0:1 stand. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld wirkte die heimische Defensive konfus: Erst köpfte Jonas Dobberstein das Leder an den Pfosten, den folgenden Abpraller setzte Moritz Hingott ebenfalls ans Aluminium. Als Selters die Kugel immernoch nicht geklärt bekam, staubte Alexander Unruh zum 0:1 ab (17.). Der Treffer zeigte bei den Hausherren eine lähmende Wirkung, denn fortan konnten die "Frösche" schalten und walten, wie sie wollten - ohne dabei allerdings zu überzeugen. Yavuz Karaagac hätte für den Ausbau sorgen können, sein Freistoß aus knapp 20 Metern strich jedoch knapp am linken Pfosten vorbei (23.). Zehn Minuten später hatte Schiedsrichter Andreas Kappeser einen aus Selterser Sicht schlimmen Aussetzer: Tobias Reifert brachte den Ball von der linken Seite in den Strafraum, wo Felix Vormann zuerst am Ball war und letztlich recht rüde von den Beinen geholt wurde. Einzig der Pfiff des Unparteiischen blieb aus (33.). Bei den Einheimischen steigerte sich in der Endphase des ersten Abschnitts die Quote der vermeidbaren Fehler. Ein solcher führte auch zum zweiten Gegentreffer, als sich Matthias Ries einen Ballverlust leistete, Niklas Schlagheck alleine Richtung SG-Torhüter Lars Gendritzki unterwegs war und diesem keine Abwehrmöglichkeit ließ - 0:2 (40.).

Nach Wiederbeginn kam mit der Einwechslung von Yannik Walli frischer Wind bei den Gastgebern in die Partie. Walli war es auch, der nach starker Einzelleistung in den Rücken der Abwehr passte, doch Tobias Reifert jagte das Leder über den Kasten (48.). Selters II gab zwar auch in der Folge nicht auf, doch den "Wassermännern" fehlte es letztlich an Durchschlagskraft, auch dem geschuldet, dass Linter gut verteidigte. Das Spiel plätscherte allmählich vor sich hin und nichts sah danach aus, als würde sich noch Grundlegendes ändern. Erst als Moritz Knödler mit einem 20-Meter-Schuss, der knapp am linken Pfosten vorbei ging (79.), seine Farben noch einmal aufweckte, begann eine denkwürdige Schlussphase. Yannik Walli besorgte mit platzierten 16-Meter-Schuss und der Hilfe des Innenpfosten den 1:2-Anschlusstreffer (82.). Die Heimelf witterte noch einmal Morgenluft, während bei den Gästen ein Nervenflattern der extremen Güte begann. Linter wirkte wie gelähmt und bekam fortan überhaupt nichts mehr auf die Reihe. In der 87. Minute sorgte Matthias Wenz für ein mittleres Beben, als er nach einem abgewehrten Eckball das Leder aus fast 30 Metern volley unter die Latte nagelte - 2:2, ein Wahnsinn. Und die Selterser blieben dran, wollten nun den Sieg. Nach feiner Einzelleistung verzog Tobias Reifert aus halblinker Position denkbar knapp (89.) und auch beim Kopfball von Christian Roos, den Torhüter Rene Hahn zur Ecke klärte, hatte Linter Fortuna im Bunde (90.+1). Der folgende, ruhende Ball sollte letztlich für das komplette Gäste-Desaster sorgen: Nils Toffeleit brachte das Leder in die Gefahrenzone, wo Kevin Schönbach und Vladimir Six sich ein Kopfballduell lieferten, der Linterer jedoch unglücklich ins eigene Netz traf (90.+2). Abpfiff.

Für Selters II, das eigentlich schon tot war, blieb am Ende die Erkenntnis, dass es über einen großartigen Willen und eine bärenstarke Moral verfügt, denn nicht zum ersten Mal wurde ein Rückstand noch umgebogen. Trotz einiger Nackenschläge vor und während des Spiels (Verletzungen von drei Spielern) gab der Tabellendritte nie auf, hatte aber auch entsprechendes Glück. Die Gäste, die eigentlich lange Zeit alles im Griff hatten, konnten einem am Ende schon ein wenig leid tun.

Nach der sicherlich intensiven Niederselterser Kirmes geht es für die SG Selters II am Sonntag in einer Woche mit dem ersten Heimspiel in Oberselters weiter. Gegner ist der SV Heckholzhausen.