Wisst ihr noch? Freche Tore - Sauertopf für Orlen

Torjubel Robert Winkler, Stefan Mateos, Deniz Brennecke. Foto: Claus Coester

BOL Wiesbaden am 14. Mai 2005

SG Hausen/Fussingen – SG Orlen 8:0 (4:0)

Eine solch' rauschende Ballnacht wird Fussingen nicht so häufig erleben. Acht Tore bei einem Fußballfest - und die sämtlich in des Gegners Netz gelegt.

Dabei hatte es in den ersten Minuten gar nicht so ausgesehen. Während der Abtastphase wirkten die Hausherren, abgesehen von Robert Winklers Großchance in der ersten Spielminute, zerfahren und konzeptlos, zwar im Vorwärtsgang, aber gefälliger spielte da der Gast aus Taunusstein, doch eben nur gut 10 Minuten - ein Neuntel der Spielzeit, nicht gut genug, um die ungeahnte Torlawine, die da heranrollte, aufzuhalten.

Michael Sauers frecher Freistoß war dann die Initialzündung zu einem Torrausch, der dem führenden Limburger BOL-Vertreter den höchsten Saisonsieg bescherte. Der Ex-Wehener präsentierte ein Pröbchen aus seiner gut bestückten Spezialitätentüte: Freistöße aus spitzem Winkel, wo die Otto-Normal-Verbraucher des Fußballs eine Flanke erwarten, da hält der Meister die Kugel mit Vollspann drauf. Eigentlich hätte sich das bis zum im Weichbild Wehens liegenden Orlen herumsprechen müssen. Der Ball schug urplötzlich unter der Latte von Magers Torkasten ein. Der Torreigen war eröffnet. Die Gastgeber machten sich daran, den Gästen ihre Hausordnung zu diktieren.

Bis zur Pause folgten noch zwei Zünder durch Deniz Brennecke: einmal bediente Robert Winkler, als er sich gegen seinen Bewacher energisch durchgesetzt hatte, mit Rückpass seinen Sturmkollegen, der das Publikum durch Verzögerung noch auf die Folter spannte und dann die Kugel unter die Latte donnerte. Beim 3:0 erlief sich der Ex-Elzer einen Longball (zumidest heute Gift für die Orlener) und stellte den Halbzeitstand her.

Die Frage, ob der Gast vom Orlener Zugmantel noch einmal wiederkommen würde, war spätestens drei Minuten nach Wiederanpfiff durch Michael Sauers zweiten Streich beantwortet. Spiegelverkehrt führte er nun von der Gegenseite einen Freistoß aus. Dieses Mal wählte der Fuchs die flache Variante. An Freund und Feind vorbei zischte die Kugel ins Orlener Netz. 

Fortan stellte sich eigentlich nur die Frage nach der Höhe des Sieges. Würde Orlen ein 0:4 verwalten wollen? Gordon Walz, der Spielertrainer der Gäste, verneinte dies. "Bei 0:4 mussten wir auf Ergebnisverbesserung aus sein und nach vorne spielen. Alles andere wäre untypisch für meine Mannschaft", verriet der Coach nach dem Debakel, das seiner Erinnerung nach die deftigste Klatsche seiner bisherigen Trainerlaufbahn bedeutete.

Der HFL-Torhunger war noch längst nicht gestillt. Stefan Mateos bediente nach 70 Minuten Robert Winkler, der bisher leer ausgeangen war, und verhalf dem Torjäger zu seinem ersten Erfolgserlebnis des Abends.

Die Gäste, die sich weigerten, auf Schadensbegrenzung zu setzen, spielten weiter offen, kamen aber zu lediglich zwei Möglichkeiten in Form von Distanzschüssen. Link und Müller sorgten mit ordentlichen Abschlüssen dafür, dass Holger Schick sich heute Abend nicht umsonst zwischen die Pfosten gestellt hatte. Die beiden Geschosse meisterte der HFL-Keeper, wie das eben ein solider Schlussmann tut.

Das 7:0 fiel nach sehenswerter Kombination über den eingewechselten Sebastian Orendi, dessen langer Diagonalpass in den Lauf für Robert Winkler ein gefundenes Fressen und für den bedauerswerten Mager im Orlener Kasten eine nächste bittere Pille war.

Nach dem Motto "Wenn ich den Reigen schon eröffne, dann beschließe ich ihn auch" vollstreckte Michael Sauer in der Nachspielzeit einen von Mager unglücklich verursachten Foulelfmeter zum Endstand (Arnold war vom Orlen-TW unglücklich umgemäht worden). Für den ampelbestraften Schlussmann (Wo war da das Fingerspitzengefühl des sonst passabel agierenden Referees?) stellte sich nach Ausschöpfung des Wechselkontingents Orlens Feldspieler Marcel Schmiechen ins Tor, konnte aber Sauers Schuss nicht abwehren.

Michael Sauer bemängelte nur die Anfangsphase seiner Mannschaft:"Da waren wir noch nicht sortiert und spielten zu verhalten. Dann aber bekamen wir das Spiel in den Griff und haben eine gute Leistung abgerufen." 

Für Gordon Walz brach nicht die Welt zusammen:"Das Spiel ist für uns einfach schlecht gelaufen und wir sind unter die Räder geraten. Dass wir überflüssige Fehler machen, ist für unser momentanes Spiel symptomatisch. Dennoch hat meine Mannschaft Moral bewiesen und weiter offensiv gespielt. Hausen/Fussingens Stürmer haben natürlich heute eine Extra-Klasse gehabt."

Da lag der Orlen-Coach sicherlich richtig. Die Westerwälder liegen nun auf dem fünften Rang, die Toretabelle weist sie als Mannschaft mit dem drittbesten Sturm und der drittbesten Abwehr der Liga aus, ein Zeugnis, das man vorzeigen kann. Mit Zeilsheim halten sie nebenbei den Rekord der höchsten Saisonsiege der Liga. Die Frankfurter Vorstädter trafen vor geraumer Zeit gegen Schwalbach ebenfalls acht Mal ins Schwarze und behielten eine reine Weste. 

SG Hausen/Fussingen/Lahr: Holger Schick, Krekel, Gross, Michael Schmidt (72. E. Schick), Frank Schäfer (53. Orendi), Sauer, Schätzle (69. F. Schick), Mateos, Brennecke, Winkler.

SG Orlen: Mager, Walz, Kälberer, Pietsch, Schmiechen,  Maciol, Breda (69. Baum), Berger, Bernhardt, Link, Müller (Ataly, Guera).

Tore: 1:0 Sauer (17.), 2:0 Brennecke (25.), 3:0 Brennecke (33.), 4:0 Sauer (48.), 5:0 Winkler (71.) 6:0 Brennecke ( 76.), 7:0 Winkler (85.), 8:0 Sauer (92. FE).