Wisst ihr noch? Ausweichanzug des OFC für RSV eine Nummer zu groß

Erik Lederer (r.) muss sich mit OFC-Spieler Michael Bodnar auseinandersetzen. Im Hintergrund der später verletzt ausscheidende Laszlo Kanyuk. Foto Claus Coester

Hessenpokal vom 26.04.2005:

RSV Würges – Kickers Offenbach 0:4 (0:2)

Ein emotionsloser Auftritt des Regionalligaspitzenreiters Kickers Offenbach genügte, um einen über weite Phasen engagiert zu Werke gehenden Landesligaspitzenreiter RSV Würges mit einem zu hohen 4:0 aus dem Hessenpokal zu werfen.

Bei drei der vier Gästetore leisteten die Einheimischen fleißige Mithilfe und machten es der zweiten Garnitur des designierten Aufsteigers in die zweite Bundesliga in dieser Hinsicht einfach.

Durch den frühen Rückstand in der 3. Spielminute, den der in späteren Situationen der zweiten Halbzeit gut reagierende Schlussmann Morawiec und eine Unentschlossenheit sowie allgemeine Verwirrung in der Würgeser Defensive begünstigten, war der Begegnung schon früh die Brisanz genommen. Gies hatte keine Mühe, die Kugel da unterzubringen, wo Torjäger das gerne tun. Etwas Besseres hätte dem zwei Klassen höher spielenden Gast vom Main nicht widerfahren können.

Nach ca. 15 Minuten ergriff zwar die Elf von Jürgen Menger mehr und mehr die Initiative, während die Profis des OFC ihre zweifelsohne ausgeprägtere Bewegungsfähigkeit und Ballfertigkeit nicht in eine Überlegenheit umsetzen konnten oder wollten.

In dieser Phase hatte der Landesligist mit Matthias Sehr über die linke Flanke und einem emsigen Daniel Dylong im Mittelfeld den einen oder anderen guten Ansatz.

Die aussichtsreichste Möglichkeit bis zum Seitenwechsel hatte dann Manuel Meuth nach einer knappen halben Stunde, als er nach Solo von der rechten Seite jedoch zu schwach abschloss. Endres im OFC-Tor wurde im ersten Durchgang nicht ernsthaft geprüft, ebenso wenig aber auch sein Gegenüber Morawiec, der allerdings nach 38 Minuten den Ball erneut aus dem Netz holen musste: Soeben hatte Sascha Gies nach Adrian Mahrs Freistoß völlig unbedrängt per Kopfball - für den Keeper unerreichbar - zum 2:0 eingewuchtet.

Die stattliche Kulisse im Stadion Goldener Grund hoffte für die zweiten 45 Minuten, in denen die Gastgeber auf ihr "Trainingstor" spielten, dass möglicherweise der Anschlusstreffer gelinge und die Karten noch einmal gemischt würden.

Zunächst drängten allerdings die Regionalliga-Akteure, denen ihr Übungsleiter in der Kabine einen eindringlichen Hinweis auf ihre beruflichen Pflichten gegeben haben dürfte, auf ein schnelles drittes Tor, um dem Landesligisten den Zahn endgültig zu ziehen. Namentlich Vesselin Gerov legte sich kurz ins Zeug, war aber erfolglos. Das OFC-Strohfeuer war schnell erloschen.

Die heute von Krisztian Szekely, den Jürgen Menger bei besonderen Gelegenheiten mit der Aufgabe des Liberos zu betrauen pflegt, im Ganzen solide organisierte Abwehr hielt noch dicht.

Zwischen der 55. und 70. Minute zeigte Mengers Elf - bedingt durch eine auch von OFC-Trainer Boysen in der Pressekonferenz nicht näher definierte Passivität der Spieler vom Bieberer Berg - mehr als Ebenbürtigkeit und erschien des öfteren vor Endres Gehäuse. Besonders Matthias Sehr machte mehrfach durch Schüsse auf sich aufmerksam, bei denen TW Endres jedoch seine Pflicht erfüllte wie auch bei Szekelys Freistoß (56.).

Ironie des Schicksals war es dann, dass ausgerechnet Matthias Sehr, der heute zu den positivsten Erscheinungen im RSV-Dress zählte, mit einem Missgeschick im eigenen Strafraum den letzten Funken Hoffnung für den RSV löschte. Die Profis bestraften eine Tendelei an der Torauslinie auf den Fuß und Laszlo Kanyuk, der wohl einzige heute aufgebotene Stammspieler, versetzte mit dem 3:0 dem Landesligisten den k.o.

Jürgen Menger hatte bereits Brands und Lederer und in der Schlussphase Bilir aus dem Verkehr gezogen, um diese für wichtigere Aufgaben im Punktspiel gegen den SV Wiesbaden (bereits Freitag) zu schonen.

Der A-Junior Andreas Petri erhielt Gelegenheit, vor der für Amateurverhältnisse imponierenden Kulisse einzugreifen, und der unbekümmerte Auftritt des Youngsters sorgte für eine kurze frische Brise. Fast wäre dem quirrligen Talent nach feinem Slalom durch die langen Kerle der Offenbacher Abwehr wenigstens der überfällige Ehrentreffer gelungen. Doch Schlussmann Endres zeigte sich nicht in Gönnerlaune.

Die Chronistenpflicht gebietet es, das vierte Offenbacher Tor nachzutragen. Es verdient deswegen besondere Erwähnung, weil hier Würges keine Assistenz leistete und es auch der schönste Treffer des Abends war. Florian Goll bediente mit einer Musterflanke Sascha Gies, der mit platziertem Kopfball einlochte. Er hatte somit den Torreigen eröffnet und nun geschlossen.

Hans-Jürgen Boysen beklagte in der Pressekonferenz den fehlenden Ernst seines Aufgebots, fand dagegen für den couragierten Auftritt des Gegners lobende Worte:"Gespielt hat nicht der OFC, sondern der RSV Würges. Die Leistung meiner Spieler, deren Job der Fußball ist, war enttäuschend. Der Auftritt der Amateure, die heute noch ihrem Beruf nachgegangen sind, verdient Anerkennung. Allein das Ergebnis ist zufriedenstellend und die Tatsache, dass Sascha Gies, für den ich mich freue, drei Tore gemacht und ein viertes vorbereitet hat."

RSV-Trainer Jürgen Menger wurmte weniger die Niederlage als die Art und Weise, wie die Tore gefallen waren: "Nach dem frühen 1:0 war eigentlich der Käse gegessen. Der zweite Anzug des Gegners hat das Ergebnis dann locker nach Hause gefahren. Dennoch glaube ich, dass meine Spieler heute etwas lernen konnten."

Dann dachte Menger schon an den kommenden Freitag und die wichtigere Aufgabe in der Landeshauptstadt. Da will der Spitzenreiter auf der Prioritätenliste die schwere Aufgabe gegen den SV Wiesbaden nach 90 erfolgreichen Minuten abhaken.

RSV Würges: Morawiec, Sehr, Schneider, Medak, Bilir (82. Schenk), Dylong, Becker, Meuth, Lederer (66. Hartmann), Brands (72. Petri), Szekely.

Kickers Offenbach: Endres, Mahr, Zimmermann, (87. Weißenfeld), Pospischil, Kanyuk (82. Sieger), Bodnar, Gerov, Gies, Izairi (46. Pinske), Sari, Goll.

Tore: 0:1 Gies (3.), 0:2 Gies (39.), 0:3 Kanyuk (76.), 0:4 Gies (84.).